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Ansicht von oben: Ein Flugzeug aus der Air-Berlin-Flotte auf einer Parkposition des Flughafens Berlin Tegel.

© dpa

Quartalsbilanz: Air Berlin bleibt am Boden

Air Berlin kommt auf seinem Sanierungskurs nur wenig voran. Die Fluggesellschaft schreibt weiter rote Zahlen, sogar das Eigenkapital ist negativ.

Mitarbeiter müssen gehen, Strecken wurden gestrichen, Flugzeuge verkauft – doch ob Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin ihr Gewinnziel erreicht, ist offen. Der Vorstand geht zwar davon aus, dass eine „schwarze Null“ vor Zinsen und Steuern in diesem Jahr erreichbar ist. Allerdings werde diese Vorgabe wegen der schwachen Konjunktur und der harten Konkurrenz „zunehmend anspruchsvoller“, sagte Air-Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer am Donnerstag.

Air Berlin hatte nach jahrelangen Verlusten einen harten Sanierungskurs eingeleitet. Mit 900 Stellen soll im Zuge des Sparprogramms „Turbine“ rund jeder zehnte Arbeitsplatz wegfallen. In Dresden, Erfurt, Dortmund, Münster und Hannover will Air Berlin keine Maschinen mehr stationieren.

Air Berlin ist zu schnell gewachsen

Es ist eine ganze Palette von Problemen, die Air Berlin das Geschäft schwer macht. Da sind zum einen externe Einflüsse wie etwa der immer noch relativ hohe Ölpreis, die Luftverkehrsabgabe und die Verzögerungen beim neuen Hauptstadtflughafen. Hinzu kommen hausgemachte Probleme: So hat Air Berlin in der Vergangenheit viele Fluggesellschaften übernommen und dabei zu sehr auf Wachstum gesetzt und zu wenig auf die Profitabilität geachtet. „Es fehlt auch eine klare Strategie“, kritisiert Analyst Sebastian Hein vom Bankhaus Lampe. Air Berlin sei weder ein Billigflieger noch könne das Unternehmen mit der Lufthansa mithalten. „Dazu wären viel mehr Finanzmittel nötig“, meint Hein.

Doch eben diese fehlen. Air Berlin hat nicht nur sein Eigenkapital aufgebraucht, es ist sogar negativ. Das heißt: Die Schulden des Unternehmens sind größer als das Vermögen. Dies sei eine Folge der traditionell schwachen Ertragslage in den ersten sechs Monaten sowie der Einmalbelastungen aus dem Sparprogramm, sagte Finanzchef Ulf Hüttmeyer am Donnerstag. „In den folgenden Quartalen erwarten wir, dass sich das Eigenkapital wieder erholen wird“, fügte er hinzu. „Die Zielgröße, mittelfristig eine Eigenkapitalquote von 15 bis 20 Prozent zu erreichen, bleibt unverändert erhalten.“

Weniger Strecken, weniger Flugzeuge, weniger Mitarbeiter

Negatives Eigenkapital – das gab es bei Air Berlin auch schon im ersten Quartal. Mit dem Anteilseigner Etihad Airways im Rücken sei die Situation aber keinesfalls aussichtslos, sagt Hein. „Mit Etihad sollte Air Berlin überleben.“ Die Fluggesellschaft des Emirats Abu Dhabi hält knapp 30 Prozent der Air-Berlin-Anteile. Analyst Hein sieht Air Berlin auf dem richtigen Weg. „Das Management hat die richtigen Maßnahmen ergriffen“, sagt er. Es gehe darum, das Profil der Fluggesellschaft zu schärfen, mehr Langstrecke zu fliegen und zugleich die Zahl der Stationen und der Flugzeuge zu reduzieren. „Air Berlin muss schlanker und effizienter werden“, sagt der Analyst. Dabei werde der Wettbewerb für Air Berlin mit der neu aufgestellten Lufthansa-Tochter Germanwings allerdings nicht einfacher werden.

Im zweiten Quartal dämmte Air Berlin den Verlust unter dem Strich auf 38 Millionen Euro ein. Ein Jahr zuvor hatte hier noch ein Minus von fast 100 Millionen Euro gestanden. Der Umsatz sank um knapp zwei Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Unter anderem weil Air Berlin das Flugangebot zusammengestrichen hat und die Maschinen mit mehr Passagieren besser ausgelastet waren, fiel der Verlust vor Steuern und Zinsen mit acht Millionen Euro um gut zwei Drittel geringer aus als ein Jahr zuvor.

Frische Kredite benötigt Air Berlin unterdessen nicht. „Wir stehen mit der Liquidität um vieles, vieles besser da als vor einem Jahr“, sagte Prock-Schauer. Mittelfristig könnte die Gesellschaft allerdings neue Aktien ausgeben, um ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen. mit dpa

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