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Wirtschaft: Real-Kette verdirbt Metro das Geschäft

Das Auslandsgeschäft des größten deutschen Handelskonzerns legt zu – aber im Inland sinken die Umsätze

Berlin - Für die Metro AG ist das Geschäft in Deutschland in diesem Jahr bislang enttäuschend verlaufen. Die Warenhaustochter Kaufhof sowie die Lebensmittelketten Real und Extra machten im zweiten Quartal deutlich weniger Umsatz als im Vorjahr. Und selbst die Ertragsgaranten Media-Markt und Saturn schafften nur ein leichtes Plus. Zwar stieg der Gesamtumsatz des größten deutschen Handelskonzerns zwischen April und Juni dank des guten Auslandsgeschäft um 3,6 Prozent auf 13,8 Milliarden Euro. Die Erlöse in Deutschland allerdings schrumpften um 2,5 Prozent. „Die Diskussion um Neuwahlen und eine Mehrwertsteuererhöhung hat zu einer weiteren Verunsicherung der Verbraucher geführt“, sagte Metro-Chef Hans-Joachim Körber am Dienstag in Düsseldorf. Metro ist einer der größten Arbeitgeber in Berlin: Der Konzern beschäftigt hier 5700 Mitarbeiter.

Auch wenn die Metro-Aktie bis Börsenschluss um 1,1 Prozent auf 42,63 Euro zulegte, reagierten Analysten auf das Quartalsergebnis verhalten. „Das Ergebnis ist schwächer als erwartet“, sagte Thilo Kleibauer, Handelsanalyst bei M. M. Warburg. Das liege aber einzig und allein an dem Ergebniseinbruch bei den Supermarktketten Real und Extra. „Das Minus von zehn Prozent in der Lebensmittelsparte hat im operativen Gesamtergebnis deutliche Spuren hinterlassen“, sagte Christian Schindler von der Landesbank Rheinland-Pfalz dem Tagesspiegel. Im Frühjahr hatten die RealMärkte mit der Kampagne „Neue Preiszeit“ – Markenartikel werden zu Niedrigpreisen angeboten – begonnen. Die Einführung sei allerdings nicht optimal gelaufen, sagte Schindler. Hinzu komme der Imageschaden durch den Fleischskandal bei Real. In mehreren Filialen war nicht mehr frisches Hackfleisch mit einem neuen Haltbarkeitsdatum versehen und wieder in der Verkaufstheke platziert worden. Mittlerweile ist Real-Chef Uwe Hölzer entlassen worden.

Diese „Qualitätsvorfälle“, wie MetroChef Körber sagte, hätten den Konzern eine Menge Geld gekostet. Außerdem räumte Körber ein, dass es bei der „operativen Umsetzung der Neue-PreiszeitAktion Optimierungsbedarf“ gegeben habe. Optimierungsbedarf besteht nun offenbar auch auf der Kostenseite: Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die tariflichen Sonderleistungen für die rund 43000 Beschäftigten bei Real und Extra gestrichen werden.

Die Kaufhof-Filialen machten im zweiten Quartal 764,9 Millionen Euro Umsatz – 4,6 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Auch in der Warenhaussparte gilt, was typisch für die Gesamtentwicklung des Metro-Konzerns ist: Im Ausland – Kaufhof hat mehrere Standorte in Belgien – legte der Umsatz zu, auf dem Heimatmarkt ging er zurück. Einen Umsatzrückgang wird auch Konkurrent Karstadt bekannt geben, wenn der Essener Konzern am heutigen Mittwoch seine Quartalszahlen veröffentlicht. „Das Umsatzminus in den 89 Karstadthäusern wird bei rund 5,6 Prozent liegen“, sagte Analyst Schindler. Die eigentliche Problemsparte des Konzerns ist aber der Versandhandel mit den Marken Quelle und Neckermann. Hier dürfte nach Schätzungen von Analysten der Umsatzrückgang im zweistelligen Prozentbereich liegen.

Karstadt-Chef Thomas Middelhoff hatte vor kurzem die Konzernprognose massiv nach unten korrigiert: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde in diesem Jahr nicht bei 500 Millionen Euro, sondern nur bei 350 Millionen Euro liegen. Metro-Chef Körber hingegen hält an seinem Ziel für 2005 fest: Er rechnet mit einem Umsatzplus von fünf bis sechs Prozent.

Dagmar Rosenfeld

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