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Wirtschaft: Private Krankenversicherer gründen Rettungsgesellschaft

Medicator soll bei finanzieller Schieflage eines Unternehmens einspringen / Haftungskapital beträgt eine Milliarde Euro

Berlin (hej/vis). Als Reaktion auf die Krise der Mannheimer Versicherung hat der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) eine Auffanggesellschaft für den Fall gegründet, dass ein privater Krankenversicherer in eine finanzielle Schieflage geraten sollte. Die Gesellschaft mit dem Namen „Medicator AG“ ist am Donnerstag gegründet worden, teilte der Verband am Freitagnachmittag mit. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Köln und soll ein Haftungskapital von einer Milliarde Euro bekommen.

„Wir reagieren damit auf die hektische Diskussion und die Beunruhigung in der Bevölkerung“, sagte PKVGeschäftsführer Christian Weber dem Tagesspiegel. „Es handelt sich um eine reine Vorsorgemaßnahme, denn es gibt nach wie vor kein Unternehmen, das sich in einer finanziellen Notlage befindet.“ Ob die Mannheimer Krankenversicherung von der Krise des Schwesterunternehmens Mannheimer Lebensversicherung mit in den Abgrund gezogen wird oder ihr Geschäft weiter betreiben kann, ist noch nicht absehbar.

Mit der Gründung von Medicator reagiert die Branche auf die wachsende Verunsicherung der privat Krankenversicherten. Denn anders als in der Lebensversicherung gab es in der privaten Krankenversicherung bislang keine Notfallgesellschaft, die bei Insolvenz eines privaten Krankenversicherers einspringt und die Verträge weiterführt. Das Problem: Besonders ältere Kunden hätten im Fall der Pleite eines Versicherers erhebliche Schwierigkeiten, eine neue private Krankenversicherung abzuschließen, weil sie die angesparten Alterungsrückstellungen verlieren und beim neuen Unternehmen unbezahlbar hohe Einstiegsprämien drohen. Vorausgesetzt, sie überstehen die Gesundheitsprüfung beim neuen Versicherer. Die Rettungsgesellschaft der Lebensversicherer, Protektor, ist dagegen bereits im Dienst. Sie steht bereit, die Verträge der Mannheimer Leben zu übernehmen, die sich an der Börse verspekuliert hatte.

Gründungsmitglieder von Medicator sind acht Krankenversicherer, die zusammen einen Anteil von 60 Prozent des Marktes abdecken: die Allianz, Barmenia, Central, Continentale, Debeka, DKV, Landeskrankenhilfe und die Signal. Damit sei bereits 60 Prozent des angestrebten Haftungskapitals vorhanden, sagte Weber. Das Geld soll in der kommenden Woche bereitgestellt werden. „Die Gründungsmitglieder gehen von einer solidarischen Beteiligung aller Unternehmen der Branche aus“, so Weber. Medicator soll die Erfüllung von Versicherungsverträgen sicherstellen, wenn ein Krankenversicherer in finanzielle Not geraten sollte. Die Medicator ist zunächst „eine reine Beteiligungsgesellschaft, die dafür sorgt, dass die Krankenversicherung des Kunden in toto weiterbesteht“, betonte Weber. Das soll der angeschlagenen Krankenversicherung die Chance auf eine Sanierung geben. Sollte die nicht gelingen, könnte die Medicator in einem zweiten Schritt in eine echte Krankenversicherung umgewandelt werden, die dann die Verträge übernimmt. So weit ist es jedoch noch nicht.

In einer ersten Stellungnahme begrüßte die Allianz die Medicator-Gründung. „Im Zentrum stehen die Interessen des Kunden und die Sicherung seiner Vertragsansprüche“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. „Die Sanierung eines Unternehmens kann dagegen nicht Aufgabe des Wettbewerbs sein.“

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