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Wirtschaft: Regierungspläne belasten Wirtschaftsklima

Unternehmen sehen immer ängstlicher in die Zukunft: Ifo-Index sinkt im Oktober zum fünften Mal in Folge

Berlin (brö). Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist im Oktober auf ein NeunMonats-Tief gesunken. Wie das Münchener Ifo-Institut am Montag mitteilte, sank der Geschäftsklima-Index für Westdeutschland zum fünften Mal in Folge und liegt nun bei nur noch 87,7 Punkten. „Es zeichnet sich kein beschleunigter Aufschwung ab“, sagte Ifo-Experte Gernot Nerb. Wirtschaftsforscher sind der Ansicht, dass die Pläne der Bundesregierung zur Finanz- und Sozialpolitik für eine Eintrübung der Aussichten gesorgt haben. Deshalb werde das Wachstum in den kommenden Monaten nahe der Null-Linie bleiben, hieß es.

Der Geschäftsklima-Index beschreibt allmonatlich die Stimmung in deutschen Klein-, Mittel- und Großbetrieben und ist ein wichtiger Frühindikator für die Entwicklung der Wirtschaftsleistung. Das Ifo-Institut ermittelt den Wert, indem es 7000 Unternehmen zu ihrer aktuellen Lage und ihren Erwartungen über die kommenden sechs Monate befragt. Dem Index messen Experten eine hohe Bedeutung bei, weil Stimmungen auf den Finanz- und Gütermärkten eine wichtige Rolle spielen, etwa bei Investitionsentscheidungen oder bei der Personalplanung.

Lage besser als Erwartungen

Im Oktober beurteilten die befragten Firmen ihre derzeitige Lage etwas besser als im Vormonat – der Index stieg von 77,5 auf 77,9 Punkte. Die Erwartungen für die Zukunft gingen dagegen erneut zurück und sanken von 99,3 auf 97,9 Punkte. Dies ergebe sich „aus ungünstigen Meldungen des verarbeitenden Gewerbes“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. „Im Bauhauptgewerbe, im Einzel- und im Großhandel stieg dagegen der Klimaindikator etwas an“, sagte er. Die Entwicklung in den neuen Ländern sei ähnlich gewesen. „Dies lag an der ungünstigen Entwicklung in der Bauwirtschaft und im Großhandel“, analysierte Sinn. Dagegen habe sich das Klima in der Industrie und im Einzelhandel leicht verbessert.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Bank Invesco Asset Management, erwartet angesichts der schlechten Stimmung kaum Wirtschaftswachstum. „Bis Mitte des kommenden Jahres wird die Konjunktur blutleer bleiben, das Wachstum im Vergleich zum Vorquartal wird nicht über 0,2 Prozent hinauskommen“, sagte Krämer dem Tagesspiegel. Dies werde die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter verschärfen und wieder zu einem Anstieg der saisonbereinigten Zahl der Jobsuchenden führen.

Das Abrutschen in die Rezession sei auf der anderen Seite nicht zu erwarten, sagte Jörg Luschow von der WestLB. „Wir bleiben auf dem dürftigen Wachstumspfad der vergangenen zehn Monate“, erklärte er. Im gesamten kommenden Jahr werde die Wirtschaft damit über ein Wachstum von 1,5 Prozent nicht hinauskommen. Einen solchen Wert hatten auch die Forschungsinstitute im Herbstgutachten prognostiziert. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) erklärte, seine Prognose, die er in den kommenden Tagen bekannt geben werde, werde „nicht allzu weit von diesem Wert entfernt sein“.

„Bärendienst für die Konjunktur“

Ursache der schlechten Stimmung ist aus Krämers Sicht die Diskussion um eine Erhöhung von Steuern und Sozialbeiträgen. „Unternehmen und Verbraucher rechnen wieder mit steigenden Steuern. Investitionen und Konsum werden eingeschränkt“, befürchtet der Ökonom. Der Geschäftsklima-Index werde daher auch in den kommenden Monaten zurückgehen. Auch Jörg Beyfuß, Chefökonom des Instituts der deutschen Wirtschaft, vermisst positive Signale. „Die Lage der Weltwirtschaft ist weiterhin mäßig, und im Inland sorgen die Pläne der Regierung dafür, dass die Stimmung immer mieser wird“, befand er. „Rot-grün erweist der Konjunktur damit einen Bärendienst.“

Die jüngste Erholung an den Aktienmärkten halten Volkswirte noch nicht für ausreichend, um die Stimmung aufzuhellen. „Der Dax hat seit Januar 38 Prozent seines Wertes verloren. Aktienbesitzer fühlen sich daher ärmer als zuvor und schränken ihren Konsum entsprechend ein“, sagt Invesco-Volkswirt Krämer. Für eine Trendwende mit steigenden Konsumausgaben sei ein mehrere Monate dauernder Börsenaufschwung nötig.

Der Wirtschaftsexperte der Union, Matthias Wissmann, wertete die Verschlechterung des Klimas als Zeichen der „Substanzlosigkeit rot-grüner Wirtschaftspolitik“. Der Index drücke die „berechtigte Sorge“ vieler Menschen aus, dass von der Regierung Schröder „keine Wachstumsimpulse und damit Beschäftigungschancen ausgehen werden“.

Mehr zum Thema unter:

www.ifo.de

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