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Wirtschaft: Rexrodt fordert Banken zu größerem Ost-Engagement auf

BERLIN (hjk).Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) hat die privaten Banken vor übertriebener Zurückhaltung bei der Kreditvergabe in Ostdeutschland gewarnt.

BERLIN (hjk).Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) hat die privaten Banken vor übertriebener Zurückhaltung bei der Kreditvergabe in Ostdeutschland gewarnt.Das Engagement der Kreditwirtschaft, so Rexrodt am Dienstagabend auf der Mitgliederversammlung des Bankenverbandes mittel- und ostdeutscher Länder in Berlin, sei unverzichtbar für den Aufbau Ost.

Der Minister betonte, er halte die pauschale Bankenkritik, wie sie in den östlichen Bundesländern in den letzten Jahren vermehrt zu hören ist, nicht für gerechtfertigt.Die Rolle der privaten Banken beim Aufbau Ost sei nicht zu überschätzen.In kürzester Zeit seien rund 1000 Bankfilialen mit inzwischen 21 000 Mitarbeitern aufgebaut worden, die damit zum Gründungsboom in den neuen Ländern beigetragen hätten.Über eine Million selbständiger Existenzen seien so im Osten in den letzten Jahren neu entstanden.Allein 1997 hätten die Investitionen bei 60 Mrd.DM gelegen.

Tatsache sei aber auch, so Rexrodt weiter, daß nach den starken Boomjahren jetzt - vor allem aufgrund des hohen Wertberichtigungsbedarfs - bei den Banken eine gewisse Zurückhaltung zu spüren sei.Wörtlich: "Katerstimmung bei den Banken ist das letzte, was der Aufbau Ost jetzt gebrauchen kann." Denn gerade jetzt komme das Verarbeitende Gewerbe in Schwung.Die ersten Ost-Betriebe feierten im Ausland Absatzerfolge.Dies bedeute, daß der Kapitalbedarf der Unternehmen enorm sei.Der Minister appellierte daher an die Banken, jeden Kreditantrag nicht nur als mögliches Geschäft für das Institut zu bewerten, sondern vor allem als einen Beitrag zu Wachstum und Beschäftigung in den neuen Ländern.Die Unternehmen dürften nicht von den Banken in grobe Bewertungsrater gepreßt werden.Viele gängige Bewertungskriterien aus dem Westen paßten im Osten nicht.Sicherheiten seien oft nicht ausreichend vorhanden, da die 40 Jahre DDR keine ausreichende Substanzbildung zugelassen hätten.Wichtiger sei es, die Zukunftsfähigkeit der Projekte zu überprüfen.Dies müsse nicht nur der Bankenverband akzeptieren.Diese Argumentationskette müsse auch im Alltagsbetrieb der Banken auf Gehör stößen.

Mit Sorge, so Rexrodt, habe er vernommen, daß Kreditanträge aus bestimmten Branchen pauschal abgelehnt würden, etwa aus der mitten in einer Strukturanpassungskrise steckenden Bauindustrie.Das heiße aber auch, daß etwa ein auf die Altbausanierung spezialisiertes Unternehmen keine Chance habe.Auch hier gelte: "Prüfen Sie das Unternehmenskonzept unvoreingenommen.Es gibt in jeder Branche noch Perlen." Seitens der Bundesregierung würden die speziellen Ost-Förderprogramme, der Beteiligungsfonds Ost und das Bürgschaftsprogramm der Deutschen Ausgleichsbank weitergeführt.Für die Aufstockung des Konsolidierungsfonds für liquiditätsschwache Betriebe liege ein Vorschlag auf dem Tisch.Über die beiden Fonds seien inzwischen zwei Mrd.DM in Ost-Unternehmen geflossen.

Das Problem der Zahlungsmoral, so Rexrodt, könne allerdings nicht allein durch die Banken gelöst werden.Die Wirtschaft insgesamt müsse handeln.Schnell könne etwa eine Selbsthilfeeinrichtung aufgebaut werden, die Betriebe unterstütze, die in Not geraten seien.Aus neu zu bildenden Fonds könnten Überbrückungshilfen gezahlt werden.Deren Management sei am besten bei den Industrie- und Handelskammern angesiedelt.

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