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Zu zweit. Wer im Veranstaltungsbereich arbeitet, kann sich mit seinem Tandem-Partner die Abendtermine teilen.

© Gregor Fischer/dpa

Ratgeber: Eine Stelle für zwei

Macht es Sinn, sich als Teilzeit-Tandem auf eine Vollzeitstelle zu bewerben? Das erklärt der Berliner Karriereexperte Jürgen Hesse.

Unser Leser fragt: Ich bin Veranstaltungskaufmann und Vater – und auf die Ausschreibung einer interessanten Vollzeitstelle gestoßen. Doch 38 Stunden die Woche – das kann ich zeitlich nicht einrichten, ganz davon abgesehen, dass in unserer Branche viele Überstunden und Abendtermine üblich sind. Nun überlege ich, mich gemeinsam mit einem Freund auf die Stelle zu bewerben, quasi als Teilzeit-Tandem. Er hat eine ganz ähnliche Berufsvita wie ich, wir ergänzen uns prima – und wären als Team und unter solchen Arbeitsbedingungen sicher doppelt motiviert. Was meinen Sie, hätte eine solche Bewerbung eine Chance?

Jürgen Hesse antwortet: Sie sind mit Ihrem Problem und mit Ihren Überlegungen dazu nicht allein. Noch bewegt sich der Arbeitsmarkt zwar sehr langsam. Die Nachfrage nach Spezialistinnen und Spezialisten aber wächst schnell – und damit auch der Leidensdruck und die zunehmende Kompromissbereitschaft der Arbeitsplatzanbieter. Bis vor einigen Jahren galten Tandem-Angebote, wie Sie es richtig bezeichnen, als exotisch und wurden sofort abgelehnt. Heute haben Sie wenigstens die Chance, zu einem Gespräch eingeladen zu werden.

Erfahrungsgemäß ist für eine Bewerbung häufiger die eher klassische Strategie erfolgsversprechend: Sie bewerben sich als Einzelperson, machen Ihr Angebot mit allen Vorzügen, die Sie persönlich zu bieten haben – und erwähnen noch nicht Ihre eingeschränkte zeitliche Verfügbarkeit. Dafür ist erst der richtige Moment, wenn Sie eingeladen wurden, sich dem Arbeitgeber vorgestellt haben – und sein Interesse an Ihnen groß genug ist.

Reagiert die „Einkäuferseite“ nicht völlig perplex auf Ihr Problem, sollten Sie nun gleich Ihren Vorschlag für eine Lösung des Problems anbieten: das über Ihre Möglichkeiten hinausgehende Kontingent an Arbeitszeit auszugleichen mit Hilfe Ihres Tandempartners. Ist Ihr möglicher Arbeitgeber flexibel und offen, wird er die Chance erkennen und sich durch gute Argumente überzeugen lassen. Erklären Sie ihm etwa, dass Sie zu zweit mehr Kompetenz, mehr Leistung und mehr Stabilität bieten, die Vertretung gewährleistet und das Krankheitsrisiko geringer ist.

Der zweite Weg ist: Sie teilen Ihre Bewerbung in zwei optisch wie inhaltlich aufeinander abgestimmte Bereiche: Im ersten Teil sollten Sie die üblichen Bewerbungsinhalte für sich und für Ihren Tandempartner aufführen. Im zweiten Teil werden die geläufigsten Gegenargumente dargestellt – und mit der gesamten Palette der Vorteile, die Ihr Tandem bietet, widerlegt. Verführen Sie Personalentscheider mit guten Argumenten dazu, sich auf dieses relativ harmlose Personalexperiment einzulassen: Der minimale Mehraufwand bei der Organisation und der Bezahlung eines „doppelten“ Arbeitsplatzes wäre wohl ein eher vorgeschobener Grund für eine Absage.

– Haben Sie auch eine Frage? Dann schreiben Sie uns: E-Mail: Redaktion.Beruf@tagesspiegel.de

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