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Wirtschaft: Risikozahlen für Wertpapiere und Fonds

Die aktuellen Börsenturbulenzen bescheren den Investoren Wertschwankungen, die sie oft nicht für möglich gehalten haben.Gerade in dieser Situation stellt sich die Frage: Kann der Privatanleger das mit einem bestimmten Wertpapier verbundene Risiko verkraften?

Die aktuellen Börsenturbulenzen bescheren den Investoren Wertschwankungen, die sie oft nicht für möglich gehalten haben.Gerade in dieser Situation stellt sich die Frage: Kann der Privatanleger das mit einem bestimmten Wertpapier verbundene Risiko verkraften? Die DG Bank will bei der Beantwortung Orientierung bieten.Das Zentralinstitut des genossenschaftlichen Bankenverbundes stellte vor kurzem ein entsprechendes Bewertungsmodell vor.Es hilft aber nicht nur den Anlegern, sondern auch den Instituten bei der Begrenzung der Risiken aus der Beraterhaftung, wurden doch vor einigen Jahren besondere Sorgfaltspflichten bei der Beratung gesetzlich verankert.

Das Modell in Kürze: Es leitet aus der Bewertung verschiedenster Risikokomponenten eines Produktes eine einzelne Risiko-Kennziffer ab.Damit prüft der Anlageberater, ob das Wertpapier zum vorher ermittelten Kundenprofil paßt.Dieses Profil wird aus der persönlichen Risikoneigung abgeleitet.Es gibt fünf Risikoklassen, die von "konservativ" bis "hochspekulativ" reichen und denen bestimmte Niveaus der Risikokennzahlen zugeordnet sind.Das Modell bewertet sowohl einzelne Aktien als auch Festverzinsliche und Investmentfondsanteile, soweit sie vom Research der DGBank abgedeckt werden.Die Bewertung wird regelmäßig aktualisiert.

Das Konzept basiert auf acht Basisrisiken

Länderrisiko: Sofern ein Länderrisiko besteht, wird das Wertpapier in die Risikoklasse 5 (sehr hohes Risiko) eingestuft.Währungsrisiko: Grundlage ist die geschätzte Volatilität (statistisches Maß für die Schwankungsstärke) der Währung gegenüber D-Mark bzw.Euro.Liquiditätsrisiko: Die Ausführung einer typischen Transaktion eines Privatanlegers wird allein aufgrund der Ordererteilung entweder keine Auswirkung auf den Kurs haben (kein Risiko, Bewertung: 0), möglicherweise den Kurs beeinflussen (geringes Risiko, 1) oder sogar unsicher sein (hohes Risiko, 2).Bonitätsrisiko: Gefahr der Zahlungsunfähigkeit oder Illiquidität des Anleiheschuldners bzw.des Konkurses der Aktiengesellschaft; wird in Anlehnung an die Einstufung von Ratingagenturen bewertet.Zinsänderungsrisiko: Es ergibt sich grundsätzlich nur für Anlagen mit Rentencharakter und wird als "modified duration" definiert, einem mathematischen Maß zur Beurteilung der Zinsempfindlichkeit von Renten.Kursänderungsrisiko: geschätzte Volatilität der erwarteten Aktienkursbewegungen in lokaler Währung.Risiko des Totalverlustes: Risiko, daß ein Wertpapier schon aufgrund seiner Konstruktion wertlos werden kann, typischerweise bei Optionen oder Optionsscheinen.Ertragsrisiko: Risiko von Schwankungen des laufenden Ertrages, etwa der Dividenden im Falle von Aktien.

Achim Philippus von der DGBank gibt zwei Beispiele für die Arbeitsweise des Modells.Im Falle der Aktie von Coca-Cola gehen drei der aufgeführten Basisrisiken in das Modell ein:das Währungsrisiko, das Kursänderungsrisiko,sowie das Risiko der Schwankung der Dividendenzahlung.Insgesamt ermittelt die DGBank die Produktrisikoklasse 4 ("hohes Verlustrisiko").Das Anlagerisiko bei Anleihen liegt im Gegensatz zu Aktien vor allem in Wertschwankungen als Resultat von Veränderungen des Kapitalmarktzinses sowie im Bonitätsrisiko.Beide Faktoren spielen deshalb die wichtigste Rolle im zweiten Beispiel, einer DM-Auslandsanleihe der Ungarischen Nationalbank.Bei den Investmentfonds einigten sich die Experten darauf, sie als einzelnes Wertpapier zu behandeln.Deshalb sind nur das Kursänderungs-, in geringerem Maße das Ertragsrisiko und - bei Fremdwährungsfonds - das Währungsrisiko relevant.

INGO NARAT (HB)

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