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Wirtschaft: Reiseoffensive bei Karstadt

Konzern gründet gemeinsam mit Thomas Cook neuen Urlaubsveranstalter/Schwarze Zahlen im ersten Jahr

Berlin (vis). Karstadt-Quelle will künftig doppelt so viel Geld mit dem Verkauf von Reisen umsetzen wie bisher. Dazu gründet Europas größter Warenhaus- und Versandhandelskonzern gemeinsam mit dem Touristikunternehmen Thomas Cook einen neuen Reiseveranstalter. Das neu gegründete Unternehmen, an dem Karstadt-Quelle 70 und Thomas Cook 30 Prozent halten werden, hat noch keinen Namen. Der Arbeitstitel lautet „Paneuropa Reisen“. Mit dem Reiseveranstalter will Karstadt in das Wachstumssegment Direktvertrieb einsteigen und die im Konzern vorhandenen Vertriebswege stärker für den Verkauf von Reisen nutzen. Ein neuer Billiganbieter soll es dagegen nicht werden.

Karstadt-Quelle setzte im vergangenen Jahr 700 Millionen Euro im Touristik-Bereich um – zu 89 Prozent in den 433 konzerneigenen Reisebüros, zu elf Prozent über andere Kanäle. Dieser Bereich soll nun gestärkt werden. Ziel sei es, den Umsatz im Bereich Touristik – ohne die Konzernbeteiligung an Thomas Cook – in den kommenden drei bis fünf Jahren auf 1,4 Milliarden Euro zu verdoppeln, sagte der Direktor des Konzernbereichs Reisen, Dieter Zümpel, am Mittwoch in Düsseldorf. Karstadt-Quelle ist zu 50 Prozent an Europas zweitgrößtem Reisekonzern Thomas Cook (dazu gehören die Veranstalter Neckermann, Aldiana, Air Marin und Bucher) beteiligt. Die übrigen 50 Prozent hält die Lufthansa.

Paneuropa soll Reiseangebote entwickeln und vermarkten – zum Beispiel über das Fernsehen, das Internet und über die konzerneigenen Kataloge und Werbebriefe. Das Angebot soll vom Pauschalurlaub in den Mittelmeerraum bis zu Spezialarrangements für Reisen zu Sport- und anderen Veranstaltungen reichen. Der Name des Unternehmens werde bei den Kunden dabei kaum in Erscheinung treten, sagte ein Karstadt-Quelle- Sprecher. So soll die neue Gesellschaft zum Beispiel Reisen zu Europapokalspielen inklusive Ticket anbieten, die dann über den Sportsender DSF unter dem Namen DSF Travel vertrieben werden. Karstadt-Quelle ist mit 40 Prozent an dem Sender beteiligt. Außerdem könne etwa einem Quelle-Katalog für etwas fülligere Kundinnen ein Angebot für Wellness-Reisen beigelegt werden, beschrieb Zümpel die Pläne des Konzerns.

Tchibo ist Vorreiter

Bereits im ersten Geschäftsjahr soll das Unternehmen rund 40000 Reisende befördern und die Gewinnschwelle erreichen, kündigte Zümpel an. Karstadt-Quelle liefere das Know-how für den Vertrieb von den Kundenadressen bis zum Call Center, Thomas Cook die Expertise für die Reiseorganisation, sagte der Manager. Ein Sprecher von Karstadt- Quelle betonte, dass der neu gegründete Veranstalter kein Billiganbieter sein werde. Mit der Marke „Neckermann Preisknüller“ und dem Veranstalter Bucher gebe es bereits Anbieter im unteren Preissegment im Konzern.

Die Pläne von Karstadt-Quelle könnte andere Handelskonzerne unter Zugzwang bringen. Vorreiter bei Urlaubsreisen im Handelsregal ist Tchibo, wo die Reisen des zum Tui- Konzern gehörenden Veranstalters Berge & Meer vertrieben werden. Inzwischen haben aber auch Baumärkte, die unter Umsatzrückgängen leiden, Urlaubsangebote zu „Hammerpreisen“ in ihre Werbezettel aufgenommen. Die Tengelmann-Tochter Plus geht mit ihrem 16 Seiten starken und von Karstadt zusammengestellten Reisekatalog bei den Discountern voran. Bereits seit längerem wird darüber spekuliert, ob auch Aldi Reisen in seinen Geschäften anbietet.

Analysten halten es für den richtigen Weg, dass Karstadt-Quelle die vorhandenen Vertriebskanäle nun auch verstärkt für das Angebot von Reisen nutzt. Ein neuer Billiganbieter im Konzern, der Konkurrenz zu den vorhandenen Angeboten bei Thomas Cook darstelle, mache dagegen keinen Sinn, sagte ein Analyst. Der neue Direktvermarkter könne zudem als Steuerungsinstrument genutzt werden, um auf Nachfrageschwankungen zu reagieren, sagte Analyst Hans Huff von der Bankgesellschaft Berlin.

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