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Rettungsversuche: Opel-Betriebsrat setzt auf neuen GM-Chef

Für Opel-Betriebsratschef Franz ist der neue GM-Chef ein alter Bekannter: Fritz Henderson war früher für das Europageschäft des Konzerns verantwortlich. Die Arbeitnehmervertretung sieht das als gutes Zeichen für eine Rettung von Opel. Die Bundesregierung reagiert jedoch zurückhaltend.

Der Opel-Betriebsrat hat die Ablösung Rick Wagoners an der Spitze des Mutterkonzerns General Motors (GM) begrüßt. „Ich habe mich immer gewundert, wie lange sich jemand halten kann, der den Unternehmenswert von GM um 90 Prozent gemindert hat“, sagte Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz. Er setzt seine Hoffnung nun in den Nachfolger und früheren Europa-Chef des US-Konzerns Fritz Henderson. "Henderson kennt Europa sehr gut, wir arbeiten in einem offen und guten Dialog miteinander."

Bislang sei die gesamte Unternehmenspolitik aus den USA gelenkt worden, sagte Franz weiter. Folge davon sei eine verfehlte Modellpolitik gewesen. GM haben den "Willen der Kunden in den verschiedenen Weltregionen nicht gehört" und Anregungen des Opel-Managements nicht berücksichtigt. Wagoners designierter Nachfolger Fritz Henderson stehe indes für ein "dezentrales Modell". Ihm traut Franz es zu, GM in eine erfolgreichere Zukunft zu führen.

Dennoch müssen die Opel-Mitarbeiter müssen weiter um ihre Zukunft bangen. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hält den Zeitpunkt zur Entscheidung über Staatshilfe für Opel weiter offen. "Das kann relativ schnell der Fall sein, es kann aber auch sein, dass die Frist ausgeschöpft wird", sagte der Minister in Berlin. Die US-Regierung gibt dem am Abgrund stehenden Mutterkonzern GM nur noch eine letzte Gnadenfrist von 60 Tagen, bis zu der ein radikales Sanierungsprogramm stehen muss. Sonst droht das Weiße Haus offen mit einer Pleite.

In "chirurgischer Manier"

Der Chefwechsel bei GM gilt als erster Schritt für einen Neuanfang. Der langjährige Konzernlenker Wagoner war am Montagmorgen unserer Zeit zurückgetreten. Henderson war bislang sein Vize. Wagoner hielt sich seit 2000 trotz riesiger Verluste, Absatzeinbrüche und immer heftigerer Kritik. In den vergangenen vier Jahren häufte der einst weltgrößte Autobauer Verluste von insgesamt mehr als 80 Milliarden Dollar an. Der 50-jährige Henderson ist bereits seit einem Jahr für das laufende Geschäft zuständig.

In von US-Medien veröffentlichten Dokumenten geht die von US-Präsident Barack Obama eingesetzte Sonderkommission, die sogenannte Task Force, ungewöhnlich hart ins Gericht mit den bisherigen Sanierungsplänen von GM und des kleineren Konkurrenten Chrysler. Ausdrücklich heißt es, möglicherweise werde ein Insolvenzverfahren die beste Lösung sein, in "schneller und chirurgischer Manier".

Merkel in Rüsselsheim

GM und Chrysler haben bisher insgesamt 17,4 Milliarden Dollar an Staatskrediten erhalten. Die Opel-Mutter forderte bisher zusätzliche 16,6 Milliarden Dollar, Chrysler fünf Milliarden. Ohne neues Geld droht die rasche Pleite. Obama will seine Pläne am Montagnachmittag deutscher Zeit auf einer Pressekonferenz vorstellen. Von einem endgültigen Sanierungskonzept für GM hat die deutsche Bundesregierung auch Hilfen für die Tochter Opel abhängig gemacht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besucht an diesem Dienstag den Autobauer in Rüsselsheim. Opel mit seinen mehr als 25.000 Mitarbeitern in Deutschland will sich von GM unabhängiger machen und sucht dafür Investoren. Merkel lehnt einen Staatseinstieg bisher ab, führende SPD-Politiker haben sich dafür ausgesprochen. Das Land Rheinland-Pfalz stellte bereits eine Beteiligung in Aussicht.

Die frühere Daimler-Tochter Chrysler betrachtet die US-Regierung als eigenständig nicht überlebensfähiges Unternehmen. Der Autobauer hat auch nur 30 Tage Zeit bekommen, eine engere Zusammenarbeit mit dem Partner Fiat auf die Beine zu stellen. Dann könnten die geforderten weiteren sechs Milliarden Dollar gewährt werden, hieß es. (sf/dpa/AFP)

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