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Rohstoffe: Ölpreise fallen trotz Kaukasuskonflikt

Der Ölpreis reagiert kaum auf die Kaukasuskrise: Nach anfänglichem Anstieg entfernte er sich weiter von seinen Höchstständen. Der Abwärtstrend der vergangenen Woche hält sich robust - die Nachfrage nach Energie und anderen Ressourcen bleibt weiter gedämpft.

Die Ölpreise sind am Montag nach einem anfänglichen leichten Anstieg deutlich gefallen und haben die rasante Talfahrt der vergangenen Handelstage fortgesetzt. Die Meldungen über die Kämpfe in dem wichtigen Öl-Transitland Georgien hätten den Preis nur für kurze Zeit nach oben getrieben, sagten Händler. Am Abend fiel der Preis für ein Barrel der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) mit Auslieferung im September dann auf 113,20 US-Dollar. Das waren 2,00 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Auslieferung im September sank um 1,89 Dollar auf 111,42 Dollar.

Experten in der Türkei haben das Feuer an der seit fünf Tagen brennenden Baku-Tiflis-Ceyhan-Ölpipeline gelöscht. Dies habe die Ölpreise wieder nach unten gedrückt. Reparaturarbeiten sollten begonnen worden, sobald die Unglücksstelle abgekühlt sei, sagte ein Sprecher der staatlichen türkischen Pipelinegesellschaft Botas am Montag. Der Zeitpunkt für die Wiederaufnahme des Betriebs der Ölpipeline sei noch nicht klar. Presseberichten zufolge sind bis zu zwei Wochen für die Arbeiten nötig.

Kämpfe in Georgien werden ignoriert

Der Konflikt zwischen Russland und Georgien hatte im frühen Handel den Ölpreis zwar noch bis auf fast 117 Dollar getrieben. Experten sahen in der vergleichsweise moderaten Reaktion einen weiteren Hinweis für den allgemein fallenden Preistrend bei Rohstoffen und speziell auch beim Öl. Es sei bemerkenswert, dass der Ausbruch von Kampfhandlungen in Georgien weitgehend ignoriert wurde, sagte Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank.

Dabei sei Georgien ein "sehr wichtiges Transitland für Rohöl", erklärte Weinberg. Die "Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline" (BTC), die von den Erdölfeldern von Aserbaidschan am Kaspischen Meer durch Georgien an die Küste der Türkei führe, befördere knapp eine Million Barrel Rohöl täglich über eine Strecke von mehr als 1700 Kilometern.

Allerdings kann bereits seit Tagen kein Öl durch die Pipeline geleitet werden. Von Händlerseite hieß es, kurdische Separatisten hätten vergangene Woche einen Anschlag auf die Pipeline verübt. Ein Sprecher der staatlichen türkischen Pipelinegesellschaft Botas erklärte dagegen am Montag, es sei ein technischer Defekt gewesen, der einen Brand ausgelöst habe. Ein Sprecher der aserbaidschanischen Ölgesellschaft Socar sagte zudem, wegen der Kämpfe in Georgien sei der Erdöl-Transit dort seit dem Wochenende gestoppt.

Bau der Nabucco-Gaspipeline in Gefahr

Das Bundeswirtschaftsministerium bezifferte die Durchleitungsmenge der Pipeline auf rund ein Prozent der Weltölproduktion. Deutschland bezieht den Angaben zufolge 3,27 Prozent seiner Öleinfuhren aus Aserbaidschan. Die Energieexpertin des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, sieht die Versorgung nicht gefährdet. Sie glaube aber, dass sich der für 2010 geplante Bau der Nabucco-Gaspipeline durch den Militärkonflikt verzögern könnte. "Das kann die Planung zurückwerfen", sagte Kemfert der "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung". Die 3300 Kilometer lange Nabucco-Pipeline soll die EU ab dem Jahr 2013 an die Erdgasquellen im kaspischen Raum anschließen. In das Projekt ist im Frühjahr auch der Essener RWE-Konzern als Partner eingestiegen.

Unterdessen ist auch der Preis für Rohöl der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) weiter kräftig gesunken. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Montag kostete ein Barrel (159 Liter) am Freitag 112,73 Dollar. Das waren 2,35 Dollar weniger als ein Tag zuvor. Die OPEC berechnet den täglichen Durchschnittspreis auf der Basis von 13 wichtigen Sorten des Kartells. (sgo/dpa)

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