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Wirtschaft: Preussag-Pläne für Billigflieger spruchreif

Berlin (mo). Die Pläne von Preussag-Chef Michael Frenzel, mit einer eigenen Billigfluglinie auf den Markt zu gehen, sind spruchreif.

Berlin (mo). Die Pläne von Preussag-Chef Michael Frenzel, mit einer eigenen Billigfluglinie auf den Markt zu gehen, sind spruchreif. Am Wochenende, wenige Tage vor der Preussag-Hauptversammlung am Mittwoch in Hannover, wurde bekannt, dass Preussag, also die künftige Tui AG , mit der Billigfluggesellschaft Germania ins Geschäft kommen möchte. Bereits Mitte Mai hatte Germania-Chef Heinrich Bischoff von einer engeren Zusammenarbeit mit Europas größtem Reisekonzern gesprochen. Seit Jahren fliegt Germania auch im Auftrag der Preussag-Tochter Tui.

Nach den am Wochenende bekannt gewordenen Plänen sollen zunächst fünf Boeing-Jets aus dem Besitz von Germania in ein neues Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden, die auf den Strecken Berlin-Köln und Berlin-Frankfurt (Main) zum Einsatz kommen. Geplant ist, die Flotte in den kommenden Jahren sukzessive bis auf 50 Maschinen auszubauen. Auch Fernstrecken sollen bedient werden. Preussag/Tui wird nach den Plänen vorerst knapp 20 Prozent, Germania-Eigner Bischoff rund 80 Prozent der Anteile an dem neuen Unternehmen halten. Brancheninsider haben einen entsprechenden Bericht des „Spiegel“ am Wochenende bestätigt.

Mit rund 360 Beschäftigten und 27 Flugzeugen gehört Germania zu den großen Ferienfluggesellschaften in Deutschland. Im vergangenen Jahr wurden 1,2 Millionen Passagiere befördert und es sollen noch mehr werden. Seit vergangenem November bedient das Unternehmen die Strecke Berlin-Frankfurt (Main). Seit April fliegt Germania, 1978 in Köln-Bonn gegründet und mittlerweile mit dem „betrieblichen Hauptstandort“ an der Spree, auch zwischen Berlin und Köln-Bonn. Vom Winter an sind weitere Verbindungen zwischen Berlin und München beziehungsweise zwischen München und Hamburg eingeplant.

Von der Gesamtflotte, überwiegend Boeing-Maschinen des Typs 737-300 und 737-700 mit Sitzplätzen für 148 Passagiere, sind zurzeit 19 Flugzeuge an andere Gesellschaften verleast – für Germania, weitgehend schuldenfei, eine sichere Ertragsquelle. Acht Maschinen sind im Auftrag der Preusssag-Tochter Tui beziehungsweise in eigener Regie unterwegs. Im Herbst sollen es zwölf Maschinen sein. Vier Flugzeuge hat Germania von den Leasingpartnern „auf Grund guter Geschäftserwartungen“ zurück erbeten.

Die Platzverhältnisse in den Maschinen erklären, warum Preussag sich Germania als Partner ausgesucht hat. Die Flugzeuge der Konkurrenz sind für den geplanten Zweck als deutscher Billigflieger zu groß. Außerdem ist es für Preussag offensichtlich günstiger, mit Germania als mit der konzerneigenen Hapag Lloyd, mit Britannia oder der französischen Corsair ins Billigfluggeschäft einzusteigen.

Keine Tarifverträge

Germania ist nach eigenen Angaben vergleichsweise einfach strukturiert. „Wir haben eine sehr schlanke Hierarchie“, erklärte Germania-Geschäftsführer Mustafa Muscati unlängst in der „Süddeutschen Zeitung“. Auch bei den Vertriebskosten sei Germania im Vergleich zu den etablierten Wettbewerbern im Vorteil. Denn nur knapp 60 Prozent der Tickets würden im Reisebüro verkauft, der Rest über Call Center und Internet. Kosten spart die Gesellschaft noch an anderer Stelle. So wird auf den Bordservice verzichtet. Dadurch entfällt das Beladen und Reinigen der Flieger. Und: Germania kommt ohne Tarifverträge aus. Durch eine relativ hohe Ergebnisbeteiligung sichert sich das Unternehmen die Unterstützung seiner Mitarbeiter. So sind auch Überstunden kein Problem.

Wann die neue Billigfluggesellschaft an den Start gehen, wie sie heißen und wo der Sitz sein wird, ist noch nicht entschieden. Auch nicht, welche Destinationen am Ende im Flugplan erscheinen und was es kosten soll. Klar ist dagegen, dass der Ticketverkauf über das Internet und die Preussag-eigenen Reisebüros erfolgen wird.

Für Lufthansa kann das Folgen haben. Denn allein die Preussag-Reisebüros spülen rund eine Milliarde Umsatz pro Jahr in die Kassen des Frankfurter Carriers, hat der „Spiegel“ berechnet. Käme die Billig-Airline bei den Kunden an, dürfte ein Teil der Gelder bei dem neuen Gemeinschaftsunternehmen landen.

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