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Empfangen und gestiftet. Gerhard Gribkowsky hatte als Vorstand der BayernLB mit der Formel 1 zu tun. Woher die 50 Millionen Dollar stammen, wird jetzt untersucht. Foto: dpa

© dpa

Rätselhafte Millionen: Gribkowskys Vermögen im Visier der Staatsanwälte

Erneut Ärger bei der BayernLB: Die Staatsanwaltschaft nimmt das Vermögen eines früheren Vorstandsmitglieds der Landesbank unter die Lupe. Gerhard Gribkowsky hat Geld kassiert, das aus kriminellen Geschäften stammen soll.

Berlin - Die Skandalserie der Bayerischen Landesbank reißt nicht ab. Erst versenkten die Manager Milliarden auf dem amerikanischen Hypothekenmarkt, dann kauften sie mit der österreichischen Hype Alpe Adria einen sicheren Verlustbringer. Jetzt prüft die Staatsanwaltschaft erneut schwere Vorwürfe gegen einen Ex-Vorstand. Gerhard Gribkowsky, von 2002 bis 2008 für das Risikomanagement verantwortlich, soll in dieser Zeit Millionen aus unbekannter Herkunft in eine Stiftung gesteckt haben. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) könnte das Geld aus kriminellen Geschäften des Landesbankers im Zusammenhang mit der Formel 1 stammen. „Wir haben Kenntnis davon, dass 50 Millionen Dollar in eine Stiftung geflossen sein sollen“, sagte eine Sprecherin der Münchner Staatsanwaltschaft am Montag. „Wir prüfen, wo dieses Vermögen herkommt und ob das Geld im Zusammenhang mit Straftaten steht.“

Gribkowsky habe sich „von sich aus“ bei der Staatsanwalt gemeldet und diese über die Existenz der Stiftung informiert, sagte die Sprecherin weiter. Nach SZ-Informationen hat er die „Sonnenschein Privatstiftung“ während seiner Amtszeit als Bankvorstand in Österreich gegründet. Der maßgebliche Zweck der Einrichtung sei die Versorgung des Stifters, also Gribkowsky selbst und weiteren, von ihm begünstigten Personen.

Geprüft werde jetzt vor allem die Herkunft des Stiftungskapitals. Der SZ zufolge wurden die Millionen aus Mauritius und der Karibik überwiesen. Die Staatsanwaltschaft prüfe, ob es einen Zusammenhang gebe zwischen dem Geld und der Rolle, die Gribkowsky in den Jahren 2004 und 2005 als Vorstand der Bayern LB im Milliardengeschäft um die Formel 1 gespielt hat.

Die Landesbank war damals an den Vermarktungsrechten für die Rennsportserie beteiligt. Die Beteiligung war ihr nach der Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch quasi in den Schoß gefallen. Gribkowsky sollte sie abwickeln. Er verkaufte die Anteile an eine britische Investmentgesellschaft namens CVC, die wiederum Formel-1-Chef Bernie Ecclestone beteiligte. Der stand zu dieser Zeit stark unter Druck – andere Gesellschafter hatten versucht, ihn mit einer Klage aus dem Geschäft zurückzudrängen. Gribkowsky habe die Klage zunächst unterstützt und sich erst später auf die Seite von Ecclestone geschlagen, schreibt die SZ. Das lege den Verdacht nahe, dass er die 50 Millionen Dollar als Dankeschön von Ecclestone oder CVC erhalten habe. Eine Erbschaft habe er jedenfalls nicht gemacht – und als Bankvorstand könne er ebenfalls nicht so viel verdient haben.

Bei der Staatsanwalt hieß es, man prüfe den Sachverhalt „in alle Richtungen“. Gribkowsky selbst sagte der Zeitung, er wolle sich äußern, wenn die Staatsanwaltschaft ermittelt habe. Dann könne er darlegen, „dass alles in Ordnung sei“. Die Bayern LB äußerte sich ebenfalls nicht zu den Vorwürfen.

Das bayerische Finanzministerium verlangte von der Landesbank umgehend eigene Ermittlungen über die Herkunft des Vermögens. Die Informationen seien im Ministerium bisher nicht bekannt gewesen, heißt es in einer Stellungnahme. Die Bank solle vor allem untersuchen, ob sich daraus weitere Schadensersatzansprüche gegen Gribkowsky ergeben könnten. Als der Ex-Manager im Februar 2010 im Zusammenhang mit dem Fall Hypo Alpe Adria (HGAA) von der Staatsanwaltschaft München als Beschuldigter vernommen wurde, hatte er das Stiftungsvermögen nicht erwähnt.

Der Verwaltungsrat der Bayern LB verlangt Schadensersatz von Gribkowsky und mehreren früheren Vorstandsmitgliedern der Bank, darunter die früheren Bayern-LB-Chefs Werner Schmidt und Michael Kemmer. Die ehemalige Kärntner Landesbank war 2007 von der Bayern LB übernommen worden und erwies sich als Milliardengrab. Im Dezember 2009 verstaatlichte Österreich die Bank, um sie vor der Pleite zu retten. Die genauen Umstände des Kaufs der HGAA durch die Bayern LB beschäftigen mehrere Staatsanwaltschaften und einen Untersuchungsausschuss im bayerischen Landtag. Den Vorständen wird vorgeworfen, einen zu hohen Kaufpreis für die marode Bank gezahlt zu haben. Zudem sei versäumt worden, die Bayern LB im Kaufvertrag gegen Altlasten und Risiken der Hypo Alpe Adria abzusichern. Den bayerischen Steuerzahler kostete das Abenteuer am Ende mehr als 3,7 Milliarden Euro.

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