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Wirtschaft: Private Banken wollen Zinssenkung nicht weitergeben Breuer erneuert den Wunsch nach Kooperation mit anderen Instituten

Frankfurt (Main)/ Berlin (ro/dr). Die Krise der deutschen Banken ist mittlerweile so gravierend, dass sie die Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche nicht an die Kunden weitergeben wollen.

Frankfurt (Main)/ Berlin (ro/dr). Die Krise der deutschen Banken ist mittlerweile so gravierend, dass sie die Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche nicht an die Kunden weitergeben wollen. „Das können wir uns derzeit nicht erlauben“, sagte Rolf Breuer, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken und Aufsichtsratschef der Deutschen Bank am Donnerstag in Frankfurt. Die Zinsspanne sei ohnehin auf einem historischen Tiefstand. Allenfalls im Laufe des kommenden Jahres, wenn die Sparbemühungen der Banken erste Früchte tragen, könne es neuen Spielraum geben, Zinssenkungen weiter zu reichen, betonte Breuer im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten.

„2003 werden wir erste Erfolge des besseren Kostenmanagements sehen“, glaubt der Bankenpräsident. Die Ausdünnung des Filialnetzes werde aber weiter gehen müssen. „Auch beim Personalabbau sind wir noch nicht am Ende.“ Allein bis Ende 2003 streichen die Banken über 30000 Jobs. Im Kreditgeschäft müssten sich die Firmen auf härtere Bedingungen einstellen. „Es wird schwerer werden, Kredite zu bekommen.“ Insgesamt, so der Bankenpräsident, sei er zufrieden, wenn es 2003 keine weitere Verschlechterung gebe. Breuer spricht nur von einer „krisenhaften Erscheinung“ und von einem „erheblichen“ Ertragsproblem der Banken. „Eine Liquiditäts oder Bonitätskrise gibt es nicht.“ Die Banken seien aber in der schwierigsten Lage seit 50 Jahren. Der Bankenpräsident macht die zu geringe Produktivität der Kreditinstitute für die Malaise verantwortlich. „Die Konzentration im Geldgewerbe ist zu gering, es gibt zu viele Banken und zu viele Filialen.“ Zum anderen befassen sich die Banken mit zu vielen Aufgaben und Produkten. Damit seien sie ineffizient. „Wenn die Autoindustrie unsere Fertigungstiefe hätte, wäre sie schon längst tot“.

Öffentliche Banken sind skeptisch

Breuer fordert einmal mehr auch Kooperationen nicht nur innerhalb der einzelnen Sektoren des Kreditgewerbes, sondern auch grenzüberschreitend. Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken müssen sich nach seiner Ansicht zusammenraufen.

Der Präsident des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), Hans Dietmar Sauer, warnte hingegen am Donnerstag vor eine „Phantomdebatte“. „Die von den Privatbanken losgetretene Diskussion lenkt von den tatsächlichen Problemen der Branche ab. Nicht die drei Säulen, sondern der Kostendruck, die schlechte Konjunktur und eine um sich greifende Überregulierung machen es der gesamten Branche derzeit schwer“, sagte Sauer, der auch Vorstandsvorsitzender der Landesbank Baden-Württemberg ist. Das offensichtliche Bestreben der Privaten, durch Übernahmen im öffentlichen und genossenschaftlichen Bankensektor ihre Basis im Retailgeschäft zu verbreitern, sei durchsichtig. Letztlich gehe es den Privaten darum, den Markt auf sich zu konzentrieren. Sauer verweist auf die Situation im englischen Bankenmarkt, wo infolge der Konzentration eine miserable Kreditversorgung des Mittelstandes festzustellen sei und rund drei Millionen Bürger überhaupt keine Kontoverbindung erhielten.

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