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Ratingagenturen: Irland stürzt ab

Die Ratingagentur Moody’s bewertet die Bonität des Landes um fünf Stufen schlechter als bisher. Auch für andere Staaten haben Ratingagenturen Warnsignale gesetzt.

Berlin - Sparkurs, Schuldenkrise, Regierungskrise. Die Iren haben es gerade nicht leicht. Jetzt hat auch noch die Ratingagentur Moody’s ihren Daumen über Irland gesenkt. Die Experten meinen, dass sich die Kreditwürdigkeit des hochverschuldeten Landes deutlich verschlechtert hat und senkten ihre Bonitätsnote am Freitag um fünf Stufen. Zudem stellten sie weitere Herabstufungen in Aussicht.

Nach Einschätzung von Moody’s wird Irland Schwierigkeiten haben, seine Verschuldung in den Griff zu bekommen und gleichzeitig die Wirtschaft anzukurbeln. Nachdem die Iren Hilfen aus dem Rettungsfonds der EU und des Internationalen Währungsfond (IWF) beantragt haben, muss die Regierung innerhalb der nächsten vier Jahre 15 Milliarden Euro einsparen. Das dürfte die Wirtschaft belasten, was die Rückzahlung der Schulden erschwert. Auch der IWF glaubt offenbar nicht an seinen Schuldner: Das Haushaltsdefizit werde 2015 noch bei 4,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) liegen, wenn Irland nicht weitere Anstrengungen zur Konsolidierung seines Haushaltes unternehme, hieß es am Freitag in einem Bericht.

Mit der neuen Note „Baa1“ sind Irlands Staatsanleihen nur noch zwei Stufen vom hochspekulativen Niveau entfernt. „Die starke Herabstufung kam überraschend“, sagt Glenn Marci, Analyst bei der DZ Bank. Zu seinen Kunden gehören zum Beispiel Investmentfonds. „Für einige Fondsgesellschaften könnte es jetzt schwierig werden, irische Staatsanleihen zu halten“, sagt Marci. Denn manche Fonds haben in ihren Anlagekriterien festgeschrieben, dass sie nicht in Papiere investieren, die keine A-Note bekommen. Die Risikoaufschläge für zehnjährige irische Staatsanleihen stiegen am Freitag nur leicht um 0,16 Prozent. Zur Zeit zahlen die Iren 5,37 Prozent mehr als die Deutschen mit ihrem Triple-A-Rating. Ende November waren es noch 6,68 Prozent mehr. Der Markt habe die schlechte Lage schon eingepreist, erklärt Marci.

Dass auch das Rating der Deutschen unter der Schuldenkrise in Europa leiden wird, glaubt Marci nicht. „Unsere Wirtschaft ist sehr stark, wir haben noch großen Spielraum.“ Für andere Staaten haben die Ratingagenturen hingegen schon Warnsignale gesetzt. Am Donnerstag kündigte Moody’s an, dass griechische Anleihen unter Beobachtung stehen. Am Mittwoch wurde der Ausblick für Spanien gesenkt. Standard & Poor’s nahm Belgien in den Blick: Sollte es nicht gelingen, dort endlich eine neue Regierung zu bilden, sei die Kreditwürdigkeit gefährdet.

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