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Der frühere Risikomanager der Bayern LB, Gerhard Gribkowsky, soll der Bank einen Schaden im zwei- oder sogar dreistelligen Millionenbereich eingehandelt haben. Er wird sich demnächst vor Gericht verantworten müssen.

© dpa

Prozess: Ex-Bayern-LB-Chef Gribkowsky wird angeklagt

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Ex-Manager der Bayerischen Landesbank vor, gemeinsame Sache mit Formel-1-Chef Ecclestone gemacht zu haben.

Zum Jahresbeginn war Gerhard Gribkowsky, ehemaliges Vorstandsmitglied und zuständig für Risikoabsicherung bei der Bayerischen Landesbank (Bayern LB), in Untersuchungshaft genommen worden. Er soll 50 Millionen US-Dollar als Bestechungsgeld erhalten haben im Zuge des Verkaufs der Formel-1-Anteile der Bank, so lautete die Vermutung. Bis jetzt blieb aber unklar, von wem und warum er das Geld erhielt. Es wurde sogar spekuliert, dass man Gribkowsky womöglich nur wegen Steuerhinterziehung anklagen könnte. Nun aber hat die Staatsanwaltschaft München I laut einer Mitteilung Anklage gegen den 53-jährigen Gribkowsky erhoben – wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung.

Erstmals geben die Ermittler damit auch Ergebnisse ihrer Arbeit bekannt. Demnach soll Gribkowsky bei dem Formel-1-Deal im Jahr 2006 gemeinsame Sache mit Bernie Ecclestone gemacht haben, dem Chef der Rennserie. 2006 und 2007 gingen bei zwei von Gribkowsky gegründeten österreichischen Gesellschaften 44 Millionen Dollar ein. Das Geld stammte von „Bernard E.“, wie die Staatsanwaltschaft, schreibt, „dem CEO der Formel 1“. Unschwer ist damit zu erkennen, dass das Ecclestone sein muss. Es handelte sich dabei um „Bestechungsgelder“, deren Herkunft mit zwei Beratungsverträgen zwischen Gribkowsky und Briefkastengesellschaften auf Mauritius und den Britischen Jungferninseln verschleiert werden sollte.

Dafür wiederum revanchierte sich Gribkowsky nach Ansicht der Staatsanwaltschaft bei Ecclestone: Im Namen der Bayern LB schloss er zwei Nebenvereinbarungen bei dem Verkauf – zum einen ließ er dem Formel-1-Chef 41,4 Millionen Dollar als Provisionen zukommen, zum zweiten erhielt die „Bambino Holding“, eine Ecclestone-Firma, 25 Millionen Dollar. Demnach hat Gribkowsky eingefädelt, dass Ecclestone das Geld erhält und er wiederum dafür geschmiert werden konnte. Gekauft hatte die Rennserie der britische Finanzinvestor CVC.

Leidtragender des Deals ist die Bayern LB. Von Gribkowsky verlangt sie schon 200 Millionen Euro Schadenersatz für dessen Beteiligung am Debakel um die Kärntner Schrott-Bank Hypo Alpe Adria. Die Bayern LB hatte diese in Erwartung guter Immobiliengeschäfte in Osteuropa gekauft. Der Kauf führte allerdings zu einem Verlust von 3,7 Milliarden Euro, für den nun die Steuerzahler aufzukommen haben. Das in Österreich für Gribkowsky eingegangene Geld, unter anderem bei einer von ihm gegründeten „Stiftung Sonnenschein“, ist eingefroren. Die Machenschaften des Managers beim Formel-1-Verkauf haben die Bank nach Angaben der Staatsanwaltschaft 66,5 Millionen Dollar gekostet. Das dürfte auch zu weiterer Kritik von Seiten der Politik an der Bank führen und zur Frage, warum solche Geschehnisse nicht schon früher entdeckt worden sind, und ob die Kontrollinstanzen komplett versagt haben.

Spannend ist nun die Frage, wie es mit dem 80-jährigen Bernard „Bernie“ Ecclestone weitergeht. Bisher hatte er sich immer heraushalten können, wenn in der Geschichte der Formel 1 der Verdacht von Bestechung und Schmiergeldzahlung auf ihn fiel. Im April dieses Jahres ist er sogar für einen Tag nach München angereist, um zum Fall Gribkowsky auszusagen. Er sei kooperativ gewesen, verlautete es danach. Nach Angaben von Barbara Stockinger, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, wird weiter gegen Ecclestone ermittelt. Ob auch er angeklagt wird, konnte sie noch nicht sagen. Bei den Geschehnissen, die die Staatsanwaltschaft aber glaubt beweisen zu können, wäre auch eine Anklage gegen den Formel-1-Chef durchaus denkbar.

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