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Wirtschaft: Ratingagenturen haben Risiken verschwiegen

Frankfurt am Main - Den Analysten und Managern der großen Ratingagenturen Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch waren die Missstände bei der Bewertung von strukturierten Wertpapieren durchaus bewusst. Dies hat jetzt die US-Börsenaufsicht SEC aufgedeckt.

Frankfurt am Main - Den Analysten und Managern der großen Ratingagenturen Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch waren die Missstände bei der Bewertung von strukturierten Wertpapieren durchaus bewusst. Dies hat jetzt die US-Börsenaufsicht SEC aufgedeckt. Sie veröffentlichte einen 37-seitigen Bericht, in dem zum Teil auch anonymisierte interne Emails zitiert werden.

Darin mokieren sich die Analysten über ihre eigenen Ratings. Man schaffe ein „Monster“, schrieb etwa eine Analystin an einen Kollegen im eigenen Hause über sogenannte Collateralised Debt Obligations (CDOs). Bei diesen Produkten werden oft strukturierte Anleihen nochmals umverpackt. Die Modelle, mit denen man die CDOs bewerte, bildeten nicht mal die Hälfte der tatsächlichen Risiken ab. „Dies hätte von Kühen strukturiert werden können, und wir würden ein Rating vergeben.“ Die SEC fand zahlreiche Beispiele, bei denen Ratingmodelle oft nicht die tatsächlichen Risiken der Anleiheprodukte abbildeten. Zudem sei häufig nicht transparent, an welchen Modellen sich die Agenturen orientiert hätten.

Die Ratingagenturen werden seit mehr als einem Jahr weltweit verschärft kritisiert, weil sie Investoren erst sehr spät vor den Risiken von mit Hypotheken der Ramschkategorie „Subprime“ unterlegten komplizierten strukturierten Wertpapieren gewarnt haben. In den vergangenen zwölf Monaten haben sie die Ratings von strukturierten Wertpapieren in dreistelliger Milliardenhöhe herabgestuft. Damit trugen sie zu den weltweit mehr als 400 Milliarden Dollar allein bei Banken aufgelaufenen Verlusten im Zuge der Subprime-Krise bei.

Erst seit September 2007 müssen sich die Ratingagenturen bei der SEC registrieren. Seither hat die Aufsicht ihre Arbeit genau unter die Lupe genommen und einen sehr viel tieferen Einblick gewonnen. „Wir haben beträchtliche Mängel bei den Ratingagenturen gefunden“, sagt SEC-Chef Christopher Cox. Diese umfassten unter anderem Probleme bei den Ratingprozessen. „Wenn die Agenturen nicht genug Mitarbeiter hatten, um ihren Job zu machen, haben sie oft den einfachsten Weg genommen“, moniert Cox. So ist nach den Untersuchungen der SEC in den Jahren 2003 bis 2007 die Zahl bewerteten CDOs je nach Agentur um ein Vielfaches gestiegen – die Zahl der dafür zuständigen Analysten erhöhte sich aber nur leicht. cü (HB)

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