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Wirtschaft: Reichelt schreibt erstmals rote Zahlen

BERLIN (chi).Die Berliner Otto Reichelt AG ist in schwieriges Fahrwasser geraten.

BERLIN (chi).Die Berliner Otto Reichelt AG ist in schwieriges Fahrwasser geraten.Nachdem der traditionsreiche Lebensmittelhändler vor wenigen Monaten bereits die Notbremse zog und die Schließung beziehungsweise den Verkauf sämtlicher Filialen in Sachsen-Anhalt ankündigte, legte Vorstandschef Uwe-Jens Beister am Mittwoch eine ernüchternde Bilanz 1998 vor: Bei deutlich niedrigeren Nettoumsatzerlösen - sie schrumpften um 7,7 Prozent auf 1,24 Mrd.DM - und hohen Belastungen durch die Restrukturierung präsentierte die Gruppe einen Jahresfehlbetrag von 56,7 Mill.DM nach einem Plus von 9,3 Mill.DM noch im Jahr zuvor.Das bekommen auch die Aktionäre zu spüren: Reichelt wird für 1998 keine Dividende zahlen - und ebensowenig für das laufende Geschäftsjahr.

Rückenwind erhalten die Berliner unterdessen vom Hauptaktionär.Die Edeka Minden-Hannover habe, wie am Mittwoch offiziell mitgeteilt wurde, ihre Beteiligung von 60,15 auf knapp 75 Prozent aufgestockt."Wir wollten deutlich machen, daß wir die Umstrukturierung voll unterstützen", begründete Alfons Frenk, Geschäftsführer der Edeka Minden-Hannover Holding und Vorsitzender des Reichelt-Aufsichtsrates, den Schritt.Die Anteile seien teilweise über die Börse zugekauft, der Edeka teilweise aber auch direkt angeboten worden.An eine weitere Aufstockung sei nicht gedacht, "wir schließen sie aber auch nicht aus", sagte Frenk.

Reichelt-Vorstandschef Beister machte allerdings kein Hehl daraus, daß die Restrukturierung "erst mittelfristig Erfolg zeigen wird".1999 sei mit einem weiteren Umsatzrückgang von voraussichtlich fünf Prozent zu rechnen, die ersten Monate seien schwach verlaufen.Dennoch hofft Beister, 1999 ein "ausgeglichenes Ergebnis" präsentieren zu können.In dem Abschluß 1998 seien "alle bekannten und absehbaren Risiken berücksichtigt" worden.Der Verlust sei vor allem auf die Restrukturierungsaufwendungen (Sonderabschreibungen, Rückstellungen) in Höhe von insgesamt 68,9 Mill.DM sowie die im Vergleich zum Vorjahr auf 64,8 Mill.DM nahezu verdoppelten Investitionen zurückzuführen.Im operativen Geschäft habe Reichelt immer noch ein leicht positives Ergebnis von 10 Mill.DM erwirtschaftet, sagte Beister.Zugleich verwies er auf die "solide Kapitalausstattung" des Unternehmens.Mit liquiden Mitteln von knapp 70 Mill.DM und einer Eigenkapitalquote von 54,3 Prozent sei das Unternehmen "solide genug fundiert, um die Restrukturierungen aus eigener Kraft zu meistern".

Reichelt will sich in Zukunft auf den Berliner Raum konzentrieren.Von den zwölf Filialen in Sachsen-Anhalt ist nur noch eine in Bestand, zehn wurden an Edeka verkauft, eine wurde geschlossen.Die verbliebenen rund 100 Berliner und Brandenburger Filialen werden nun Zug um Zug modernisiert, das Profil der Kette als "frischebetonter Supermarkt" soll gestärkt werden, sagte Beister.In allen Filialen werden eigene "Back-shops" eingerichtet, die von der Tochter Otto Thürmann GmbH betrieben werden.Ebenso soll die 1998 ausgegliederte Otto Reichelt Fleisch- und Wurstwaren teilweise Serviceabteilungen übernehmen - auch wegen der geringeren Tarife.Vorantreiben will Reichelt zudem den Lieferservice.Die Einrichtung von Automatenshops und Getränkemärkten wird getestet.Die Zahl der Mitarbeiter in der AG von derzeit 4750 soll sich 1999 "nicht wesentlich verändern".

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