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Vor Gericht: Der Prozess gegen Ecclestone beginnt an diesem Donnerstag.

© Reuters

Prozess in München: Formel-1-Boss Bernie Ecclestone vor Gericht

Formel Eins-Chefverkäufer Bernie Ecclestone muss sich wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall verantworten. Der Prozess entscheidet auch das Schicksal der Formel 1.

Von Christian Hönicke

Einer der Geschäftsgrundsätze von Bernie Ecclestone lautet: „Arbeite mit dem Geld anderer Leute.“ Schon als Autohändler in den 1950ern verkaufte er Gebrauchtwagen meist so schnell weiter, dass er kein eigenes Geld in die Hand nehmen musste. Nun aber könnte der Chefverkäufer der Formel 1 ausgerechnet über das Geld anderer Leute stürzen.

An diesem Donnerstag muss sich Bernard Charles Ecclestone vor dem Landgericht München I wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall verantworten. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass er beim Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB im Jahr 2006 dem zuständigen Bankvorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen US-Dollar Bestechungsgeld gezahlt hat. Damit habe Ecclestone erreichen wollen, dass Gribkowsky die Formel 1 an seinen Wunschinvestor CVC und nicht an den Meistbietenden verkauft. Das Private-Equity-Unternehmen hatte Ecclestone offenbar zugesichert, ihn im Falle eines Deals weiter an der Macht zu lassen.

Die Formel Eins setzt pro Jahr rund 1,5 Milliarden Dollar um

CVC kaufte die Anteile von der BayernLB schließlich für 600 Millionen Euro. Gribkowsky wurde wegen der Annahme des Geldes bereits zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Ein pikantes Detail in der Affäre: Er selbst hat laut Anklage persönlich einen großen Teil der Provision für Ecclestone bei der BayernLB selbst besorgt – 41 Millionen Dollar, also fast den kompletten Betrag.

Vom Ausgang des Verfahrens hängt auch die Zukunft der Rennserie ab, die Ecclestone zu einem der weltweit wertvollsten Unternehmen geformt hat. Der Wert wird auf 13 Milliarden US-Dollar geschätzt. Jahr für Jahr setzt die Formel 1 rund 1,5 Milliarden Dollar um, ein Drittel davon fließt als Gewinn zu einem großen Teil in Ecclestones Taschen, der die Vermarktungsrechte 1972 kaufte. 13,5 Prozent der Anteile gehören ihm, 40 Prozent dem Mehrheitseigner CVC.

Der Vorsitzende von CVC droht mit Konsequenzen

Der Vorsitzende von CVC, Donald Mac Kenzie, drohte bereits mit dem Aus als Geschäftsführer, wenn er schuldig gesprochen wird. Als erste Konsequenz musste er bereits seinen Vorstandsposten in der Formel-1-Dachgesellschaft Delta Topco abgeben. Ecclestone leite zwar weiter das Tagesgeschäft, seine Arbeit stehe aber unter erhöhter Überwachung. Auch Ecclestone selbst glaubt, die restlichen Formel-1-Eigentümer werden „wahrscheinlich gezwungen sein, mich loszuwerden, wenn die Deutschen mich holen“, hatte er schon Ende 2012 gesagt.

Intern bietet sich kein Nachfolger an, auch weil Ecclestone nie Interesse am Aufbau eines Thronfolgers gezeigt hat. Flavio Briatore sollte ihn mal beerben, der Italiener konnte es in Sachen Gerissenheit durchaus mit Ecclestone aufnehmen. Allerdings ist der frühere Benetton- und Renault-Teamchef seit seiner Verstrickung in den absichtlichen Unfall seines Fahrers Nelson Piquet junior selbst in der Formel 1 nicht mehr vermittelbar.

Als Kandidat wird hin und wieder Christian Horner gehandelt. Doch der Brite ist der komplette Gegenentwurf zum gewieften Ecclestone und hat schon als Teamchef bei Red Bull gehörig damit zu tun, sich gegen Firmengründer Dietrich Mateschitz, Motorsportchef Helmut Marko und auch seine Fahrer durchzusetzen.

Die Automobilkonzerne gehen auf Distanz

Die Automobilkonzerne gehen vorsichtig auf Distanz: Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hatte Ecclestone gemeinsam mit dem Medienmogul Rupert Murdoch immerhin schon zu stürzen versucht, Mercedes ließ nach der Anklageerhebung kühl mitteilen: „Compliance ist für Daimler von zentraler Bedeutung.“ Man begrüße daher Ecclestones Rückzug von seinem Direktorenposten.

Die restlichen Rennställe wollen offiziell lieber erst mal schweigen, auch weil sie auf Ecclestones finanzielle Zuwendungen angewiesen sind. „Es gilt die Unschuldsvermutung“, sagt Helmut Marko von Red Bull. „Das sind natürlich keine lustigen Umstände, aber bis zu einem Urteil bleibt er unser Ansprechpartner.“

Bisher hat Ecclestone es stets geschafft, sich aus allen kritischen Situationen zu befreien. Dass er das auch diesmal wieder versucht, ist offensichtlich. Deswegen wird er wohl auch persönlich erscheinen. Getreu einem weiteren Geschäftsmotto: „Ich hasse es, wenn ich die Dinge nicht selber regeln kann.“

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