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Wirtschaft: Reise in die Vergangenheit

Der Flughafen von Sharjah wird renoviert. Da geht eine Ahnung vom Leben am Golf dahin, wie es vor den künstlichen Inseln, den Glitzer-Meilen, dem Mega-Wachstum gewesen sein muss – also vor etwa vier, fünf Jahren.

Der Flughafen von Sharjah wird renoviert. Da geht eine Ahnung vom Leben am Golf dahin, wie es vor den künstlichen Inseln, den Glitzer-Meilen, dem Mega-Wachstum gewesen sein muss – also vor etwa vier, fünf Jahren. Sharjah? Das ist die kleine Schwester von Dubai, die im Norden in Sichtweite angrenzt. Sharjah hat wenig Öl, dafür viele Frauen mit schwarzen Kopftüchern, denn der Scheich von Sharjah gibt sich sehr religiös: Mancher sagt, er tue dies, weil die noch religiöseren Saudis ihm die Rechnungen für die prunkvollen Moscheen und die riesige Universität zahlen. Das Hauptgebäude des Flughafens hat die Architektur einer Moschee, direkt neben der Eingangshalle steht wirklich eine. Der abreisende Fluggast wird gleich beim Eintritt in die Halle mit Bautätigkeit konfrontiert: Ein Arbeiter kollidiert mit seiner Schubkarre fast mit dem Gepäckwagen des Passagiers. Der Arbeiter trägt den Namen der größten Baufirma am Golf auf dem Rücken: „Bin Laden Group“. Osama hat dort allerdings nichts zu sagen, sein Bruder führt die Geschäfte. Die abgenutzte technische Ausstattung im Abfertigungsbereich erinnert an die des Flughafens Schönefeld vor der Wende. Das Getümmel in der Haupthalle ist groß. Ein Scheich mit sehr dunkler Sonnenbrille in gestärkter Dischdascha – dem weißen Gewand der Einheimischen – drängt sich selbstbewusst vorbei zum Schalter. Die Vielfalt der übrigen Kostüme und Trachten ist so groß wie das Getümmel und entspricht den Flugzielen, die an den analogen Tafeln stehen: Usbekistan Air fliegt nach Taschkent, South Air ist gerade aus Bagdad gelandet. Es gibt Flüge nach Gheshm, Cochin, Kabul und Trivandum, nach Amritsar und auf die Insel Kish vor Persien. Trotz der Drängeleien ist die Stimmung gelassen. An der Passkontrolle sitzen nur Damen, alle ganz in Schwarz und mit Kopftüchern. Alle kauen Kaugummi und scherzen miteinander, während sie die Stempel in die Pässe hauen. An der Bar – der einzigen in Sharjah, an der es Alkohol gibt – ist das Bier heute aus. Der Mann hinterm Tresen sagt: „Kaufen Sie sich doch eine Dose drüben im Duty-free- Shop, ich gebe Ihnen dann ein Glas.“ Die Bauzäune, die auch innen überall stehen, künden vom neuen Flughafen, der hinter ihnen gebaut wird. Die Slogans und Bilder erinnern an den kalten Glanz von Dubai, Abu Dhabi oder Doha. Irgendwie schade, denkt der Flugreisende.

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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