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ProSiebenSat.1: EU-Kommission genehmigt SBS-Übernahme

Mit einer raschen Übernahme der international aktiven Sendergruppe SBS will Deutschlands größter TV-Konzern ProSiebenSat.1 dem europäischen Marktführer RTL näher auf die Pelle rücken.

München - "Wir freuen uns, dass wir dieses Vorhaben angehen können", sagte ProSiebenSat.1-Chef Guillaume de Posch. Die beiden TV-Konzerne ergänzten sich regional bestens. Während SBS vor allem in Skandinavien und Benelux gut vertreten ist, hat ProSiebenSat.1 eine starke Stellung im deutschsprachigen Raum. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen künftig von München aus insbesondere in Osteuropa expandieren.

Die EU-Kommission machte am Donnerstag den Weg dafür frei und genehmigte den Kauf von ProSiebenSat.1 durch die Finanzinvestoren KKR und Permira. Die im Dezember vereinbarte Übernahme kann nun vollzogen werden. Im nächsten Schritt könne nun die Verschmelzung mit SBS angegangen werden, sagte de Posch.

Expansion in Osteuropa geplant

Nach der Übernahme von ProSiebenSat.1 brauchen die Finanzinvestoren KKR und Permira eine neue Wachstumsstory. Die Vorbesitzer um den US-Milliardär Haim Saban waren bei ProSiebenSat.1 in schweren Zeiten günstig eingestiegen, drückten deutlich die Kosten und konnten ihren Einsatz beim Verkauf schließlich vervielfachen. Für KKR und Permira dürfte es deutlich schwieriger sein, eine satte Rendite auf den stolzen Kaufpreis von drei Milliarden Euro zu erzielen. Daher soll die Fusion von SBS und ProSiebenSat.1 für Fantasie sorgen. Dabei ist zu einem die internationale Expansion geplant, zudem soll zum Beispiel durch gemeinsamen Rechteeinkauf Geld gespart werden. "Es gibt Synergien", betonte de Posch. Viele TV- Formate seien inzwischen international einsetzbar.

An der Kostenschraube lässt sich bei ProSiebenSat.1 nur noch bedingt drehen, ohne Marktanteile zu verlieren. Geschäftsführerin Anke Schäferkordt vom Konkurrenten RTL antwortete vor kurzem auf die Frage der "Süddeutschen Zeitung", ob ProSiebenSat.1 durch den Sparkurs der vergangenen Jahre Programmsubstanz verloren habe, ungewöhnlich direkt: "Dass Finanzinvestoren eher einen kurzen als langen Atem haben, ist bekannt." Die Programmpolitik werde aber weiter in den Sendern gemacht. Das Ergebnis: "2005 ging es mit Sat.1 noch gut voran, 2006 war schon wieder schwierig, da hat Sat.1 viel von dem, was erkämpft wurde, wieder hergeben müssen." Zwar konnte Sat.1 im vergangenen Jahr den Gewinn nochmals deutlich steigern. Allerdings betonte RTL-Geschäftsführerin Schäferkordt: "Die Konsequenzen eines schlechten Jahres sind erst im Folgejahr zu spüren."

Am Programm soll nicht gespart werden

ProSiebenSat.1-Chef de Posch wollte diese Einschätzung aus Köln am Donnerstag nicht kommentieren. Er betonte aber: "Ich bin bekannt als Zahlenmensch. Aber auch das Programm unserer Sender liegt mir sehr am Herzen." Am Programm werde definitiv nicht gespart. Die rückläufigen Marktanteile der Gruppe im vergangenen Jahr führte er vor allem auf die Fußball-WM zurück, die bei den Öffentlich-Rechtlichen lief. Allein dieses Großereignis habe den Sender 0,7 Prozentpunkte Marktanteil gekostet. In diesem Jahr will ProSiebenSat.1 in Deutschland aber wieder über 30 Prozent in der Werbezielgruppe der 14- bis 49-Jährigen kommen.

Gestärkt durch einen Rekordgewinn im vergangenen Jahr will de Posch jetzt die SBS-Übernahme schnell durchziehen. Im zweiten Quartal wolle man die Bücher prüfen, im dritten könne die Fusion dann abgeschlossen werden. Auch danach wäre ProSiebenSat.1/SBS noch ein gutes Stück vom Erzrivalen entfernt. Die RTL Group - die in Deutschland unter anderem RTL, VOX und n-tv betreibt - kommt mit 39 TV-Kanälen und 33 Radiostationen in elf Ländern sowie weiteren Aktivitäten auf einen Umsatz von deutlich über fünf Milliarden Euro.

ProSiebenSat.1 (ProSieben, Sat.1, N24, Kabel 1) erzielte im vergangenen Jahr 2,1 Milliarden Euro Umsatz (plus 5,8 Prozent). Wenn die Verschmelzung der beiden Unternehmen glatt über die Bühne geht, kommen noch etwa 880 Millionen Jahresumsatz von der SBS Broadcasting hinzu. Doch auch wenn der Abstand zu RTL noch groß ist, haben die neuen Besitzer eine Linie vorgegeben. "Es ist ganz klar unser Ziel, Nummer eins in Europa zu werden", sagte KKR-Europa-Chef Johannes Huth nach dem ProSiebenSat.1-Kauf. (tso/dpa)

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