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Prozess: Madoff bekennt sich schuldig vor Gericht

Milliardenbetrüger Bernard Madoff hat sich vor einem Gericht in New York in allen Anklagepunkten schuldig bekannt und seine Opfer um Vergebung gebeten. Ihm drohen bis zu 150 Jahre Haft.

"Ich entschuldige mich zutiefst und schäme mich", sagte Madoff am Donnerstag US-Medienberichten zufolge. Der 70-Jährige räumte ein, "über Jahre" ein Schneeball-System betrieben zu haben. Zu den Geschädigten gehörten "Einzelpersonen, Stiftungen, Pensions- und Hedge-Fonds", sagte er. Der Richter akzeptierte das Schuldbekenntnis. Viele Opfer waren am Donnerstag vor das Gerichtsgebäude in Manhattan gezogen.

Der Finanzjongleur ist in elf Punkten angeklagt, ihm drohen deshalb bis zu 150 Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem Wertpapierbetrug, Geldwäsche und Meineid vor. Madoff räumte überdies ein, die US-Börsenaufsicht SEC mit falschen Informationen gefüttert zu haben. Richter Denny Chin wies Madoff darauf hin, dass es für ihn keine Möglichkeit für eine Bewährung gibt. Das Strafmaß soll am 16. Juni bekanntgegeben werden, meldet der US-Sender CNBC.

Größter Betrug der Wirtschaftsgeschichte

Madoffs Wall-Street-Investmentfirma hatte US-Medienberichten zufolge Ende November 4800 Kunden gehabt und eine Bilanzsumme von rund 64,8 Milliarden Dollar (51 Milliarden Euro) ausgewiesen, hieß es. In Wirklichkeit sei nur ein Bruchteil dieses Betrags vorhanden gewesen. Es ist der mit Abstand größte Betrug der Wirtschaftsgeschichte.

Die Behörden kündigten an, Madoffs Vermögen bis zu einer Summe von 170 Milliarden Dollar beschlagnahmen zu wollen. Der Betrag ergibt sich aus dem angerichteten Schaden und dürfte nicht annähernd zu holen sein: Nach Angaben des Finanzjongleurs vom Dezember waren nur noch einige hundert Millionen Dollar vorhanden. Laut Anklage versprach Madoff seinen Investoren Zinsen von bis zu 46 Prozent.

Das "Wall Street Journal" hatte unter Berufung auf Rechtsexperten berichtet, es sei wahrscheinlicher, dass Madoff nicht zu 150, sondern eher zu etwa 20 Jahren Haft verurteilt werde - was in seinem Alter faktisch lebenslang bedeuten würde.

Prominente Opfer

Madoff selbst hatte den Schaden vor der Festnahme im Dezember auf 50 Milliarden Dollar beziffert. Der einstige Verwaltungsratschef der Technologiebörse Nasdaq hatte das "Schneeball-System" seit den 80er Jahren betrieben. Bei einem Schneeball-System werden die Gewinne früher Investoren mit dem Geld immer neuer Anleger bezahlt. Madoffs Betrugsmaschine soll zusammengebrochen sein, als unter dem Druck der Finanzkrise immer mehr Kunden ihr Geld zurückforderten.

Die Ausfälle trafen Anleger weltweit, auch in Europa. In den USA zählen auch einige Prominente wie Hollywood-Regisseur Steven Spielberg zu Madoffs Opfern. Bisher wurden nach offiziellen Angaben etwa 940 Millionen Dollar sichergestellt, die unter den Investoren aufgeteilt werden könnten.

Während Madoff behauptet, im Alleingang gehandelt zu haben, soll die Staatsanwaltschaft davon überzeugt sein, dass er Komplizen hatte. Laut Medienberichten fand sie zwei Mitarbeiter, die für ihn Belege gefälscht haben sollen. Ihnen soll für die Aussage Straffreiheit zugesichert worden sein. (imo/dpa)

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