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Michael Bloomberg leitet die neue Task Force.

© REUTERS

Risikobewertung: Wie umweltfreundlich sind Unternehmen?

Investoren sollen anhand eines neuen Standards bewerten können, wie hoch die Klimarisiken von Unternehmen sind. New Yorks Ex-Bürgermeister Bloomberg hat dafür eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen.

Es ist nur einer von vielen Beschlüssen, den Mark Carney, künftig Vorsitzender des internationalen Stabilitätsrats (FSB) und Michael Bloomberg, US-Milliardär, am Rande der Klimakonferenz in Paris verkündeten. Doch er verspricht einen neuartigen Ansatz. Zusammen stellten die beiden die Einrichtung einer „Climate Change Disclosure Task Force“ vor. Sie soll es Investoren zukünftig sehr viel einfacher machen, die „klimarelevanten Risiken“ von Unternehmen zu bewerten - und risikoreiche Unternehmen durch Verkäufe unter Druck zu setzen. Unter Führung von Michael Bloomberg, soll somit eine „Überführung zur kohlenstoffarmen Wirtschaft“ möglich gemacht werden. Die Idee hinter der Task Force ist simpel: Durch eine einheitliche Berechnung von Unternehmensrisiken, die direkt mit dem Klimawandel zusammenhängen, entsteht die Möglichkeit, Unternehmen untereinander zu vergleichen: Wie viel schädliche Abgase stößt ein Unternehmen aus? Welches Unternehmen ist für staatliche Regulierungen bezüglich des Klimawandels vorbereitet? Und welche Unternehmen sind für eine kohlenstoffarme Zukunft gewappnet?

Unternehmen ohne Strategie für den Klimawandel werden abgestraft

Genau solche Informationen möchten Bloomberg und seine Task Force bis Ende nächsten Jahres künftig vereinheitlichen und damit den Finanzmärkten eine Grundlage zur Risikobewertung geben. „Es geht um leicht zugängliche, hochklassige Informationen, die es dem Markt erlauben werden, sich ein Urteil zu bilden über das Klima-Risiko eines Unternehmens“, so der Ex-Bürgermeister von New York. Oder kurz: Bloomberg will Transparenz. Durch die von der Task Force erarbeiteten Standards wolle man Unternehmen eine faire Möglichkeit liefern, ihre Anteilseigner über Fortschritte auf dem Gebiet zu informieren. Bisher, so heißt es, würden nur knapp ein Drittel der 1000 größten Unternehmen eine freiwillige Auskunft zu ihrer CO2-Bilanz geben – und das auch noch uneinheitlich. Von den anderen weiß man gar nichts. Große Unternehmen sollen daher nach den Vorstellungen des FSB ihre Umweltbilanz jährlich offenlegen – so wie es mit ihren Finanzen seit jeher passiert.

Den Kapitalmarkt kann man nicht ignorieren

Das Kalkül hinter den standardisierten Informationen: Wenn das Urteil über die zukunftsfähige Strategie negativ ausfällt, werden die Kapitalkosten für diese Unternehmen steigen, kalkuliert Carney. Wer also abhängig von hohem Emissionen oder nicht zukunftsfähigen Stoffen ist, könnte unter den neuen Bewertungen leiden. Wer hingegen eine Strategie für den Klimawandel entwickelt hat, könnte von Kapitalanlegern belohnt werden. Unabhängig also was man vom Umweltschutz halte: „Was niemand ignorieren kann, ist die Reaktion des Kapitalmarktes“, so Carney. Zudem wolle man durch die Task Force verhindern, dass Kapitalanleger plötzlich oder abrupt aus einem Markt oder Unternehmen aussteigen, weil sie Risiken nicht mehr schätzen können, so wie kürzlich bei einigen Kohleproduzenten geschehen. Die Aktien waren daraufhin eingebrochen. Doch bei allem Enthusiasmus, gibt es eben doch einen Haken: All die Standards, die Bewertungen und Veröffentlichungen, die Transparenz, sie könnte verpuffen. Denn die zukünftigen einheitlichen Standards sind wie so viele Beschlüsse auf dem Gebiet: freiwillig.

Nils Wischmeyer

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