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Wirtschaft: Reisebranche rechnet mit schnellem Wiederaufbau

Große Konzerne hoffen auf Rückkehr der Asien-Touristen schon in der kommenden Saison – Geschäft kleiner Anbieter bricht ein

Berlin – Die verheerende Flutkatastrophe in Südasien wird nach Einschätzung großer Reisekonzerne kaum langfristige Folgen für das Tourismusgeschäft haben. In der laufenden Saison könnte die Stornierung von Reisen in die betroffenen Länder aber zu Umsatzeinbußen führen.

„Terror, politische Unruhen und Naturkatastrophen können die touristische Entwicklung hemmen“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Ulrich Rüter, am Mittwoch dem Tagesspiegel. „Es hat aber nicht zur Folge, dass die Ziele für immer von der Landkarte der Tourismusbranche gestrichen sind.“ Schon im Winter 2005, werde „größtenteils alles wieder aufgebaut sein“. Rüter sieht allenfalls „kurzzeitige Auswirkungen“, weil viele Urlauber geplante Reisen in die Katastrophenregion stornierten.

Im vergangenen Jahr verbrachten immerhin 380000 Deutsche ihre Ferien in Thailand, 71000 reisten auf die Malediven und 60000 nach Sri Lanka. Gemessen an den beliebtesten Urlaubszielen ist dies allerdings wenig. So zählt Spanien jedes Jahr neun Millionen deutsche Touristen. Nach Angaben des Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalter Verbandes (DRV) reist nur ein Prozent der deutschen Touristen nach Südostasien. „Die Folgen für die deutsche Tourismusbranche werden eine untergeordnete Rolle spielen“, schätzt deshalb auch Sibylle Zeuch, Sprecherin des DRV.

Große Reisekonzerne halten die Kosten für Stornierungen und kostenlose Umbuchungen denn auch für verkraftbar.Tui-Sprecher Robin Zimmermann sprach am Mittwoch von einer „sehr überschaubaren Größe“. Der weltgrößte Tourismuskonzern verlängerte die Frist für Gratis-Umbuchungen bis zum 31. Januar. Das Asiengeschäft macht nur ein Prozent am weltweiten Konzernumsatz aus.

Veranstalter und Experten hoffen, dass die Katastrophe die Menschen nicht davon abhalten wird, 2005 überhaupt zu reisen. Ein neuer Reiseboykott würde die Branche, die nach den Terroranschlägen in New York, Bali und Djerba ihre Krise halbwegs überwunden hat, hart treffen. „Wenn jemand nicht nach Asien reisen möchte, dann fährt er stattdessen ans Mittelmeer“, glaubt Christian Obst, Analyst bei der Hypo-Vereinsbank. Er rechnet nicht mit Gewinneinbrüchen.

Die Veranstalter selbst setzen darauf, dass sich ein typisches Verhaltensmuster nach Katastrophen wiederholt: Zunächst stornierten viele Reisende in einer ersten Schockreaktion ihren Urlaub, Neubuchungen für die Krisenregion gingen zurück, sagt Tui-Sprecher Zimmermann. Nach einem Vierteljahr normalisiere sich das Reiseverhalten dann allerdings wieder. Selbst bei Terroranschlägen, die Reisende noch mehr abschrecken als Naturkatastrophen, kehrten die Kunden meist in die betroffenen Gebiete zurück. Nach den Attentaten auf Bali und im ägyptischen Luxor seien die Touristen auch zurückgekommen, heißt es. Eine Ausnahme sei Djerba, das sich nur langsam wieder als Reiseziel etabliert habe.

Verheerend wirkt sich die Flutkatastrophe in Asien für kleine, spezialisierte Reiseveranstalter aus. „Das hat uns so hart getroffen, wie es nur möglich wäre“, sagte Horst Leibacher, Geschäftsführer des Münchner Asien-Spezialisten Lotus Travel. Die Hauptsaison falle etwa für Sri Lanka „komplett aus in diesem Jahr“. Leibacher hofft auf das kurze Gedächtnis seiner Kunden: „Bisher sind sie immer zurückgekommen – nach Bali, nach dem Irak-Krieg und auch nach Sars.“

andré Görke, Flora Wisdorff

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