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Wirtschaft: Raus aus der Schmollecke

Von Alfons Frese Welche Freundschaft übersteht schon schwere Krisen? Wirtschaftskrisen zum Beispiel.

Von Alfons Frese

Welche Freundschaft übersteht schon schwere Krisen? Wirtschaftskrisen zum Beispiel. Es liegt nicht viel länger als zwei Jahre zurück, dass sich der Bundeskanzler und die Wirtschaftsführer im besten Einvernehmen befanden: Die gerade verabschiedete Steuerreform entlastete die großen Unternehmen, die Konjunktur brummte, Gewinne und Aktienkurse erreichten Rekorde – Begeisterung war allerorten. Und da Schröders Wahlsieg im Lichte der deutlich sinkenden Arbeitslosigkeit zwei Jahre später als sicher galt, behandelten die zumeist schwarzen Wirtschaftsbosse den roten Regierungschef mit großer Freundlichkeit. Seitdem ist viel passiert, vor allem stürzte die Wirtschaft ab, wofür die Wirtschaft den Hauptverantwortlichen ausgemacht hat: Gerhard Schröder. Inzwischen befinden wir uns auf der „tiefsten Talsohle seit 20 Jahren“, rief Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt am Dienstag Wirtschaftsminister Wolfgang Clement zu, und erinnerte womöglich nicht zufällig an den Wechsel von Schmidt zu Kohl 1982.

Nun liegt die letzte Wahl gerade zwei Monate zurück, und die Verbandsfunktionäre stehen noch unter Schock. Dabei ist die Empörung über RotGrün vielfach berechtigt, denn höhere Sozialkosten und Steuern lasten schwer auf der Konjunktur. Das ist schlimm – mehr aber auch nicht. Deutschland steht nicht vor dem Untergang. Und Clement hat Recht, wenn er die Arbeitgeber vor Panikmache warnt. Der Wirtschaftsminister hat die Wirtschaft zu einer „Allianz für Erneuerung“ aufgefordert. Die muss sich nun entscheiden: In die Schmollecke, die Depression herbeireden und auf das vorzeitige Ende Schröders hoffen – oder Mitarbeit bei der Modernisierung Deutschlands.

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