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Wirtschaft: Reisebranche wieder leicht optimistisch

Tourismusbörse startet am Sonnabend / Deutschland will vom Trend zu Kurzreisen profitieren DÜSSELDORF (kol/kru/HB).Zu lange ist die Bedeutung der Reisebranche von der Politik unterschätzt worden, sagt Erich Kaub.

Tourismusbörse startet am Sonnabend / Deutschland will vom Trend zu Kurzreisen profitieren DÜSSELDORF (kol/kru/HB).Zu lange ist die Bedeutung der Reisebranche von der Politik unterschätzt worden, sagt Erich Kaub."Dabei ist der Tourismus eine der Schlüsselbranchen für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland", betont der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) im Vorfeld der am Sonnabend beginnenden Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) im Gespräch mit dem Handelsblatt.Der Tourismus schaffe Arbeitsplätze, so Kaub, und gewinne angesichts der Wandlung zu einer Dienstleistungsgesellschaft zunehmend an volkswirtschaftlicher Bedeutung."Steigt der Umsatz im Tourismus um 100 Mill.DM, wächst die Zahl der Beschäftigten um 1000", präzisiert Kaub.Ein Grund dafür sei, daß es in der Reisebranche relativ einfach sei, sich selbständig zu machen.Auch könnten die Touristikunternehmen flexibel auf Strukturveränderungen reagieren, weil die Arbeitsplätze leicht umzuschichten seien.Ein wichtiger Schritt für die Branche sei gewesen, daß seit der Gründung des BTW im Jahr 1996 erstmals ein einheitlicher Verband die Interessen des Tourismus nach außen vertrete.Der entscheidende Vorteil dieses Dachverbands sei es, daß in ihm sowohl die einzelnen Verbände der Branche organisiert seien, als auch die großen Unternehmen."Diese Zusammenarbeit hat sich als sehr fruchtbar erwiesen", betont Kaub.Die Mitarbeit der Großunternehmen gebe dem Verband ein größeres Gewicht - auch in der Politik.Besonders spüre der Verband das auf EU-Ebene, wo er sich mittlerweile zum wichtigen Ansprechpartner der Kommission entwickelt habe."Auf der nationalen Ebene", so Kaub, "haben wir noch sehr viel mehr Probleme."Eine große Chance für die Tourismusindustrie biete die Einführung des Euro, betont Kaub.Sicher sei für kleine und mittlere Unternehmen die Umstellung auf die neue Währung zunächst mit Schwierigkeiten verbunden, doch seien die Vorteile eines gemeinsamen Binnenmarktes gerade für das grenzüberschreitende Geschäft des Tourismus gewaltig."Für den Reisenden bringt der Euro auf jeden Fall mehr Klarheit", ergänzt Kaub, "weil er die Preise in den verschiedenen Ländern besser vergleichen kann".Auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin hat die Branche nach Überzeugung von Kaub gerade auch aus deutscher Sicht Grund zu vorsichtigem Optimismus.Die Konjunktur im Lande passe sich mehr und mehr dem europäischen Niveau an, was auch das Reisegeschäft zunehmend stärke.Jedoch seien die Zeiten vorbei, da dem Tourismus eine Sonderkonjunktur beschert war.Die im Vergleich zu früheren Jahren eher bescheidenen Zuwachsraten machten die "wachsende Abhängigkeit von der Gesamtwirtschaft" deutlich.Grundsätzlich erwartet Kaub eine weitere Verschiebung in den Reisegewohnheiten: "Der Trend zu Kurzreisen wird anhalten, und damit wachsen die Anforderungen an die Tourismus-Industrie." Sie müsse sich stärker auf das veränderte Nachfrageverhalten einstellen.Lohnend sei dies allemal, denn relativ gesehen, lägen die Umsätze bei den kürzeren Trips im allgemeinen höher als bei längeren Urlaubsreisen.Dabei gebe der Trend insbesondere dem mitteleuropäischen Tourismus eine Chance.Dann jedenfalls, wenn er sich darauf einstelle: Im "Komplementärurlaub" habe die Sonne einen weniger großen Stellenwert; statt dessen zählten besondere Erlebnisse und Ereignisse wie Kultur, Historie, Städte oder auch Gesundheit, wobei allerdings "das Kurwesen diese Entwicklung bisher weitgehend verschlafen hat".Deutschland sei im wachsenden Segment der pauschal bei Reiseveranstaltern gebuchten Ferien nach dem traditionellen Marktführer Spanien die Nummer zwei."Die Veranstalter sehen den deutschen Markt immer stärker als Zukunftsmarkt", sagte Kaub.Dabei dominiere der Binnen-Tourismus eindeutig.Nur zehn Prozent der Übernachtungsgäste kämen aus dem Ausland, einschließlich der Geschäftsreisen.Bei den Gästen aus dem Ausland, dem sogenannten Incoming-Geschäft, gebe es zwar seit drei Jahren einen Wachstumstrend auf niedrigem Niveau in der Größe von zwei bis vier Prozent, doch international sei Deutschland als Urlaubsland nun einmal "nicht so interessant".

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