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© dpa

Quartalsbilanz: Der Staat hilft der Deutschen Bank

Eine hohe Rückzahlung zu viel gezahlter Steuern lässt die Quartalsbilanz glänzen: 1,4 Milliarden Euro Gewinn in drei Monaten.

Berlin - Die Deutsche Bank schreibt in allen Geschäftsbereichen schwarze Zahlen und beweist mit einem Milliardengewinn, dass sie die Finanz- und Wirtschaftskrise gut verkraftet hat. Im dritten Quartal verdiente Deutschlands größte Bank unter dem Strich rund 1,4 Milliarden Euro, wie das Geldhaus am Mittwoch mitteilte. Das war der dritte Quartalsgewinn in Folge. Der deutsche Marktführer knüpft damit an die überraschend soliden Zwischenbilanzen der US-Wettbewerber Goldman Sachs und JP Morgan aus der Vorwoche an, die im Investmentbanking wieder glänzende Geschäfte machen. Details und endgültige Zahlen will die Deutsche Bank in einer Woche vorlegen. Der Aktienkurs fiel zeitweise um fünf Prozent; Analysten hatten der Bank noch mehr zugetraut.

Nicht nur das Investmentbanking der Deutschen Bank läuft wieder, zugleich profitierte sie in den Monaten Juli, August und September von Sonderfaktoren. So war der Gewinn nach Steuern höher als der Vorsteuergewinn (1,3 Milliarden Euro), weil der Fiskus zu viel gezahlte Steuern zurück zahlte und sich steuerfreie Erträge – wie sie bei Beteiligungsverkäufen anfallen – positiv im Ergebnis bemerkbar machten. Konrad Becker von Merck Finck schätzt, dass die Bank allein rund 500 Millionen Euro von den Steuerbehörden zurückbekam. Insgesamt zahlte die Bank demnach im dritten Quartal keine Steuern.

Insgesamt zeigte sich der Analyst positiv überrascht von der Zwischenbilanz: „Die Deutsche Bank hat die Krise bis auf das vierte Quartal 2008 gut bewältigt und wird sie – nach menschlichem Ermessen – auch in den kommenden Monaten gut bewältigen“, sagte er. Es sei bislang keine Kapitalerhöhung nötig gewesen, die Bank habe keine direkte Staatshilfe gebraucht und der Aktienkurs habe sich seit dem Tief Anfang des Jahres verdreifacht. Mit einer Kernkapitalquote von 11,7 Prozent lag die Bank Ende September über ihrem eigenen Zielwert von zehn Prozent, Ende Juni waren es erst 11,0 Prozent. „Die Zahlen sind solide, aber auch nicht überwältigend“, sagte hingegen Analyst Stefan Stalmann von Unicredit.

Vor einem Jahr, als die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers die Finanzwelt erschütterte, hatte sich die Deutsche Bank noch mit 93 Millionen Euro Gewinn begnügen müssen. Im vierten Quartal 2008 war sie vorübergehend sogar in die roten Zahlen gerutscht. Zuletzt bereitete nur die Vermögensverwaltung als Teil des Privatkundengeschäfts noch Probleme.

Nach wie vor blendend hat die Bank offenbar wieder im Geschäft mit Anleihen verdient. Nach Einschätzung von Konrad Becker dürfte „der Handel mit Staats- und Unternehmensanleihen, anderen festverzinslichen Wertpapieren und darauf aufbauenden Derivaten wieder den mit Abstand größten Beitrag geliefert haben“. Hier ist die Deutsche Bank indirekt Profiteur der Krise, weil der Staat Anleihen, mit denen er sich am Kapitalmarkt verschuldet, über die Deutsche Bank bei Anlegern platziert. Die Deutsche Bank profitiere als große, globale Investmentbank in besonderem Maße von dieser Sonderkonjunktur, sagte Analyst Becker. „Die Frage ist, ob sich dies nach dem Auslaufen der staatlichen Programme als Strohfeuer erweisen wird.“ Auch Konzernchef Josef Ackermann hatte zuletzt die „Sondersituation“ betont, in der die Investmentbanken sind. JPMorgan hatte im dritten Quartal allein 3,6 Milliarden Dollar verdient, bei Goldman Sachs hatte sich der Gewinn im Vorjahresvergleich vervierfacht. Viele US-Banken leiden allerdings unter Verlusten mit Kreditkarten und Kreditausfällen an Privatkunden, die durch das Investmentbanking nur zum Teil wettgemacht werden. Auch die deutsche Commerzbank, die zu einem Viertel verstaatlicht und mit Milliarden gestützt werden musste, hat ein deutlich größeres Kreditbuch als die Deutsche Bank. Eine Insolvenzwelle im deutschen Mittelstand mit entsprechenden Kreditausfällen würde die Commerzbank deshalb weitaus härter treffen als den Marktführer.

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