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Wirtschaft: Reisebüros bitten Kunden künftig zur Kasse - Bahn- und Flugtickets nur noch gegen Extra-Zahlung

Urlauber werden künftig für Buchungen in Reisebüros zur Kasse gebeten. Für einen Bahnfahrschein sollen sie voraussichtlich vom kommenden Jahr an ebenso eine feste Gebühr bezahlen wie für ein Flugticket.

Urlauber werden künftig für Buchungen in Reisebüros zur Kasse gebeten. Für einen Bahnfahrschein sollen sie voraussichtlich vom kommenden Jahr an ebenso eine feste Gebühr bezahlen wie für ein Flugticket. Nach jahrelanger Diskussion scheint an der Einführung eines so genannten Service-Entgelts jetzt kein Weg mehr vorbei zu führen. Mit den angekündigten und teils vollzogenen Provisionskürzungen der Deutschen Lufthansa und der Deutschen Bahn haben die Reisebüros mit Einbußen in mehrstelliger Millionenhöhe zu kämpfen. "Der wirtschaftliche Druck ist so groß, dass die Reisebüros keine Wahl haben", sagte der Präsident des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbandes, Gerd Hesselmann, auf der DRV-Jahrestagung am Donnerstag in Bangkok. Neben dem Verkauf von Bahn- und Flugtickets sollten seiner Ansicht nach auch aufwendig individuell zusammengestellte Reisen künftig vom Kunden finanziell honoriert werden. Die Pauschalreise jedoch werde von Gebühren ausgenommen. Zu den rund 5000 DRV-Mitgliedern zählen kleine Reisebüros und -veranstalter genauso wie große Reisekonzerne.

Deutschlands größte Touristik-Konzerne haben für ihre Büros bereits zum Aufbruch geblasen. Der Condor-Neckermann Reiseveranstalter C&N Touristic AG, Schwalbach, eine Tochter der Lufthansa und Karstadt, hat vergangene Woche für Beratungsgebühren plädiert, um die derzeitigen Verlustgeschäfte mit Bahn- und Flugtickets auszugleichen. "Die Provisionskürzungen zwingen uns dazu, Gebühren zu erheben, wenn wir den bisherigen Service aufrecht erhalten wollen", sagte C&N-Vorstand Wolfgang Beeser. Die Diskussion über die Einführung von Gebühren sei in den rund 1300 Reisebüros des Konzerns derzeit in vollem Gange.

Ins selbe Horn bläst Dieter Zümpel, der bei der Hapag Touristik Union (HTU), Hannover, für die rund 1100 konzerneigenen Reisebüros zuständig ist. "Wir planen ab Januar Gebühren bis zu zehn Mark für den Verkauf eines Bahn- und bis zu 30 Mark für ein Flugticket", sagte er. Die ihm zugeordneten Büros - First, Hapag-Lloyd Reisebüros, Thomas Cook und TUI Reise Center - müssten nach Provisionskürzungen Ertragseinbußen "im zweistelligen Millionenbereich" verkraften. In den vergangenen Wochen haben weitere Fluglinien in Europa Kürzungen ihrer Reisebüro-Provisionen angekündigt. Auch die rund 300 Lufthansa City Center (LCC) in Deutschland befürworten Gebühren und haben die Einführung schon im Sommer ihren Franchise-Partnern empfohlen. Die Empfehlung sieht unter anderem rund 100 Mark für ein schriftlich ausgearbeitetes Urlaubsangebot oder 50 Mark für die Beschaffung eines Visums vor.

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