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Wirtschaft: Regierung bürgt für Alitalia-Kredite

Überbrückung von 400 Millionen Euro für Fluglinie

Ein staatlich garantierter, von Banken ausgegebener Überbrückungskredit über etwa 400 Millionen Euro soll die heftig trudelnde Fluglinie Alitalia in den nächsten sechs Monaten vor dem Absturz bewahren. Finanzminister Giulio Tremonti hat ferner versprochen, „wohlwollend“ die Beteiligung des Staates an einer Kapitalaufstockung zu prüfen. Auch sollen  Unternehmensteile aus dem Logistik und Service-Bereich in eine andere Gesellschaft ausgelagert werden. Diese Pläne, die anlässlich einer Vorstandssitzung bekannt geworden sind, gelten als die ersten Konturen eines Rettungsplans für die noch zu 62 Prozent staatliche Alitalia.

Die Bilanz für 2003 ist, wie erwartet, tief rot. Das operative Defizit liegt bei 379 Millionen Euro, mehr als dreimal so hoch wie im Jahr zuvor; die Schulden sind im Jahresverlauf von 908 Millionen auf 1,44 Milliarden Euro geklettert. Der Nettoverlust lag bei 520 Millionen Euro. Testiert ist die Bilanz nicht; die Wirtschaftsprüfer von Deloitte & Touche sahen sich angesichts „unvollständiger Informationen“ dazu nicht in der Lage. Sie ließen ferner Zweifel am Fortbestand der Fluglinie erkennen, sofern nicht einschneidende Sanierungen vorgenommen würden und  neues Kapital zu erwarten sei.

Der Verband der Europäischen Billigfluggesellschaften Elfaa will gegen die geplante staatliche Hilfe klagen. Bei der Gewährung eines staatlich garantierten Übergangskredits handle es sich um „eine klare Subventionierung, die unseres Erachtens nicht zulässig ist“, sagte Elfaa-Präsident Wolfgang Kurth am Freitag im Hessischen Rundfunk. Eine Reihe von Fluggesellschaften wolle dagegen vorgehen.

Alitalia streift am Rand der Legalität entlang: Sofern die Verluste ein Drittel des Eigenkapitals verzehren, muss die Gesellschaft nach italienischem Recht für eine Kapitalaufstockung sorgen oder Insolvenz beantragen. Erst vor zwei Wochen hatten sich Regierung und Gewerkschaften im Grundsatz auf eine Sanierung der Alitalia  geeinigt. Vertagt wurden dabei aber die zwei Kernfragen: die künftige Struktur des Unternehmens und der Personalabbau. Die Gewerkschaften hatten sich strikt gegen Entlassungen gesperrt; Alitalia  dagegen hielt den Abbau oder die Ausgliederung von bis zu einem Viertel des Personals (knapp 22000) für unumgänglich. Regierungschef Berlusconi hatte sogar davon gesprochen, dass bei der Alitalia die Hälfte der Beschäftigten überflüssig sei.

Die Einigung sah ferner den Verzicht auf Staatshilfen und dafür den Einstieg „privater Investoren zu Marktbedingungen“ vor. Das Unternehmen Fintecna aber, das jetzt Teile der Alitalia übernehmen soll, befindet sich in Staatseigentum.

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