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Wirtschaft: Radikale Strategiewende bei Fiat Austausch des Top-Managements

und neues Sanierungskonzept

Mailand (mab/hof/HB). Der angeschlagene italienische Industriekonzern Fiat hat gestern auf einer turbulenten Sitzung des Verwaltungsrates über eine radikale Strategiewende und den Austausch des TopManagements beraten. Während Präsident Paolo Fresco ungeachtet der Forderungen seitens der Gründerfamilie Agnelli weiterhin an seinem Amt festhält, hat Vorstandschef Gabriele Galateri di Genola seinen Rücktritt eingereicht. Die Industriellendynastie kontrolliert mit 30,4 Prozent den größten Konzern des Landes. Sie hat beiden Managern ihr Vertrauen entzogen. Denn der Verlust der Autosparte fällt mit 1,4 Mrd. Euro noch viel höher aus als zunächst befürchtet.

In scharfem Kontrast zu dieser Position haben sich die vier größten Bankkonzerne des Landes - Intesa, Unicredito, San Paolo und Capitalia, gestellt. Sie protestierten in einer gemeinsamen Erklärung gegen den Führungswechsel und drückten Besorgnis über eine mögliche Verletzung der mit ihnen getroffenen Vereinbarungen aus. Am Nachmittag kristallisierte sich heraus, dass die Agnellis gemeinsam mit der Mailänder Investmentbank Mediobanca ein neues Sanierungskonzept für die Autosparte erarbeitet haben. Es läuft auf die Erweiterung der Tochter Ferrari (inklusive Maserati) um die Marke Alfa Romeo hinaus. Hierdurch würde ein italienischer Pol für hochwertige Sportwagen unter Führung der Fiat-Holding entstehen. Umberto Agnelli hat gestern Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi getroffen und ihm das Vorhaben präsentiert. In Finanzkreisen wird eine Einflussnahme des Premiers auf den Plan über seinen direkten Draht in die Mediobanca, an der seine Versicherungsgesellschaft Mediolanum beteiligt ist, vermutet. Turin will für das Sportwagen-Projekt einen industriellen Partner gewinnen, der sich mit bis zu 49 Prozent an dem neuem Unternehmen beteilige, so Fiat-Kreise. Angeblich laufen hierüber bereits Gespräche mit Volkswagen. Diese Gerüchte werden in Wolfsburg weder bestätigt noch dementiert. Die Bestätigung der VW-Tochter Audi, dass mit der Fiat-Tochter Maserati Gespräche über eine technische Kooperation geführt werden, sei kein Hinweis auf einen Einstieg der Wolfsburger in Italien, glauben Branchenbeobachter.

Wer die Nachfolger von und Vorstandschef Gabriele Galateri werden, soll am Donnerstag entschieden werden. Als wahrscheinlich gilt, dass Gianluigi Gabetti künftiger Präsident wird und die Funktion eines persönlichen Garanten für die Interessen der Gründerfamilie erfüllen soll. Der 78-jährige Gabetti ist einer der dicksten Freunde des Firmenpatriarchen Gianni Agnelli.

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