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Wirtschaft: Prognose: positiv

Wirtschaftsforscher korrigieren nach einem starken Jahresauftakt ihre Erwartungen nach oben. Nur die Börse bleibt skeptisch

Berlin - Vielen deutschen Unternehmen geht es so gut wie lange nicht mehr. Und zwar quer durch alle Branchen: Die Allianz präsentierte am Mittwoch einen überraschend hohen Überschuss von 1,8 Milliarden Euro für die ersten drei Monate, die Deutsche Bank schloss das erfolgreichste erste Quartal ihrer Geschichte ab und auch der Autobauer BMW überraschte mit einem Rekordergebnis. Der Waschmittel- und Kosmetikhersteller Henkel präsentierte ebenso ein kräftiges Gewinnplus wie der Dialysespezialist Fresenius Medical Care (FMC). Nur beim Handelskonzern Metro läuft das Deutschlandgeschäft weiter schlecht: Das Düsseldorfer Unternehmen verdiente weniger als im Vorjahresquartal.

Dennoch setzte sich die Aktie der Metro am Mittwoch an die Spitze des Deutschen Aktienindex Dax. Viele Werte, die nach Bekanntgabe der guten Zahlen an der Börse deutlich zugelegt hatten, mussten dagegen im Handelsverlauf einen Teil ihrer Gewinne wieder abgeben oder landeten sogar im Minus. Die Anleger nahmen Gewinne mit, hieß es. Nach einem schwachen Start an der Wall Street in New York verlor der Dax bis Schluss des Xetra-Handels 1,36 Prozent auf 5968,96 Punkte.

Dass auch bei guten Zahlen der Aktienkurs nicht immer freundlich reagiert, kennen die Aktionäre der Deutschen Telekom seit langem. Seit Monaten bewegt sich der Kurs der T-Aktie um den Ausgabepreis von 14,32 Euro aus dem Jahre 1996. Dafür zahlt der Konzern aus dem Rekordgewinn des Vorjahres eine satte Dividende. „Eigentlich müsste die Ausschüttung nicht Dividende, sondern Schmerzensgeld heißen“, beklagte jedoch ein Aktionärsschützer auf der Hauptversammlung in Köln.

Doch nicht nur die Schwergewichte der deutschen Wirtschaft spüren den Aufschwung. Einer Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zufolge beurteilt fast die Hälfte der deutschen Unternehmen ihre Lage besser als noch vor einem Jahr. „Über alle Branchen hinweg herrscht derzeit Zuversicht“, sagte IW-Direktor Michael Hüther bei der Präsentation der Umfrage am Mittwoch in Berlin.

Selbst krisengeplagte Sektoren wie die Bauwirtschaft geben sich optimistischer. Mehr als die Hälfte der westdeutschen Baufirmen will die Produktion in diesem Jahr ausweiten. In Ostdeutschland blickt die Baubranche dagegen weiter pessimistisch in die Zukunft. Insgesamt haben sich aber auch im Osten Deutschlands die Erwartungen der Unternehmen deutlich verbessert.

Neu ist auch, dass nicht mehr alleine der Export die deutsche Wirtschaft trägt. „Das Wachstum schlägt immer stärker auf die Binnennachfrage durch“, sagte Hüther. Davon sollen auch die Arbeitslosen profitieren. Laut Umfrage wollen mehr Unternehmen Arbeitsplätze aufstocken als abbauen. Das IW rechnet in diesem Jahr mit 240 000 Erwerbstätigen mehr als im Vorjahr.

Wegen der guten Aussichten erhöhte das IW seine Konjunkturprognose für das laufende Jahr von 1,5 auf jetzt zwei Prozent. Damit liegt die IW-Schätzung noch über der gemeinsamen Prognose der sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, die in der vergangenen Woche 1,8 Prozent Wachstum für das laufende Jahr vorausgesagt hatten. Die Bundesregierung geht weiter von 1,6 Prozent Wachstum aus.

Für das kommende Jahr sind die Konjunkturexperten dagegen deutlich schlechter gestimmt. Das IW erwartet ein Wachstum von nur noch 1,4 Prozent. Der Grund sei vor allem die geplante Mehrwertsteuererhöhung um drei Prozentpunkte zum 1. Januar 2007.

Stefan Kaiser u. Corinna Visser

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