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Wirtschaft: Radikalkur bei Opel erhöht Druck auf VW

Das drastische Sparprogramm von GM verschlechtert die Lage der Wolfsburger Gewerkschaften

Frankfurt am Main Das radikale Sparprogramm des US-Autoherstellers General Motors (GM) bei Opel ist eine Steilvorlage für das VW-Management im laufenden Tarifstreit, ebenfalls harte Forderungen an die Belegschaft zu stellen.

Mit dem drohenden Abbau von 10000 Arbeitsplätzen allein bei Opel, liefern die GM-Manager ihrem Konkurrenten bei dessen laufenden Verhandlungen, die am kommenden Donnerstag fortgesetzt werden, ungeahnte Schützenhilfe. „Volskwagen-Chef Bernd Pischetsrieder befindet sich jetzt in einer sehr komfortablen Situation“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Was bei Opel passiert, muss jedem Beschäftigten bei VW eine Mahnung sein.“

Die VW-Führung will in den laufenden Gesprächen unter anderem eine Nullrunde für zwei Jahre durchsetzen und strebt generell ein neues Vergütungssystem an. VW will die Personalkosten bis 2011 um 30 Prozent reduzieren.

Die IG Metall fordert dagegen neben einer Arbeitsplatzgarantie vier Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Gewerkschaft hat jedoch deutlich Kompromissbereitschaft signalisiert, sollte VW einer Arbeitsplatzgarantie zustimmen. Doch mit dem Vorstoß von GM ist die Lage von Gewerkschaft und Betriebsrat bei VW deutlich schwieriger geworden, wie Daniel Schwarz, Autoanalyst bei der BHF-Bank, prophezeit. „Opel bekommt durch die Umsetzung des angekündigten Sanierungsprogramms einen Kostenvorteil, auf den VW reagieren muss“, fügte Albrecht Denninghoff, Autoanalyst bei der Hypo-Vereinsbank, an.

Setzt der GM-Konzern sein Sparprogramm um, kann der Hersteller nach Berechnungen der US-Investmentbank Morgan Stanley jedes seiner in Europa verkauften Autos künftig 300 bis 350 Dollar günstiger anbieten. Ein Kostenvorteil, auf den die Wolfsburger reagieren müssen. Der Druck auf die laufende Tarifrunde steigt damit.

Der VW-Betriebsrat rechnet nicht mehr mit einer Einigung im Rahmen der Friedenspflicht bis zum 28. Oktober. Damit werden Warnstreiks bei VW immer wahrscheinlicher. Es sei wichtig, auf die Straße zu gehen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen sei wie bei Opel, sagte Betriebsratschef Klaus Volkert in Wolfsburg. Er mahnte eine Vorentscheidung bis zur Aufsichtsratssitzung am 12. November an. Dann müsste das Unternehmen die nötigen Investitionsentscheidungen fällen, um die angestrebte Arbeitsplatzsicherung zu untermauern, sagte er.

Die Tarifparteien bei VW hatten sich in der dritten Verhandlungsrunde darauf verständigt, die Sicherung der 103 000 Arbeitsplätze in den sechs westdeutschen Werken in einem Tarifvertrag zu regeln. Volkert machte deutlich, dass für ihn die Sicherung der Arbeitsplätze Vorrang gegenüber Einkommenserhöhungen habe. hz/zel/HB

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