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Wirtschaft: Rabattschlacht auf hohem Niveau

Auch bei Luxuslimousinen werden satte Nachlässe gewährt / Industrieverband spricht von „Teufelszeug“

Frankfurt am Main Die Rabattschlacht in der Autoindustrie hat jetzt auch die Hersteller von Luxuslimousinen erfasst. Die Zeiten, in denen Kunden der Oberklasse wie selbstverständlich den Listenpreis bezahlten, sind vorbei. Bei einigen Spitzenmodellen liefen günstige Finanzierungsangebote und Rabatte „auf Preisnachlässe von bis zu 20 Prozent“ hinaus, sagte Burkhard Weller, Chef der gleichnamigen deutschen Auto-Handelsgruppe, dem „Handelsblatt“. Bei einem 100 000 Euro teuren BMW oder Mercedes könne der Kunde inzwischen den Gegenwert zweier Kleinwagen sparen. Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Bernd Gottschalk, kritisierte die Rabatte als „Teufelszeug“ und sieht weitere Arbeitsplätze gefährdet.

Gründe für den Preisverfall in der Oberklasse sind nicht nur die anhaltende Nachfrageschwäche, die gleichzeitig auf hohe Kapazitäten trifft, die ausgelastet werden müssen. Hinzu kommt, dass in den vergangenen Jahren der technologische Abstand zwischen Premium- und Massenherstellern kleiner geworden ist. „Nun ziehen die Preise nach“, sagte Vinzenz Schwegmann von der Unternehmensberatung Alix Partners.

Insgesamt geraten jetzt auch die Hersteller von Spitzenautos immer stärker unter Druck. Sie haben in den vergangenen Jahren zwar versucht, mit Milliardeninvestitionen ihre Sonderstellung abzusichern. Gleichzeitig drängten aber zahlreiche zusätzliche Hersteller wie etwa Volkswagen mit dem Modell Phaeton in das Oberklassen-Segment, weil es als margenträchtig und weitgehend resistent gegen konjunkturelle Schwankungen galt. Jetzt leiden Premium- und Massenhersteller – und versuchen, etwa mit Tageszulassungen den Preisverfall zu verschleiern. Händler kritisieren, Autohersteller würden Oberklassefahrzeuge, die nur 3000 Kilometer auf dem Tachometer hätten, über eigene Vertriebskanäle mit teilweise mehr als 30 Prozent Rabatt anbieten. „Warum sollte ein Kunde stattdessen beim Händler einen teuren Neuwagen bestellen?“, klagen die Händler.

VDA-Präsident Gottschalk warnte am Wochenende in den „Stuttgarter Nachrichten“, dass der Kunde sich „an eine Droge gewöhnt, ohne die langfristig schädliche Wirkung zu kennen“. Die Gesellschaft habe letztlich nichts davon, „wenn die Einbußen im Ertrag durch Rabatte letztlich zu Kostensenkungsprogrammen bei den Unternehmen führen, die neue Risiken für die Arbeitsplätze mit sich bringen“. Tatsächlich hat beispielsweise der neue Mercedes-Chef Eckhard Cordes bereits ein neues Sparprogramm aufgelegt und vor dramatisch veränderten Spielregeln auf dem Markt der Premium- und Luxusautos gewarnt.

Die langjährige Wachstumsphase des Premiummarktes ist nach einer Untersuchung des Instituts für Automobilwirtschaft für die meisten Hersteller beendet. Lag das Absatzplus bei den teuren Karossen in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre weltweit noch bei gut fünf Prozent, so tendiert es jetzt gegen null.

Außerdem greifen neue Herausforderer etablierte Marken wie Mercedes, BMW und Audi an. Der japanische Autobauer Toyota will mit seiner auf dem US-Markt erfolgreichen Marke Lexus in den kommenden Jahren auch Westeuropa erobern. Auch der Nissan- und künftige Renault-Chef Carlos Ghosn will die Deutschen auf ihrem europäischen Stammmarkt mit der Nissan-Premiummarke Infinity angreifen.

Die deutschen Premiumhersteller sind auf dem US-Markt mit Rabatten von rund 1700 Dollar pro Wagen zwar noch weit von den Nachlässen der US-Konkurrenten entfernt, die um die 4000 Dollar Rabatt einräumen.

Wie hoch der Druck in der Oberklasse aber ist, musste beispielsweise VW schmerzlich erfahren: Die Wolfsburger gewährten zeitweise bis zu 10000 Dollar Rabatt, um die Luxuskarosse Phaeton zu verkaufen. (hof/hz/HB)

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