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Wirtschaft: Profit und Verantwortung

Mit Daimler-Chrysler präsentiert erstmals ein deutscher Konzern sein soziales Engagement

Um den Ruf deutscher Konzerne ist es nicht gut bestellt – zurzeit jedenfalls nicht. Viele zahlen keinen Cent Steuern, Mitarbeiter sind reine Manövriermasse. Soziale, gesamtstaatliche Verantwortung scheint in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kein Thema zu sein. Da meldet sich der größte deutsche Industriekonzern zu Wort. DaimlerChrysler rudert gegen den Strom, reklamiert „Verantwortung in der Gesellschaft“, und legt sogar einen eigenen Bericht über das weltweite soziale Engagement des Konzerns vor. Das klingt nach Verteidigung, ist es aber nicht.

Daimler-Chrysler zählt zu den Wenigen in Deutschland, die sich gar nicht rechtfertigen müssen – nicht in diesen Tagen. Denn im Gegensatz zu anderen großen Unternehmen schafft Daimler-Chrysler neue Jobs, sogar in Deutschland. Die Geschäfte laufen gut und selbst der Finanzminister darf die Hoffnung hegen, dass die schwäbischen Autobauer wieder in seine Kasse einzahlen.

Daimler-Chrysler betritt Neuland. Es ist der erste deutsche Konzern, der offensiv und öffentlich sein gesellschaftliches Engagement präsentiert. Nach dem Motto: „Tue Gutes und rede darüber“. Günther Fleig, Personalchef bei Daimler-Chrysler bemühte am Dienstag in Berlin lieber Albert Einstein: „Nicht alles, was zählbar ist zählt. Nicht alles, was zählt ist zählbar.“ Will heißen: Daimler macht mehr als Autos. Aber berechnen lassen sich die Effekte nicht – nicht direkt jedenfalls. Neben Smart und S-Klasse bleibt Zeit und Geld für das neue „Weltarchiv des Wissens“ in Alexandria, den Kampf gegen Aids in Afrika oder Kokosfasern aus Brasilien als Öko-Rohstoff für die Autoproduktion. Ob Kultur, Umwelt, Soziales oder Sport – Daimler-Chrysler ist dabei, lautet die Botschaft. Mehr noch: Daimler-Chrysler muss dabei sein, weil ein globales Unternehmen mit der Verantwortung für 370 000 Mitarbeiter in aller Welt sich gar nicht drücken kann.

Und von Kosten will niemand reden, stattdessen von Investitionen in die Zukunft. Altruisten sind die Manager des deutsch-amerikanischen Autokonzerns trotzdem nicht. Im Gegenteil, sie sind ungewöhnlich ehrlich. Das Engagement soll sich rechnen. Daran lässt niemand einen Zweifel. Den west-östlichen Diwan von Goethe hat Daimler mit gutem Grund ins Persische übersetzen lassen. Wenn das Projekt schon keine direkten Geschäfte zur Folge hat, dann vielleicht ein wenig Reputation – zum Wohle des Hauses Daimler und seiner Produkte. Andere Konzerne in Deutschland sollten sich auch um ihre Reputation kümmern – gerade jetzt. fo

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