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Wirtschaft: Renteninformationen sind „unvollständig“

Rentenversicherer räumen Mängel ein – und wollen ab 2005 realistischer Auskunft geben

Berlin (dr). Die Renteninformationen der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) sind „unvollständig“. Dies räumte deren Vorstandsvorsitzender, Hartmann Kleiner, am Montag im Gespräch mit dem Tagesspiegel ein. Dem einzelnen Versicherten werde noch nicht plastisch genug vor Augen geführt, was ihn erwarte.

Kleiner hofft, dass die BfA spätestens im kommenden Frühjahr verbesserte Renteninformationen an die Versicherten verschicken kann. „Im Herbst sollten sich die Rentenversicherungsträger mit den Politikern zusammensetzen und darüber reden“. Dann habe die RürupKommission ihre Vorschläge veröffentlicht und es lägen die Ergebnisse von Umfragen unter den Versicherten vor. Kleiner reagierte auf die wachsende Kritik an der bisherigen Form der Renteninformation.

Regierungsberater Bert Rürup hatte am Wochenende scharf kritisiert, dass die Bundesregierung die Bevölkerung nicht ausreichend informiere. „Was wir brauchen, sind detailliertere Renteninformationen“, hatte Rürup dem Tagesspiegel gesagt. Nur so werde den Versicherten klar, was sie im Alter wirklich zu erwarten hätten, und nur so würden sie auch erkennen, wie dringend notwendig private Vorsorge sei. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft übte heftige Kritik an den Renteninformationen. Die dort angeführten Zahlen hielten die Bürger davon ab, mehr in die private Vorsorge zu investieren.

Dass die Mitteilungen den künftigen Rentnern ein zu rosiges Bild ihrer finanziellen Lage vermitteln könnten, hat man offenbar auch beim Verband Deutscher Rentenversicherungsträger erkannt. Zwar verteidigte eine Sprecherin die Beispielrechnungen, die doch immerhin auf Prognosen der EU beruhten. Sie vertröstete aber auch auf das Jahr 2005. Ab dann sollen alle Versicherten jährlich eine solche Information erhalten. „Darin berücksichtigen wir dann auch inzwischen veränderte Gesetze oder die möglicherweise dann eingetretene Arbeitslosigkeit eines Versicherten“, sagte die Sprecherin.

Wie schnell die in den Modellrechnungen gemachten Annahmen Makulatur sein können, deutete sich bereits am Montag an. Die Parteichefin der Grünen, Angelika Beer, plädierte für eine Nullrunde bei den Rentnern. Die knapp 20 Millionen Rentner müssten sich darauf einstellen, sich stärker an den Kosten für stabile Rentenbeiträge zu beteiligen. Aus Sicht von Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt ist ein Aussetzen bei der Rentenanpassung im kommenden Jahr „durchaus wahrscheinlich“. Auch der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger beurteilt eine Nullrunde positiv. Eine Verschiebung der Anpassung um ein halbes Jahr auf den 1. Januar 2005 sei von allen diskutierten Maßnahmen zur Begrenzung des Beitragssatz-Anstiegs den Rentnern am ehesten vermittelbar, hieß es. Bisher wird davon ausgegangen, dass die Renten im kommenden Jahr um netto etwa ein Prozent steigen.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP Rainer Brüderle forderte unterdessen die Bundesregierung auf, jedes Jahr eine Generationenbilanz vorzulegen. In dieser sollten die Belastungen der einzelnen Generationen aufgeschlüsselt werden. Dies trage zur Versachlichung der Diskussion bei.

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