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Ryanair wirbt mit günstigen Flügen - doch nicht immer sind Reisebuchungen im Internet tatsächlich billig.

© dpa

Ratgeber: Billigreisen können teuer werden

Im Internet gibt es reichlich Reisen und Flüge zu Schnäppchenpreisen. Aber oft sind es Mogelpackungen.

Reiseangebote im Internet können stutzig machen: Ein Flug von Berlin nach London mit Lufthansa wird von der Flugbörse cheaptickets.de billiger angeboten als bei der Airline direkt: 89 Euro kostet der Flug bei der Flugbörse, 100 Euro bei der Lufthansa.

Wie kann es sein, dass die Flugbörse billiger ist als der Veranstalter? Und sind solche Angebote seriös? „Die Masse macht’s“, sagt Konstantin Korosides, Sprecher von fluege.de. „Wir sind Großabnehmer und können mehr Flüge abnehmen als Einzelpersonen. Dadurch bekommen wir häufig bessere Konditionen von den Fluggesellschaften.“ Außerdem gebe es die Möglichkeit, sich Kombitickets auszustellen, was die Preise noch einmal günstiger mache, erklärt Korosides.

WAS SUCHMASCHINEN TAUGEN

Billiger und transparenter – das ist es, was sich Verbraucher vom Internet versprechen. Aber wie genau kann man die günstigsten Flüge im Netz finden? Als ersten Schritt rät Reiseexperte Falk Murko von der Stiftung Warentest, mithilfe von Preisvergleichsmaschinen wie skyscanner.de oder swoodoo.com die günstigsten Flüge auszuloten. „Dabei ist es besser, mehrere Metasuchmaschinen heranzuziehen. Denn die Flugtarife unterscheiden sich teilweise stark“, weiß Murko.

WAS HINZU KOMMT

Jede Preissuchmaschine kooperiert nur mit einer bestimmten Anzahl von Anbietern, somit kann es zu deutlichen Preisunterschieden zwischen den verschiedenen Portalen kommen. Ganz vorn in den Preislisten finden sich oft Flug- und Reisebörsen als günstigste Anbieter. Aber Vorsicht: Der angegebene Preis ist oft nicht der Endpreis. So kostet beispielsweise ein Flug von Berlin nach London mit Ryanair bei Fluege.de 64 Euro. Bei der Buchung verteuert sich der Flug dann plötzlich auf 94,84 Euro, weil Fluege.de noch eine Servicepauschale aufschlägt. Und die ist abhängig von der Anzahl der Reisenden und der Flugstrecke. Somit gilt auch hier: immer genau den Preis bei der Buchung beachten. Denn auch die großen Fluggesellschaften schlagen gern Servicegebühren auf den eigentlichen Preis drauf. Lufthansa nimmt zum Beispiel 15 Euro.

Allgemein gilt bei der Buchung von Flügen: je früher, desto günstiger. Der Tipp des Reiseexperten Murko: „Spätestens zehn bis zwölf Wochen vor der Reise sollte man buchen, um einen billigen Flug zu bekommen.“

PAUSCHAL FLEXIBEL

Auch bei Pauschalreisen hat sich in den letzten Jahren durch das Internet viel geändert. Flexibilität heißt das Zauberwort. Der Kunde kann entscheiden, wann er reisen möchte, in welchem Hotel er absteigen will und ob er nur Frühstück oder auch Abendessen möchte. Er ist nicht länger an feste An- und Abreisetermine gebunden. Möglich wird das durch sogenannte X-Produkte. „Nachdem der Verbraucher seine Buchungsanfrage im Internet eingegeben hat, wird im Hintergrund die Pauschalreise produziert“, sagt Mario Krug von LMX Touristik. Der Veranstalter ist seit 2001 auf dem Markt und bietet überwiegend X-Reisen an. Während Internetreiseunternehmen schon seit längerem in dem Segment unterwegs sind, ziehen nun auch die Großen nach. Branchenriesen wie Neckermann, Tui und Öger Tours bieten neben ihren Standardreisen auch X-Produkte an.

NICHT VON DER STANGE

Der Clou an den X-Produkten: Im Gegensatz zu Katalogreisen werden Hotels und Flüge nicht schon vorher eingekauft, sondern erst dann, wenn der Kunde die Reise anfragt. Damit sind die Preise tagesaktuell – und können sich schnell ändern. „Bei den Katalogpreisen handelt es sich um Festpreise. Bei X-Produkten richten sich die Preise nach der Auslastung von Hotels und Flügen“, erklärt Krug.

Die Preise der X-Reisen können verglichen mit herkömmlichen Reisen genauso teuer, teurer oder billiger sein. Gerade bei kurzfristigen Reiseentscheidungen in der Hauptsaison sind X-Produkte aber oft günstiger: Wer jetzt eine Reise nach Mallorca buchen möchte, bekommt viele X-Reisen-Schnäppchen auf den Preisvergleichsportalen angezeigt. Eine Woche Mallorca (6. Mai bis 13. Mai) mit Flug ab Berlin-Schönefeld kostet in einem Zwei-Sterne-Hotel 253 Euro pro Person. Angeboten wird die Reise von xair, der X-Sparte von Airmarin, die zu Thomas Cook gehört. Bei Airmarin kostet dieselbe Reise 303 Euro pro Person.

DIE PROBLEME

Allerdings haben viele X-Reisen auch Nachteile gegenüber normalen Reisen: Wenn der Kunde von der Reise zurücktritt, ergeben sich bei vielen Anbietern deutlich teurere Stornogebühren. Bei xair betragen die Stornokosten ab dem Buchungstag bis 15 Tage vor Reisebeginn 70 Prozent des Reisepreises. Bei herkömmlichen Airmarin-Reisen sind die Kosten niedriger: Bis 30 Tage vorher betragen die Stornokosten 40 Prozent des Reisepreises. Beim Reiseveranstalter Tui sieht es ähnlich aus: Bis 31 Tage vor Reiseantritt fallen 25 Prozent Stornokosten an. Bei den X-Produkten von Tui, XTui und X1-2-Fly müssen dagegen 40 Prozent des Reisepreises bezahlt werden. Dirk Rogl, Reiseexperte des Fachmagazin FVW, spricht von teilweise doppelt so hohen Stornokosten. „Während bei normalen Pauschalreisen die Stornokosten bei 20 Prozent liegen, sind es bei X-Produkten meistens um die 40 Prozent.“

AM ANFANG MEHR

Außerdem muss oft mehr für die Reise angezahlt werden: Bei herkömmlichen Tui-Reisen werden 25 Prozent fällig. Bei den X-Produkten des Unternehmens sind es 40 Prozent des Gesamtpreises. Ein weiterer Nachteil: Bei X-Reisen sind keine Optionsbuchungen möglich. „Bei Katalogreisen kann man das Angebot noch einmal mit der Familie zu Hause überdenken. Bei X-Produkten muss sofort zugeschlagen werden“, erklärt Dirk Rogl. Denn schon morgen könnte die Reise teurer sein oder nicht mehr verfügbar.

Und ein weiterer Pferdefuß: Bei den Flexi-Reisen wird gelegentlich auch der Transfer vom Flughafen zum Hotel gespart – zu erkennen am Kürzel OT (ohne Transfer). Deshalb rät der Experte, vor der Buchung immer genau die Geschäftsbedingungen zu lesen. Auch deswegen, weil X-Produkte als solche nicht gleich erkennbar sind. Fazit: Ob Flug oder Pauschalreise, gemogelt wird überall.

Anieke Walter

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