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Wirtschaft: Rekordquartal von BMW lässt Anleger kalt

Der Autobauer steigert Umsatz und Ergebnis deutlich – Experten erwarten trotzdem, dass Mercedes schon bald aufholen wird

München - Der Autobauer BMW fährt trotz der Konjunkturflaute seit einigen Quartalen einen Rekord nach dem anderen ein. Für das erste Halbjahr gaben die Münchner am Mittwoch wieder Spitzenwerte bei Umsatz und Ergebnis bekannt. Vorstandschef Helmut Panke bekräftigte, auch im Gesamtjahr Rekordergebnisse erzielen zu wollen. Um das zu erreichen, hat BMW eine neue Modelloffensive gestartet. Die BMW-Aktie gehörte mit minus 3,9 Prozent dennoch zu den Verlierern im Dax, was Analysten mit dem rückläufigen US-Absatz im Juli sowie der trotz guter Quartalszahlen nicht präzisierten Prognose begründeten.

Anders als BMW kommen Autokonzerne wie Volkswagen, Daimler-Chrysler und Ford derzeit aus dem Wehklagen nicht heraus: VW hat gerade die Gewinnprognose für das laufende Jahr gesenkt, Daimler-Chrysler meldete für das zweite Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang. VW begründet die Schwäche mit der schleppenden Konjunktur auf dem Automobilmarkt, scharfem Konkurrenzkampf und schwachen Wechselkursen. Es gibt aber auch Konzerne, die solche Ausreden im Moment nicht nötig haben. Neben BMW gehört dazu auch die VW-Tochter Audi: Die Ingolstädter haben Anfang der Woche gute Geschäftszahlen präsentiert und steuern in diesem Jahr auf einen neuen Absatzrekord zu.

Wie in Deutschland wird auch auf dem internationalen Markt der Abstand zwischen Siegern und Verlierern immer größer: Während die Daimler-Tochter Mitsubishi mit roten Zahlen kämpft und Weltmarktführer General Motors (GM) den Absatz mit aggressiven Rabatt-Aktionen ankurbeln muss, legten japanische Autobauer wie Honda, Nissan und Toyota zuletzt glänzende Zahlen vor.

„Konzerne wie Toyota und BMW haben ihre Hausaufgaben gemacht. Bei vielen anderen kann man das nicht behaupten“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen. Seiner Ansicht nach spielt es keine Rolle, ob ein Hersteller Fahrzeuge im Massen- oder im Premiumsegment verkauft. Das Geheimnis liege darin, bei einer Strategie zu bleiben und nicht zwischen den Segmenten zu wechseln. „Sonst kommen Probleme wie bei Volkswagen heraus“, sagt Dudenhöffer. Volkswagen habe mit Luxusmodellen wie dem Phaeton und dem Bentley auf der einen und Massenmodellen wie dem Golf auf der anderen Seite einen missglückten Spagat gemacht. Dazu seien Management-Fehler von Ex-Vorstandschef Ferdinand Piëch gekommen, die sein Nachfolger, VW-Chef Bernd Pischetsrieder, nun ausbaden müsse.

Dass Beständigkeit siegt, beweist nach Ansicht von Dudenhöffer Toyota. Der im Massensegment positionierte japanische Branchenprimus verzichtet auf spektakuläre Fusionen und setzt bei seiner Markenstrategie auf Kontinuität. „Toyota rollt ganz langsam vor wie ein Panzer und ist nicht aufzuhalten“, sagt Dudenhöffer. Automobilexperten sind sicher, dass Toyota den Weltmarktführer GM in ein paar Jahren an der Spitze ablösen wird. Eine konsequente Strategie im Premium-Segment fährt auch BMW. Dass BMW langfristig an der Konkurrenz von Daimler-Chrysler vorbeiziehen werde, halten Experten aber für fraglich. Dudenhöffer zufolge hat Mercedes ein Kostenproblem, das der neue Chef Eckhard Cordes lösen werde. Das Produkt-Portfolio stimme dagegen, deshalb werde der Stuttgarter Konzern bald aufholen. „2006 wird das Jahr von Mercedes“, glaubt Dudenhöffer.

„In zwei bis drei Jahren wird bei BMW das Niveau erreicht sein, wo Zuwächse immer schwieriger werden“, sagt auch Autoanalyst Georg Stürzer von der Hypo-Vereinsbank. Denn dann laufe die jetzige Modelloffensive bei BMW aus. Mercedes dagegen arbeitet gerade an mehreren neuen Modellen, die bald auf den Markt kommen werden.

Nicole Adolph

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