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Weniger Nachfrage? Die Unternehmen werden Zahlen der BA zufolge vorsichtiger bei Neueinstellungen.

© dpa

Rekord trotz Krise: Deutschland arbeitet

Im Jahr 2012 waren so viele Menschen erwerbstätig wie noch nie. Zugleich werden die Unternehmen aber zunehmend vorsichtiger bei Neueinstellungen.

Der deutsche Arbeitsmarkt, den Experten seit Beginn der Schuldenkrise als robust beschwören, hat auch 2012 dem schwierigen konjunkturellen Umfeld getrotzt. Im vergangenen Jahr erreichte die Zahl der Erwerbstätigen hierzulande mit durchschnittlich 41,5 Millionen einen neuen Höchststand, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch nach vorlaufigen Berechnungen bekanntgab. Das ist auf Jahressicht ein Plus von 416 000. Seit 2005 hat sich damit die Zahl der Erwerbstätigen insgesamt um 2,66 Millionen erhöht. Allerdings war der Zuwachs schwächer als 2011. Das größte Plus gab es in der Industrie, aber auch im Baugewerbe und im Dienstleistungsbereich arbeiteten im vergangenen Jahr mehr Menschen.

Hinter der Zahl stecken zudem viele reguläre Jobs. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg den Statistikern zufolge 2012 „überproportional“. „Auch die Teilzeitquote ist im vergangenen Jahr nicht gestiegen, die Leiharbeit war leicht rückläufig“, sagt Sabine Klinger, Arbeitsmarktexpertin beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Zuwachs quer durch die Branchen zeige die „Breite des Beschäftigungsaufschwung“. Das bestätigt auch Hartmut Seifert, Arbeitsmarktforscher und ehemaliger Leiter des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI). „2012 hatten wir eine konjunkturell bedingt gute Entwicklung am Arbeitsmarkt, es wurden viele Stammarbeitsplätze geschaffen.“

Auch die Zahl der Menschen ohne Arbeit war im Jahresdurchschnitt rückläufig. 2012 sank sie um 6,5 Prozent auf 2,34 Millionen. Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts hat sie sich damit fast halbiert. Allerdings sind diese Zahlen der Statistiker noch geschätzt. An diesem Donnerstag legt die Bundesagentur für Arbeit (BA) die offizielle Arbeitsmarktstatistik für Dezember und das Jahr vor.

Das Abflauen der Konjunktur dürfte 2013 allerdings auch am Arbeitsmarkt Wirkung zeigen. „Die Arbeitslosigkeit wird leicht ansteigen“, sagt Experte Seifert. Erste Anzeichen dafür sind auch am Stellenindex der BA abzulesen, der im Dezember zum wiederholten Male rückläufig war. Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften rutschte demnach auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren. „Angesichts eingetrübter Konjunkturerwartungen zeigen sich die Unternehmen insgesamt vorsichtiger, was Neueinstellungen angeht“, kommentierte die Bundesagentur. Im langjährigen Vergleich aber liege die Nachfrage nach Arbeitskräften noch immer auf „hohem Niveau“. Zugleich haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, ihre offenen Stellen zu besetzen. Großen Bedarf gibt es der BA zufolge in der Zeitarbeit, aus der jede dritte gemeldete Stelle stammt. Auch im Handel, beim Bau, im Gesundheitswesen und der Gastronomie würden Mitarbeiter gesucht.

Mit einem Einbruch am Arbeitsmarkt rechnen Experten jedoch nicht. Trotz der Krise liefen die Exporte gut, zudem sei 2013 mit einem moderaten Wachstum zu rechnen, sagte Seifert. Darüberhinaus könne durch Instrumente wie die Kurzarbeit wie in der Finanzkrise Jobabbau vermieden werden.„Die Betriebe haben ein hohes Anpassungspotential“, sagte Seifert. Das bestätigt auch das Münchner ifo-Institut. Demnach zögerten viele Unternehmer, Stellen abzubauen und versuchten stattdessen, Auftragslücken mit dem Abbau von Überstunden und Arbeitszeitkonten abzufedern.

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