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Wirtschaft: Private Bahnanbieter: Mehr Wettbewerb für die Schiene

Wer ist derzeit Deutschlands mächtigster Unternehmer? Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle?

Wer ist derzeit Deutschlands mächtigster Unternehmer? Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle? Deutsche-Bank-Vorstandssprecher Rolf-E. Breuer? Oder vielleicht Daimler-Chrysler-Boss Jürgen Schrempp? Vermutlich keiner von diesen dreien - Bahnchef Hartmut Mehdorn ist es, der zurzeit über den besten Draht zur Bundesregierung verfügt. Ob Ex-Aufsichtsratschef Dieter Vogel, Verkehrsminister Kurt Bodewig oder gar Kanzler Gerhard Schröder (beide SPD) - im Streit um die Zukunft der Bahn-Sanierung oder des Schienennetzes war es stets der quirlige Manager, der seinen Kopf durchsetzte. Aus Mehdorns Sicht ist das erfreulich - aus verkehrspolitischer Sicht aber nicht. Zwar reden die Koalitionspolitiker oft davon, die Eisenbahn und den Wettbewerb in Deutschland fördern zu wollen. Dass es angesichts der immensen Marktmacht der Deutschen Bahn aber in absehbarer Zeit zu einem lebhaften Wettbewerb auf der Schiene kommen wird, ist unwahrscheinlich.

Kein Wunder also, dass sich die privaten Konkurrenten der Bahn nicht länger hinhalten lassen wollen. Sie haben nun einen Verband gegründet, um sich bei Politik und Medien mehr Gehör zu verschaffen. Das ist nur allzu verständlich. Denn der Wettbewerb hat in dieser Bundesregierung nicht allzu viele Freunde - sonst wäre das Schienennetz sauber und klar vom Bahn-Konzern getrennt worden, um möglichen Konkurrenten faire Marktbedingungen einzuräumen. Oder es hätte längst eine Diskussion über die Zukunft der Interregio-Züge begonnen, welche die Bahn streichen will und sich gleichzeitig weigert, sie der privaten Konkurrenz zu überlassen. Nein, ohne stärkeren Druck droht die Liberalisierung des Eisenbahn-Marktes verschleppt zu werden. Das hätte schlimme Folgen: Nicht nur blieben die Preise höher und die Qualität dürftiger als eigentlich nötig. Die absehbare Zunahme der Verkehrsströme können viele kleinere Anbieter auch vermutlich besser bewältigen als ein behäbiger Monopolist.

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