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Hat den Schaden. Jedes Jahr untersuchen Kontrolleure Puppen und andere Produkte auf giftige Substanzen und sonstige Risiken. Immer öfter werden sie fündig.Foto: dpa

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„Rapex“-Jahresbericht: Vor diesen Gefahrengütern warnt die EU

Die Zahl gefährlicher Produkte ist in Europa auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Im vergangenen Jahr ließen Kontrolleure 2364 Waren aus dem Handel nehmen. Deutschland liegt im EU-Vergleich auf Platz Drei.

Von Maris Hubschmid

Die Baby-Badewanne wurde erst kürzlich im deutschen Handel entdeckt. Das sonnengelbe Teil wird mit Gestell geliefert, damit Mama und Papa sich nicht bücken müssen, wenn sie den Nachwuchs waschen. Sehr praktisch mag das manchem erscheinen, ist Elternsein doch anstrengend genug. Von dieser Konstruktion allerdings ist dringend abzuraten: Lehnt sich das Baby über den Wannenrand, gerate das Gebilde schnell ins Wanken, es bestehe die Gefahr, dass alles umkippt, warnt die EU-Kommission. Das Kind würde dann buchstäblich mit dem Bade ausgeschüttet – und stürzt knapp einen Meter in die Tiefe.

Die Zahl gefährlicher Produkte ist in Europa auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Im vergangenen Jahr ließen Kontrolleure laut dem am Dienstag in Brüssel vorgestellten „Rapex“-Jahresbericht der EU-Kommission 2364 Waren aus dem Handel nehmen. Das war ein Plus von knapp vier Prozent gegenüber 2012. Besonders häufig wurde der Behörde Spielzeug gemeldet, jeder vierte Eintrag bezieht sich darauf. Ebenso oft beanstandeten die Mitgliedsländer Textilien.

Erdrosselung, Ersticken und Verletzungen

So wurden in Deutschland unter der Marke Bioline „gesunde Sandalen“ beworben, die aber eine Chrommenge enthielten, die gerade bei nackten Füßen allergische Reaktionen hervorrufen könne, urteilten die Prüfer. Auch in Schuhen verbreiteter Handelsmarken wie Tamaris und 5th Avenue (Deichmann) fanden sich Inhaltsstoffe, deren Grenzwerte deutlich überschritten waren. Die Händler zogen die Produkte daraufhin zurück.

Chemische Risiken, Erdrosselung, Ersticken und Verletzungen – das sind die am häufigsten genannten Gefahren. Kuscheltiere mit leicht verschluckbaren Kleinteilen vermerkten die Prüfer ebenso wie Kinderkleidung mit allzu langen Schnüren. An dritter Stelle der heiklen Produktgruppen lagen Elektrogeräte, von denen einige in Flammen aufgehen oder Stromstöße auslösen können. Auch Kosmetikkritik gab es, in Deutschland fiel der ölfreie Augen-Make-up-Entferner der Marke Essence durchs Raster, der nicht der Kosmetik-Richtlinie entsprach.

Deutschland liegt im EU-Vergleich auf Platz Drei

Insgesamt wurde vor 55 Produkten deutscher Hersteller gewarnt, das ist ein Anteil von zwei Prozent. Auffallend ist aber die hohe Zahl an Autoeinträgen: BMW, VW, Smart und Porsche, sie alle tauchen in der Liste der Kommission auf. Entsprechend wurden in Deutschland auch deutlich mehr Fahrzeugmängel gemeldet als anderswo – 59 Fälle wurden registriert. Damit liegen sie hierzulande vor Textilien (58 Fälle) und Spielzeug (40).

Den größten Anstieg gab es jedoch im Bereich Bekleidung, wo mehr als doppelt so viele Risiken gemeldet wurden wie noch 2012. Insgesamt lag Deutschland bei den Gefahrenmeldungen unter allen EU-Ländern mit 361 sogar auf Rang drei hinter Spanien (458) und Ungarn (377). Das könne aber auch ein Indiz dafür sein, dass die Kontrollen hierzulande besonders gründlich seien, sagen die Behörden. EU-weit kamen fast zwei von drei als unsicher eingestuften Produkten aus China, im Vorjahr war es jedes zweite. Man bemühe sich, stärker mit den chinesischen Behörden zusammenzuarbeiten, erklärte EU-Verbraucherkommissar Neven Mimica am Dienstag in Brüssel.

Produkte sind bereits vom Markt verschwunden

„Rapex“ steht für „Rapid Alert System for Dangerous Non-Food Consumer Products“ und ist eine Datenbank, mit der die EU-Staaten einander seit nunmehr zehn Jahren auf gefährliche Produkte aufmerksam machen. Das System umfasst alle Konsumgüter mit Ausnahme von Lebensmitteln und Medikamenten.

Wo vergleichsweise geringe Risiken vorlagen, wiesen Behörden und Hersteller Verbraucher mit Rückrufaktionen auf mögliche Probleme hin. Alle als ernsthaft gefährlich eingestuften Produkte wurden entweder freiwillig oder infolge von Verkaufsverboten aus dem Handel genommen. Auch die Babywanne ist bereits vom Markt verschwunden.

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