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Wirtschaft: Ritterspiele bei Conti

Der Autozulieferer will die Übernahme durch Schaeffler abwehren – aber die Front im Aufsichtsrat bröckelt

Berlin - Ein bisschen Spaß muss sein. Hubertus von Grünberg, Aufsichtsratsvorsitzender der Continental AG, soll sich Ende der vergangenen Woche in Peking befunden haben. So ist in Aufsichtsratskreisen zu hören. Offenbar ein bisschen Olympia, bevor es zu Hause ernst wird. Manfred Wennemer steht der Sinn danach nicht. Der Vorstandsvorsitzende tüftelte in den vergangenen Tagen mit Bankern und Aufsichtsräten an einer Strategie, mit der die Übernahmeattacke der Schaeffler-Gruppe abgewehrt werden könnte. Am kommenden Mittwoch wird es dann spannend: Der Aufsichtsrat trifft sich um zehn Uhr am Conti-Sitz in Hannover und soll die Abwehrmaßnahmen billigen. An dem Tag, die 14-Tage-Frist ist rum, in der man sich zu einem Übernahmeangebot äußern muss, werden Grünberg und Wennemer auch Stellung beziehen. Gibt es einen monatelangen Poker, oder doch eine einvernehmliche Lösung?

Kaum ein Ton war zuletzt aus den Zentralen der Gewerkschaften IG Metall und der IG BCE in Hannover zu hören, wo das Verhalten der Arbeitnehmer im Conti-Aufsichtsrat koordiniert wird. Immerhin. „Es gibt viele Vorgespräche.“ Die Haltung der Gewerkschaften wird den Ausgang des Monopolys mit entscheiden. Das Familienunternehmen Schaeffler aus Herzogenaurach, das wie Conti auch vor allem die Autoindustrie beliefert, besitzt bereits acht Prozent an dem Hannoveraner Dax-Konzern und hat sich über Banken den Zugriff auf weitere 28 Prozent gesichert. Für die Übernahme hat Schaeffler den Conti-Aktionären einen Preis von 70,12 Euro pro Aktie angeboten, die Conti-Führung um Wennemer lehnt das ab.

Zur Hilfe gerufen hat Wennemer inzwischen acht Banken aus aller Welt: Bank of America, BNP Paribas, Citigroup, Goldman Sachs, JP Morgan, HSBC, Morgan Stanley sowie die Deutsche Bank. Allesamt gute Namen – mit sehr gut bezahlten Experten. Die Schlacht wird teuer. Auch für Schaeffler. Das Familienunternehmen arbeitet mit sieben Banken zusammen, die allesamt für die Finanzierung der bislang auf elf Milliarden Euro veranschlagten Übernahme gebraucht werden. Wenn es denn dazu kommt.

„Ich gehe davon aus, dass der Einstieg von Schaeffler funktioniert“, sagt Erwin Wörle. Der Conti-Betriebsrat aus dem Ingolstädter Werk sitzt im Aufsichtsrat und sieht sich an der Seite des Aufsichtsratsvorsitzenden Grünberg. „Wenn er dagegen wäre, dann hätte er sich schon geäußert“, meint der Betriebs- und Aufsichtsrat im Gespräch mit dem Tagesspiegel am Sonntag. Am Ende werde Grünberg wohl den Ausschlag geben.

Die Geschäfte von Schaeffler und Conti ergänzten sich gut, meint Wörle. „Conti hat Elektronik, Schaeffler nicht. Und wenn die Geschäfte zusammenkommen, dann verkaufen wir in Zukunft die Elektronik gleich mit der Kupplung.“ Die Befürchtung, dass nach einer Übernahme Conti-Bereiche wie die Reifenherstellung verkauft würden, lässt Wörle nicht gelten. „Bei Conti ist der Reifen auch nicht sicher. Aber warum sollte Conti einen Bereich mit einer Umsatzrendite von mehr als 16 Prozent verkaufen?“

Die Mutmaßungen über einen weißen Ritter, der Conti-Aktien kaufen und so die Übernahme durch Schaeffler verhindern könnte, nennt Wörle „verkehrte Welt“. Spekuliert wird seit Tagen über Finanzinvestoren wie KKR oder Apollo, „doch Private Equity als weißen Ritter – das mache ich nicht mit“, sagte Wörle dem Tagesspiegel am Sonntag. Also lieber Schaeffler.

Die Aufsichtsratssitzung am Mittwoch wird auch deshalb spannend, weil Conti-Chef Wennemer vermutlich einen weißen Ritter mitbringt. Jedenfalls wäre der sehr hilfreich bei der angestrebten Kapitalerhöhung. Der weiße Ritter würde einen Großteil der bis zu zehn Prozent neuen Aktien kaufen und Schaeffler entsprechend Macht verlieren. Die acht Banken, die Conti inzwischen angeheuert hat, könnten dem weißen Ritter das notwendige Kapital geben, meint Dirk Classen von der Kölner Kanzlei Picot. „Wegen der Finanzmarktkrise ist es schwierig, derzeit an Kapital zu kommen“, sagte Classen dem Tagesspiegel am Sonntag. Deshalb habe sich Conti die Dienste von acht Banken gesichert, die das erforderliche Geld zur Verfügung stellen könnten. „Je mehr Banken, desto besser“, meinte Classen.

Der Experte verweist auf das deutsche Gesetz, wonach der Vorstand „keine Aktionen unternehmen darf, die den Erfolg der Übernahme gefährden“. Die Entscheidung obliege allein den Aktionären. Das Recht der Aktionäre wäre indes durch das Auftauchen eines „weißen Ritters nicht tangiert“, meint Classen. Allerdings: „In so kurzer Zeit einen weißen Ritter zu finden ist schwierig.“ Am Mittwoch wird klar, ob das Wennemer gelungen ist.

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