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Wirtschaft: Reibungslose Liberalisierung des Telefonmarktes

In den Niederlanden hat die PTT Telecom schon seit Juli Konkurrenz / Tarife gesunken Von THOMAS ROSER UTRECHT.Konkurrenz belebt das Geschäft ­ das ist zumindest die Erfahrung der niederländischen PTT Telecom.

In den Niederlanden hat die PTT Telecom schon seit Juli Konkurrenz / Tarife gesunken Von THOMAS ROSER

UTRECHT.Konkurrenz belebt das Geschäft ­ das ist zumindest die Erfahrung der niederländischen PTT Telecom.Während die deutsche Telekom den Streit um den Kunden mit Straf-Gebühren zu gewinnen hofft, hatte sich die PTT Telecom rechtzeitig auf den Fall des Telefonmonopols im vergangenen Juli vorbereitet."Wir waren Befürworter der Marktliberalisierung, haben uns darauf schon vor Jahren vorbereitet.Dies schien uns sinnvoller, als uns hartnäckig an das Telefonmonopol zu klammern, das doch nicht zu halten war", berichtet Mieke Plaschek, Sprecherin der PTT in Den Haag. Die neue Konkurrenz, der sich die PTT Telecom erwehren muß, hat vor allem Großkunden im Visier.Nur in wenigen Gemeinden haben die beiden Telekomneulinge Telfort und Enertel bisher ein flächendeckendes Netz aufbauen können.Die meisten Kunden, die auch die Dienste der Konkurrenz in Anspruch nehmen, behielten ihren Anschluß der PTT Telecom, so Plaschek.Doch ob bei den sogenannten Call-by-Call-Verbindungen, bei denen sich Kunden der neuen Anbieter über vierstellige Kennzahlen in das PTT-Netz einwählen, oder bei einem vollständigen Wechsel zur Konkurrenz: Gebühren bei einem Anbieterwechsel werden für Verbraucher in den Niederlanden nicht fällig. Langfristig hoffen Telfort und Enertel der PTT jeweils 10 bis 15 Prozent Marktanteil abspenstig machen zu können.Doch den Kampf um den Kunden ist der frühere Monopolist durchaus offensiv angegangen.Ihre im Vergleich zur deutschen Telekom ohnehin relativ niedrigen Auslandstarife hat die PTT seit der Marktliberalisierung um 25 bis 50 Prozent gesenkt.Kunden, die häufiger telefonieren, werden auch im Inland günstigere Tarife eingeräumt.Auch wegen der niedrigen Inlandstarife der PTT konzentriere sich die Konkurrenz bisher vor allem auf Großkunden und auf das Auslandsgeschäft, meint Plaschek: "Bei unseren niedrigen Preisen ist das Inlandsgeschäft für unsere Konkurrenz kaum interessant." Zwar sind bei dem verstärkten Wettbewerb die Tarife gesunken, doch den Verlust von Marktanteilen kann die PTT Telecom offenbar durch anhaltendes Volumenwachstum auffangen.Zudem ist die PTT Telecom zunehmend im Ausland aktiv: In Deutschland kooperiert sie mit Mannesmann. Ganz ohne Ärger ging jedoch auch in den Niederlanden der Fall des Telefon-Monopols nicht über die Bühne.Telfort und Enertel beklagten sich anfangs heftig über die hohen Tarife, die ihnen die PTT für die Weiterleitung von Gesprächen berechnete.Die PTT wurde schließlich von der Regierung zu einem gehörigen Preisnachlaß verdonnert. "Unsere Kontakte zur PTT sind gut ­ schließlich sind wir einer ihrer größten Kunden", sagt Hans van der Zwan, der Sprecher von Telfort.Über mangelnden Kundenzuspruch könne sein Unternehmen nicht klagen: "Das Geschäft läuft besser als erwartet." Eine Diskussion wie jetzt in Deutschland über die Erhebung von Gebühren bei einem Anbieterwechsel habe es in den Niederlanden "glücklicherweise" nie gegeben: "Der Kunde muß in einer freien Marktwirtschaft auch frei wählen können.Gelinde gesagt finde ich das Verhalten der deutschen Telekom sehr merkwürdig."

THOMAS ROSER

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