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Wirtschaft: Raten für Rechner

Händler locken mit Niedrigzinsen – doch die sind nicht immer günstig

Klammes Konto, kalte Küche: Ein neuer Herd muss her, aber es fehlt das Geld. Mit Ratenkrediten, Leasingangeboten und Mietkauf versuchen Händler die Kaufentscheidung zu erleichtern. Auch die Inzahlungnahme von Altgeräten und wertvolle Zugaben sollen Zögerliche bewegen.

Mit einem Ratenkredit finanziert werden vor allem teure und langlebige Güter. Die Laufzeit liegt meist zwischen zwölf und 36 Monaten, vereinzelt auch länger. Wegen der anfallenden Zinsen zahlt der Kunde mehr als bei Barzahlung. Der Zuschlag ist abhängig von der Höhe des Kredits und der Laufzeit. Je schneller zurückgezahlt wird, desto billiger wird es. Entscheidend ist der „effektive Jahreszins“: Er beinhaltet alle mit dem Kredit zusammenhängenden Kosten, also Zinsen und Bearbeitungsgebühren.

Teuer ist Ratenkauf bei Versandhäusern, billig beim Autohändler: Zwischen 13 und 14,5 Prozent kostet das Abstottern bei Quelle, Otto & Co., während Autohersteller und -händler die Finanzierung eines Neuwagens vereinzelt bis zu einen effektiven Jahreszins von null Prozent subventionieren, meist aber sechs bis acht Prozent verlangen. Die großen Elektrohandelsketten liegen dazwischen (Promarkt 9,9 Prozent, Mediamarkt 11,9 Prozent). Ikea nimmt 11,95 Prozent.

Wer größere Anschaffungen plant, sollte sich auch bei Banken erkundigen: So bietet die Maklerkontor in Berlin GmbH Ratenkredite ab 2500 Euro für 7,9 Prozent effektiven Jahreszins bei 24 Monaten Laufzeit, die Postbank verleiht 5000 Euro für 7,5 Prozent bei einer Laufzeit von 48 Monaten.

Bei Ratenzahlung muss man kalkulieren: „Wenn die monatliche Belastung im Vergleich zum Nettoeinkommen genau berechnet wird, ist Ratenzahlung durchaus vernünftig“, so Dieter Lossack von der Schuldnerberatung der Berliner Verbraucherzentrale. Er warnt aber davor, die eigene finanzielle Leistungsfähigkeit zu überschätzen. Wer unsicher ist, sollte sich an die Anlageberatung einer Verbraucherzentrale wenden, bevor er etwas unterschreibt.

Im Kreditvertrag müssen vor allem die genauen Kosten, also der effektive Jahreszins, und die Frist zum Widerruf stehen. Nach der Vertragsunterschrift bleiben dazu zwei Wochen Zeit - schriftlich und per Einschreiben mit Rückschein, versteht sich. Ein Trick unseriöser Geschäftsleute ist es, ein vor dem Unterschriftstag liegendes Datum in den Vertrag zu schreiben. Darauf sollte beim Unterzeichnen geachtet werden.

Genauso vorsichtig sollten auch Interessenten an Leasing- und Mietkaufangeboten sein, denn auch hier verpflichten sich die Unterzeichner zu monatlichen Zahlungen. Beim Leasing darf der Kunde den Gegenstand benutzen, wird jedoch nicht Eigentümer. Dafür wird eine Anzahlung fällig und monatliche Beträge, die weit unter denen einer Ratenfinanzierung liegen. Nach Ende des Leasingvertrages gibt er den Gegenstand zurück. Der Unterschied beim Mietkauf ist, dass hier das Produkt schließlich auch erworben werden kann.

Reizvoll ist für Käufer mit klammem Geldbeutel auch die Inzahlungnahme von Altgeräten. Das geht nicht nur mit dem Auto. Der Computer-Händler Vobis etwa bietet die Rücknahme des alten Computers an, Hauptsache, er funktioniert. Fotogeschäfte nehmen oft alte Kameras in Zahlung.

Gratis-Dreingaben verlocken zuweilen auch zum Kauf. Wer zum Beispiel bei Vobis das Siemens C55-Mobiltelefon mit einem Debitel-Vertrag für null Euro kauft, bekommt eine Digitalkamera im Wert von 149 Euro gratis dazu. Bei www.team-mobile.de gibt’s noch bis zum 28. April ein Siemens A50-Handy plus einen Gratis-DVD Player. Möglich werden solche Angebote durch die Subventionen der Handyhersteller oder Provider wie Debitel, die später an den Minutenpreisen verdienen. Und wer bei Nissan den neuen Micra für 79 Euro im Monat least, bekommt für das erste Jahr die Kraftfahrzeugsteuer und die Haftpflichtversicherung bezahlt.

Martin Uebele

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