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1907 wurde Mifa gegründet - jetzt muss es wohl verkauft werden.

© dpa

Rettung gescheitert: Fahrradhersteller Mifa meldet Insolvenz an

Der Deal mit einem indischen Investor ist gescheitert, nun meldete Deutschlands größter Fahrradhersteller Mifa Insolvenz an. Großaktionär Carsten Maschmeyer ist enttäuscht.

Es steht schlecht um Deutschlands absatzstärksten Fahrradhersteller Mifa: Der Traditionsbetrieb hat am Montag Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Der Antrag sei beim Amtsgericht Halle gestellt worden, teilte Mifa mit. Die Restrukturierung des Betriebes mit aktuell rund 600 Mitarbeitern soll in Eigenregie des Managements fortgesetzt werden. Der Mifa-Vorstand leitet parallel einen Verkaufsprozess in die Wege.

Die Probleme bei dem Fahrradhersteller zeichnen sich schon seit Längerem ab. Mitte August hatte es jedoch so ausgesehen, als ob man eine drohende Pleite umschifft hätte. Indiens größter Fahrradhersteller Hero Cycles wollte mit mindestens 15 Millionen Euro bei Mifa einsteigen. Zugleich sollte das sachsen-anhaltinische Unternehmen, das vor allem große Handelsketten wie Aldi mit günstigen Rädern beliefert, entschuldet werden. „Die Sanierung der Mifa befindet sich somit auf der Zielgeraden“, erklärte damals Stefan Weniger, der derzeitige Alleinvorstand der Mifa. Zum 1. Oktober übernimmt der Handels- und Industrieexperte Thomas Mayer den Vorstandsvorsitz.

Der Deal mit Hero Cycles ist geplatzt

Doch der Investor Hero Cycles hat Zusagen nicht eingehalten, die er im Rahmen der Grundlagenvereinbarung zur finanziellen Sanierung gemacht hatte. Das indische Unternehmen sollte eine Zwischenfinanzierung zur Überbrückung leisten. „Die Sanierung kann so, wie sie mit Hero Cycles besprochen war, mit Hero Cycles nicht umgesetzt werden“, sagte Mifa-Sprecher Mark Appoh am Montag. Kurz: Der Deal ist geplatzt.

Über die Gründe für den Sinneswandel des indischen Investors lässt sich nur spekulieren. Interessant ist allerdings, dass Hero Cycles ein Exklusiv-Recht eingeräumt worden war, so dass Mifa nicht mit anderen Investoren oder Interessenten verhandeln durfte. Zudem vermutet man in unternehmensnahen Kreisen, dass Hero Cycles das angeschlagene Unternehmen bewusst insolvent gehen ließ, um später für eine geringere Summe einsteigen zu können.

"Eine große Enttäuschung" für Maschmeyer

Für AWD-Gründer und Mifa-Großaktionär Carsten Maschmeyer, der 28 Prozent hält, bedeutet die Insolvenz finanzielle Verluste in beträchtlicher Höhe. Die Aktie des Fahrradherstellers notierte am Freitag noch bei 1,10 Euro und sackte am Montag zeitweise auf weniger als 70 Cent ab. Maschmeyer war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. „Die Insolvenz ist natürlich eine große Enttäuschung für ihn“, sagte seine Sprecherin.

Beim Zweirad-Industrie-Verband, in dem auch Mifa Mitglied ist, zeigt man sich über die Entwicklung überrascht. „Bislang gingen wir davon aus, dass der Einstieg des indischen Investors in geregelten Bahnen verlief“, sagt Geschäftsführer Siegfried Neuberger. Zudem seien die Rahmenbedingungen für Fahrradhersteller in Deutschland derzeit sehr gut. Sowohl Stückzahlen als auch Umsätze hätten sich im Vergleich zum schwierigen Jahr 2013 in der ersten Jahreshälfte 2014 zum Positiven entwickelt.

Auch einen erhöhten Importdruck aus Asien, wie er häufig als Grund für die Probleme der Mifa genannt wird, kann Neuberger nicht beobachten. „Im Gegenteil. Wir sind sogar optimistisch, dass sich Teile der Produktion wieder zurück nach Europa verlagern.“ Grund dafür sei der Trend zu hochwertigeren und individuelleren Produkten, für die eine Marktnähe wichtig sei. „Als Außenstehende ist für uns nicht einzuschätzen, was der Grund für die aktuellen Probleme bei Mifa ist“, sagt er.

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