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Wirtschaft: Richtig sparen

Das Geld ist auch im Jahr 2003 knapp – was man sich trotzdem leisten sollte, um im Trend zu liegen

Für die New Yorkerin Andy McNicol sind die entscheidenden Fragen in diesem Jahr: Sind Pastellfarben in? Werden weiße Mäntel wirklich der letzte Schrei sein? Und wäre es cooler, im griechischen Dorf Lia Urlaub zu machen oder nach Island zu fahren? Belanglose Fragen? Vielleicht nicht. Die Wirtschaft stagniert weiter und zwingt zum Sparen. Umso wichtiger ist es, sein Geld richtig auszugeben. Wenn man wenig Urlaub hat, dann muss er großartig sein. Und wenn man sich für neue Schuhe in Unkosten stürzt, müssen sie schon die richtige Form haben (in diesem Jahr spitz).

„Die Leute schmeißen ihr Geld nicht zum Fenster hinaus“, sagt Pauline Dora, Eigentümerin des Geschäftes Design Solutions in Connecticut. „Sie sind wählerischer.“ Das spürt Dora am eigenen Leib: Ihre Kunden reißen sich nicht länger um eine Keksdose für 45 Dollar (43,30 Euro). Das Wall Street Journal hat deshalb bei Experten erfragt, was 2003 „in“ und „out“ ist. Zum Beispiel wird ein Boom an tibetischem Yak-Käse und an spanischen Weinen erwartet. Die abstrakten Gemälde des niederländisch-amerikanischen Malers Willem de Kooning verkaufen sich besser als einige Monets. Und es ist nicht mehr peinlich, Farbfotos als Kunst in seinem Flur hängen zu haben (solange sie allerdings signiert sind). Und was die Fragen der New Yorkerin McNicol betrifft: Weiße Mäntel sind in und Pastellfarben cool. Ob auch Island ein Hit wird, können wir allerdings nicht versprechen.

AUTOS

IN: Porsche Cayenne

OUT: massige Geländewagen

DAS MODEWORT: kastenförmig

Sind in diesem Jahr „Crossover-Modelle“ lächerlich? Ja, durchaus. Ebenso wie die Vermischung verschiedener Kochkulturen (die „Fusion Cuisine“) in einem einzigen Brei endet, ist das auch bei der Kreuzung mehrerer Auto-Modelle der Fall. Sportliche Geländewagen (im Fachjargon „Sport Utility Vehicles“) sehen wie ein Station Wagon (der Volvo XC90), ein Minivan (der MDX von Acura) oder ein Pickup (der Avalanche von Chevrolet) aus. „Ich kaufe diese Halbblutmischlinge nicht“, sagt Jim Hall vom US-Beratungsunternehmen für Autos, AutoPacific. „Kein Kunde interessiert sich für so etwas.“ Und dennoch: Auf uns kommen noch merkwürdigere Auto-Kreuzungen zu. Man schaue sich nur den Chevrolet SSR mit den großen Rädern und dicken Reifen eines Sportwagens, dem Stauraum eines Pickups und den gerundeten, gewölbten Kotflügeln der 50er Jahre an. Haben wir erwähnt, dass der Chevrolet SSR noch ein Faltklappdach hat? Selbst der Sportwagenhersteller Porsche mischt mit dem Cayenne Turbo auf dem Markt für Geländewagen mit. Der Wagen erreicht eine maximale Geschwindigkeit von 265 Stundenkilometern, hat aber gleichzeitig einen Gepäckraum, der so groß ist wie bei konventionellen Geländewagen.

TECHNIK/DESIGN

IN: ein Fernseher, der schmaler als Ihre Taille ist

OUT: Videorecorder

DAS MODEWORT: multifunktional

Flache Bildschirme bei Fernseher und Computer werden zum Muss. Der Absatz von Flachfernsehern ist in den USA im vergangenen Jahr um 21 Prozent in die Höhe geschnellt und wird in diesem Jahr noch mal um 21 Prozent zulegen, erwartet der US-Verband für Unterhaltungselektronik. „2002 war das erste Jahr mit einer spürbaren Nachfrage“, sagt ein Sprecher des Verbandes. Angesagt sind außerdem tragbare multifunktionale Geräte. Das ist nicht zuletzt dem Erfolg des tragbaren Digital-Music-Players iPod von Apple zu verdanken. Das Gerät in der Größe eines Kartenspiels kann bis zu 1000 Songs auf seiner Festplatte speichern. Man erwartet, dass der Umsatz mit tragbaren Music-Playern in den USA bis 2006 die 30-Millionen-Dollar-Grenze überschreitet, wenn die Produkte billiger und besser werden. Ein Beispiel für die neue Generation an Geräten ist der Jukebox-Multi-Media-Player von Archos. Das Gerät kann nicht nur Musik abspielen und Fotos machen, sondern lässt sich sogar an einen Fernseher anschließen, um Videos aufzunehmen und anzusehen. 2003 muss man auch den Unterhaltungselektronik-Hersteller Sonicblue im Auge behalten. Das Unternehmen will einen handgroßen, tragbaren Videoplayer auf den Markt bringen, der etwa 50 Videostunden speichert und weniger als 1000 Euro kosten könnte.

MODE

IN: Beinwärmer

OUT: dunkle Farben

DAS MODEWORT: damenhaft

Die Welt ist vielleicht bedrohlicher als je zuvor, doch die Modebranche ist erstaunlich guter Laune. Heitere Farben halten Einzug – angefangen von Pastellfarben bis zu knalligen Grün- und Pinktönen. „Es ist an der Zeit“, sagt Kim Latford. In diesem Jahr will die Trendberaterin aus San Francisco einen hellen Mantel kaufen, nachdem sie in den vergangenen Jahren vor allem schwarze und graue Kleidung getragen hat. Groß geschrieben werden auch Ballerina-, Yoga- und Tanzklamotten. Dazu gehören Beinwärmer, die oft mit Stilettos von Edmundo Castillo getragen werden. Ein Trend könnten auch Armbanduhren werden. Der Rap-Unternehmer Russell Simmons hat die italienische Uhrenmarke Grimoldi in die USA gebracht und wirbt für eine Kollektion (Borgonovo), die ein wenig wie die geschmolzenen Uhrenteile auf Salvador Dalis Bildern aussieht.

Übersetzt und gekürzt von Tina Specht (Internet), Karen Wientgen (Sparen), Christian Frobenius (Steuern), Matthias Petermann (US-Konjunktur), Svenja Weidenfeld (Großbritannien).

Nancy Keates

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