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Probleme mit Straßenbahn: Tram-Desaster belastet Siemens

Die Schäden an der Straßenbahn vom Typ „Combino“ sind deutlich größer als befürchtet. Die Verkehrstechniksparte von Siemens verfehlt das Gewinnziel

Siemens hat mit den Straßenbahnzügen „Combino“ offenbar noch größere technische Probleme als bislang angenommen. Nach einem Zeitungsbericht reicht es nicht aus, einzelne Teile der schadhaften Züge auszutauschen. Es müssten vielmehr alle weltweit vertriebenen Straßenbahnen mit Ausnahme des Räderwerks komplett neu gebaut werden, schreibt die „Rheinische Post“ unter Berufung auf einen internen Bericht des Unternehmens. Siemens bestritt am Dienstag einen Totalschaden beim „Combino“. „Es kann keine Rede davon sein, dass die Wagenkästen der Bahnen komplett ersetzt werden müssen“, sagte eine Sprecherin der Siemens-Verkehrstechniksparte auf Anfrage. Man arbeite vielmehr an einem mehrstufigen Sanierungskonzept für die Fahrzeuge. Die Behauptung, die Decken der Trams seien einsturzgefährdet, wies sie zurück.

Siemens hatte etwa 70 der bislang ausgelieferten 400 „Combinos“ zurückrufen müssen, nachdem sich die Kunden über Risse in den Aluminium-Rahmen der Karosserien beschwert hatten. In Deutschland sind die „Combino“-Züge vor allem in Potsdam, Düsseldorf, Freiburg und Augsburg im Einsatz. Im Ausland fahren die Straßenbahnen, die etwa zwei Millionen Euro pro Stück kosten, unter anderem in Amsterdam und Melbourne. Trotz der Pannenserie will Siemens an dem Geschäft mit Straßenbahnen festhalten. „Wir werden das Problem lösen, egal auf welcher Kostenebene“, sagte die Sprecherin. In absehbarer Zeit wolle Siemens dann einen neu konstruierten Nachfolger für den „Combino“ herausbringen. Früheren Angaben zufolge liegen Siemens Bestellungen für rund 200 weitere Züge vor. Die Sprecherin gab zu, dass die Rückstellungen, die der Konzern bisher für die Reparatur der „Combinos“ gebildet hatte, bei weitem nicht ausreichten. „Wir können momentan keine finanziellen Aussagen machen, weil das reine Spekulation wäre“, sagte sie. Es gebe aber hinsichtlich der Bewertung der Lasten keine neue Sachlage. Siemens-Chef Heinrich von Pierer hatte Ende April gesagt, er könne weitere Ergebnisbelastungen nicht ausschließen.

Ursprünglich waren für das gesamte Geschäftsjahr 2003/04 Rückstellungen von maximal 200 Millionen Euro angekündigt worden. Nun kalkuliert Siemens allein für das erste Halbjahr mit Rückstellungen von etwa 300 Millionen Euro für den „Combino“. Siemens bestritt Angaben der „Rheinischen Post“, wonach es Stornierungen von Aufträgen und Schadenersatzklagen gebe. Auch ein Produktionsstopp im Werk Krefeld-Uerdingen, wo die „Combinos“ zusammengebaut werden, sei nicht geplant. Für die Sanierungsarbeiten sollten sogar zusätzliche Kapazitäten in den Werken Krefeld-Uerdingen und Prag geschaffen werden. Die massiven Probleme bei den Straßenbahnzügen hatte die Verkehrstechnik-Sparte von Siemens im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres mit 289 Millionen Euro ins Minus gerissen und das Gewinnwachstum im Konzern gebremst. Die Vorgabe, im Geschäftsjahr eine Marge von fünf bis sieben Prozent zu erzielen, hat die Verkehrstechnik-Sparte jetzt aufgegeben.

Nicole Adolph

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