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Wirtschaft: Riester-Rente: Prüfsiegel kommt nicht vor Dezember

Starten oder Warten? Diese Frage stellen sich viele Verbraucher bei der neuen Riester-Rente.

Starten oder Warten? Diese Frage stellen sich viele Verbraucher bei der neuen Riester-Rente. Die staatliche Förderung setzt erst 2002 ein. Noch kann kein Anbieter das für Zuschüsse und Steuervorteile benötigte Prüfsiegel vorweisen. Dennoch trommeln etliche Lebensversicherer schon für den Absatz Riester-tauglicher Rentenpolicen. Verbraucherverbände warnen vor schnellen, unüberlegten Abschlüssen.

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hält die Werbeaussagen der Victoria, der Provinzial, der Mannheimer sowie der Aachener und Münchener für untragbar. Unter Prozessandrohung sollen die Versicherer Formulierungen, die zu einem baldigen Abschluss drängen, zurücknehmen. "Die staatlichen Zulagen sind noch nicht gesichert. Voraussetzung ist die Zertifizierung", betont Rainer Metz, Finanzexperte der Verbraucherzentrale. Die aber gibt es nach Auskunft der Aufsichtsbehörde in Bonn nicht vor Dezember.

Teilweise korrigiert hat sich inzwischen die in Düsseldorf ansässige Victoria. Die Formulierung im Internet, es sei "höchste Zeit, selbst die Initiative zu ergreifen", hat sie abgewandelt, "um Fehldeutungen künftig zu vermeiden". Hingegen hält sie an der Aussage fest, ihre "Förderrente" biete den Kunden "alle Vorteile", speziell die staatlichen Zulagen und Steuerbonbons ab 2002. Die neue Police sei "gezielt auf die Voraussetzungen zugeschnitten, von denen die Zertifizierung abhängt", wehrt die Victoria ab.

Versicherer machen Rückzieher

Zu einem Teilrückzieher hat sich auch die Mannheimer Lebensversicherung entschlossen. An der Kernaussage will sie aber nicht rütteln. Sollten wider Erwarten die jetzt schon angebotenen Policen an die Riesterschen Auflagen angepasst werden müssen, übernimmt sie dafür alle Kosten. "Der Kunde kann auch das Geld zurück erhalten", sagt Marketing-Leiter Jürgen Wörner. "Wir sind mit einem guten Gewissen am Markt." Die Police erfülle nicht nur die zwölf Förderkriterien, sondern garantiere dem Kunden sogar eine steigende lebenslange Rente.

Die Aachener und Münchener will bei ihren Aussagen im Internet künftig betonen, dass der staatlichen Geldspritze die Zertifizierung vorausgehen muss. Johannes Booms vom Vorstand garantiert ebenfalls, dass den Kunden im Fall eines Testatproblems kein Schaden entsteht. Auch seien die Kosten für Provisionen auf zehn Jahre verteilt, so dass vom Beitrag des Kunden im ersten Jahr 70 bis 80 Prozent in den Kapitaltopf flössen.

Die Provinzial in Düsseldorf ist das einzige der gerügten Unternehmen, das seine Riester-Rente noch gar nicht anbietet. Erst am 1. Juli will sie damit beginnen. In Anzeigen fordert sie zum "Jetzt durchstarten!" auf. Außerdem heißt es, die neue "Prämienrente" erfülle alle Voraussetzungen für eine staatliche Förderung. Auf die Abmahnung muss der öffentlich-rechtliche Regionalversicherer bis Mitte der Woche reagieren.

Die Zugeständnisse der Victoria und der kleinen Mannheimer Lebensversicherung gehen der Verbraucherzentrale NRW nicht weit genug. Derzeit prüft sie, ob sie eubeb Rechtsstreit riskieren kann. Ihrer Ansicht nach müssten untestierte Produkte - wie auf Zigarettenschachteln - einen Warnhinweis tragen: "Förderung nicht garantiert." In letzter Konsequenz geht es beim Streit darum, ob der vorzeitige Verkauf von "Riester-Produkten" trotz der Anbieter-Garantien überhaupt zulässig ist.

Jörg Knospe

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