zum Hauptinhalt
Abenteuerlust: Die Rentner im Film „Best Exotic Marigold Hotel“ verbringen ihren Lebensabend lieber in Indien als im Altersheim.

© Fox

Private Altersvorsorge: Wann sich die Auszahlung auf einen Schlag lohnt

Wer jahrelang in eine private Altersvorsorge investiert, steht am Ende der Sparphase vor der Wahl: Alles auf einmal auszahlen lassen oder eine lebenslang garantierte Rente beziehen?

Das Vertrauen in die gesetzliche Rente in Deutschland ist schwach: Ein großer Teil der Arbeitnehmer, und darunter ganz besonders junge Beschäftigte, hat einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes zufolge Angst vor Altersarmut. 38 Prozent glauben, die gesetzliche Rente reiche nicht für das Leben im Ruhestand aus. Dazu passt, dass immer mehr Menschen hierzulande sich neben der gesetzlichen Rente noch über private Rentenpolicen absichern. Am Ende der Ansparphase hat der Kunde oft die Qual der Wahl: Will er eine lebenslange monatliche Rente oder will er das Geld auf einen Schlag? Umfragen zufolge würden sich knapp 60 Prozent der Deutschen, vor allem die Jüngeren, für eine Rente entscheiden. Doch was ist sinnvoll?

HOHER PREIS FÜR SICHERHEIT

Eine allgemeingültige Antwort gibt es wegen der vielen verschiedenen Tarifvarianten zwar nicht. Beispiel-Rechnungen zeigen aber: Wer ein großes Sicherheitsbedürfnis hat und sich für die Rentenvariante entscheidet, zahlt dafür einen hohen Preis. Bei der Allianz bekommt ein heute 30-jähriger Mann, der 35 Jahre lang jeden Monat 150 Euro in die Rentenversicherung „Zukunftsrente Klassik“ überweist, entweder mit 65 die garantierte Summe von 75 294 Euro – oder eine lebenslange Rente von 265 Euro. Wer nachrechnet, stellt fest: Allein um die Summe aus der Auszahlungsvariante auszuschöpfen, muss der Rentner knapp 89 Jahre alt werden – Zinsen noch gar nicht mitgerechnet. Die versprochene Verzinsung in der Ansparphase ist dabei sehr bescheiden: Der Sparer erhält auf seine 63 000 eingezahlten Euro in 35 Jahren eine Rendite von unter einem Prozent. Allerdings prophezeit die Allianz eine Überschussbeteiligung, die die Rendite auf knapp 3,8 Prozent anhebt und damit zu einer monatlichen Rente von 612 Euro oder einer einmaligen Kapitalausschüttung von gut 129 000 Euro führt. Sicher ist dies aber nicht.

AUCH DIE BANK ZAHLT AUS

Wer sich das Geld auf einen Schlag auszahlen lässt, hat mehrere Möglichkeiten. Die einfachste und flexibelste ist es, das Ersparte auf einem Spar- oder Tagesgeldkonto anzulegen und jeden Monat eine bestimmte Summe abzuschöpfen. Dabei könnte der Sparer auch profitieren, sollten die derzeit extrem niedrigen Zinsen wieder anziehen. Alternativ bieten die meisten Banken sogenannte Auszahlpläne an: Hier lässt sich genau berechnen, wie hoch die monatlichen Zahlungen bei einem bestimmten Guthaben-Zinssatz sein dürfen, damit das Kapital zehn, 20 oder mehr Jahre reicht. Wer beispielsweise jene 129 000 Euro aus der oben zitierten Rentenversicherung der Allianz zum Rentenbeginn in einen Bankauszahlplan stecken will, erhält bei der Bausparkasse Mainz 20 Jahre lang jeden Monat 711 Euro. Glaubt er, bis 90 putzmunter zu sein, muss die Summe also 25 Jahre reichen, dann kann er mit 624 Euro pro Monat rechnen. Der Nachteil: Die Auszahlpläne sind meist nicht kündbar. Allerdings sind auch Rentenversicherungen sehr unflexibel und können nur unter hohen finanziellen Einbußen gekündigt werden. Der größte Vorteil der Bankauszahlpläne: Es fallen keine Gebühren an.

ANLEGEN BEIM VERSICHERER

Wer sein Geld aus einer Renten- oder Lebensversicherung ausbezahlt bekommen hat, kann es auch wieder bei einem anderen Versicherer anlegen, wenn die Konditionen günstiger erscheinen. Viele bieten eine Art Auszahlplan an, die sogenannte „Sofortrente gegen Einmalzahlung“. Sie garantiert eine lebenslange monatliche Rente, die sofort fließt, wenn der Sparer einen bestimmten Betrag überweist. Ein Beispiel: Die Allianz zahlt einem 65-jährigen Mann, der 50 000 Euro mitbringt, eine Garantierente von 200,24 Euro bis ans Lebensende. Eine Frau erhielte 186,13 Euro (siehe Kasten). Zum Vergleich: Wer etwa bei der Bausparkasse Mainz einen Auszahlplan abschließt, kann 20 Jahre lang mit 276,27 Euro rechnen. Bei 25 Jahren erhält er jeden Monat 242 Euro. Insgesamt hat ihm die Bausparkasse in 20 Jahren inklusive Zinsen dann 66 424 Euro überwiesen. Bei der Allianz sind es nach 20 Jahren nur 48 057 (Mann) bzw. 44 671 Euro (Frau). Besser sieht der Vergleich für die Versicherung aus, wenn die – nicht garantierte – Überschussbeteiligung hinzugerechnet wird. Dann könne ein Mann lebenslang mit 249 Euro und eine Frau mit 233 Euro kalkulieren, rechnet Allianz-Leben-Sprecher Udo Rössler vor. Damit ist klar: Im Vergleich zum Bankauszahlplan lohnt sich die Versicherungsrente im Beispiel erst für Menschen, die älter als 90 werden oder ihre Rente länger als 25 Jahre benötigen.

VORSORGEN FÜR DEN TOD

Bei Versicherungen gilt es in puncto Tod genau hinzusehen: Was passiert mit dem Ersparten, wenn der Versicherte schon in der Sparperiode stirbt oder die Rente nur noch kurz erlebt? Während Banken den Rest des Guthabens an die Erben auszahlen, ist bei Versicherungen das Geld in den meisten Fällen komplett oder zumindest teilweise weg. Wer vererben möchte, sollte deshalb auf Zusatzbausteine wie „Beitragsrückgewähr“, „Rentengarantiezeit“ und „Kapitalrückzahlungsgewähr“ achten. Je nach Tarif erben die Nachkommen die gezahlten Beiträge oder erhalten die vereinbarte Rente für die zuvor festgelegte Garantiezeit weiter. Oder aber es wird den Erben das zu Rentenbeginn vorhandene Kapital abzüglich bereits gezahlter Renten weitergereicht. Allerdings: Zum Nulltarif gibt es die Optionen meist nicht.

IMMER VERGLEICHEN

Wichtig sei, viele Angebote zu vergleichen, rät das Analysehaus Morgen und Morgen. Denn Analysen von privaten Rentenversicherungen hätten gewaltige Unterschiede ergeben: Ein 35-Jähriger, der 32 Jahre jeden Monat 200 Euro einzahle, könne am Ende beim besten Angebot nach 20 Jahren Rentenbezug 32 000 Euro mehr erwarten als beim schlechtesten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false