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Wirtschaft: Radeberger will Berliner Pilsner schlucken

Der Familienkonzern Oetker setzt trotz sinkender Nachfrage auf das Bier-Geschäft und plant Übernahme von Brau und Brunnen

Bielefeld (fo/ire/HB). Der Bielefelder Familienkonzern Oetker will sein BierGeschäft kräftig ausbauen. Die Tochtergesellschaft Radeberger verhandelt über die Übernahme der Dortmunder Brau und Brunnen AG (BuB). Dies bestätigte der Oetker-Generalbevollmächtigte und Radeberger-Chef Ulrich Kallmeyer am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz der Oetker-Gruppe. Weitere Angaben wollte Kallmeyer nicht machen. Es sei „Vertraulichkeit vereinbart".

Die Hypo-Vereinsbank, seit der Sanierung des einstmals größten deutschen Getränkekonzerns Hauptaktionär bei BuB, hatte erst vor wenigen Tagen bestätigt, dass sie für ihren mehr als 50-prozentigen Anteil einen Käufer sucht. Namen wurden allerdings nicht genannt. In der Branche wird davon ausgegangen, dass neben Radeberger auch die belgische Interbrew-Gruppe, die unter anderem Becks in Bremen gekauft hatte, sowie Scottish & Newcastle Interesse haben. Die Hypo-Vereinsbank will bis Jahresende ihre Brauerei-Beteiligung abgeben.

Weiteren Aufschluss über einen möglichen neuen BuB-Großaktionär erwartet beispielsweise die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) von der an diesem Mittwoch in Berlin stattfindenden Hauptversammlung der Brau-und-Brunnen-Aktionäre. DSW-Vertreter Carsten Heise will eine entsprechende Auskunft von Brau-und-Brunnen-Chef Michael Hollmann verlangen. Ein Sprecher des Unternehmens wollte am Dienstag auf Anfrage den anstehenden Verkauf nicht kommentieren.

Durch die volle Integration des Geschäftsbereiches Bier in die Bilanz des Oetker-Konzerns stieg der Umsatz der Bielefelder im vergangenen Jahr um rund 16 Prozent von 4,4 auf 5,1 Mrd. Euro. Der Anteil der Radeberger-Gruppe (Marken: Binding, DAB, Clausthaler) mit 904 Millionen Euro vom Gesamtumsatz betrug 18 Prozent. Obwohl der Bierabsatz in Deutschland seit Jahren sinkt, wollen die Bielefelder das Geschäft ausbauen. Das anhaltende Interesse ausländischer Braukonzerne zeigt nach Einschätzung von Branchenexperten, dass der deutsche Markt nach wie vor interessant ist. BuB machte 578 Millionen Euro Gesamtumsatz (davon 463 Millionen Euro mit Bier unter anderem mit den Marken Schultheiss, Berliner Pilsner, Jever und Wicküler). Seit über 20 Jahren schreibt die Dortmunder Gruppe rote Zahlen. Im Jahr 2004, so berichtete der Vorstand erst kürzlich, sollen erstmals wieder Gewinne ausgewiesen werden. Steigt die Oetker-Gruppe bei BuB ein, konkurrieren zwei Premium-Marken unter einem Dach – Berliner Pilsner gegen Radeberger.

August Oetker ist mit der Geschäftsentwicklung des Jahres 2002 zufrieden, auch wenn der Umsatz nur stagnierte. Ertragszahlen werden traditionell nicht genannt. Mit 1,36 Milliarden Euro betrug der Anteil der Nahrungsmittel am Gesamtumsatz 27 Prozent. Die Marktführerschaft beispielsweise bei Tiefkühlpizza oder Müsli konnte in Österreich und Belgien ausgebaut werden. Zur Stärkung der Position in den Niederlanden hat Oetker soeben von dem US-Nahrungsmittelhersteller Heinz mehrere Backwaren- und Puddingmarken (Baukje, Saroma, Teo) samt Produktionsanlagen erworben, wie August Oetker bekannt gab. In der Schifffahrt brach der Umsatz um 11,7 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro ein. Trotzdem ist Oetker mit den Ergebnissen seiner Reederei Hamburg-Süd zufrieden. Von den defizitären rund 50 Filialen der Berliner Lebensmittelkette Meyer & Beck mit rund 138 Millionen Euro Umsatz will sich Oetker bald trennen. Sie sollen verkauft oder geschlossen werden.

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