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Wirtschaft: Ricke überrascht mit hoher Dividende

Telekom-Chef will bis zu 2,6 Milliarden Euro auszahlen–Kritiker vermuten darin vor allem eine Finanzspritze für Hans Eichel

Berlin - Nach zwei Jahren ohne Dividende will die Deutsche Telekom für das Jahr 2004 wieder Geld an ihre Aktionäre ausschütten. Konzernchef Kai-Uwe Ricke kündigte am Donnerstag in Bonn an, der Vorstand strebe eine Dividende von 62 Cent pro Aktie an. Das ist deutlich mehr als von Analysten erwartet und Investoren gefordert worden war. Beobachter gehen davon aus, dass der Bund, der immer noch größter Aktionär der Telekom ist, sich für die unerwartet hohe Ausschüttung stark gemacht hat. „Hier zeigt sich die Rücksichtslosigkeit des Bundes im Umgang mit seinen Unternehmen“, sagte der haushaltspolitische Sprecher der Union, Dietrich Austermann, dem Tagesspiegel. „Der Bund setzt seine Interessen rigoros durch.“

Die Telekom ist nur in der Lage bis zu 2,6 Milliarden Euro auszuschütten, weil sie nach dem Krisenjahr 2002 mit einem Rekordverlust von 24,6 Milliarden Euro und einer Rekordverschuldung von bis zu 71 Milliarden Euro die Wende geschafft hat. „Wir sind wieder auf Spur“, sagte Ricke bei der Vorlage der Quartalszahlen. Die Telekom habe auch im dritten Quartal ihren Wachstumskurs bei klar steigender Profitabilität fortsetzen können. Von Juli bis September steigerte der Konzern seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,2 Prozent auf 14,5 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) legte um 11,7 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro zu. Wachstumstreiber im Konzern bleibt der Mobilfunk, der inzwischen 41 Prozent zum Ergebnis des Konzerns beiträgt.

Ausgehend von den ersten neun Monaten, erwartet der Konzern für das Gesamtjahr weiterhin einen operativen Gewinn von mindestens 19,2 Milliarden Euro. Der Überschuss soll aber stärker steigen als bisher erwartet. Ricke erhöhte die Prognose für den Gewinn nach Steuern von 2,5 Milliarden auf 3,2 Milliarden Euro. Auch für die kommenden Jahre kündigte Ricke an, regelmäßig „eine attraktive Dividende“ zahlen.

Wie hoch die Ausschüttung 2004 am Ende ausfallen wird, hängt vom tatsächlichen Jahresüberschuss und dem Beschluss der Hauptversammlung ab. Analysten und Investoren hatten mit einer Dividende von 48 bis 50 Cent pro Aktie gerechnet. Jetzt sollen es 56 bis 62 Cent werden. Allein der Bund, der noch rund 1,09 Milliarden Telekom-Aktien hält, kann daher mit einer Zahlung von bis zu 676 Millionen Euro rechnen. Insgesamt würden damit bis zu 2,6 Milliarden Euro ausgeschüttet, was 80 Prozent des angestrebten Nettogewinns entspräche. Diese Quote sei deutlich mehr als üblich, urteilte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Im Deutschen Aktienindex würden meist nur 20 bis 30 Prozent des Gewinns ausgeschüttet. „An der Höhe der Dividende kann man sehen, wie schlecht es dem Bund geht“, sagte Hans-Richard Schmitz, Sprecher der DSW. „Da hat der Bund sicherlich Druck ausgeübt.“ Allerdings profitierten auch die anderen Aktionäre davon, die in den vergangenen zwei Jahren leer ausgegangen waren.

Die Anleger nahmen die Quartalszahlen und die Dividende positiv auf. Die T-Aktie legte am Donnerstag um 4.4 Prozent auf 15,67 Euro zu.

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