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Wirtschaft: Roland Berger bleibt nur die Flucht nach vorn Unternehmensgründer investiert 50 Millionen Euro

Düsseldorf - Sieg und Niederlage – für Martin Wittig liegen sie eng beieinander. Was vorgestern noch eine Niederlage war, sah für den Roland-Berger-Chef am Montagmorgen schon wie ein Sieg aus, den es zu feiern gab.

Düsseldorf - Sieg und Niederlage – für Martin Wittig liegen sie eng beieinander. Was vorgestern noch eine Niederlage war, sah für den Roland-Berger-Chef am Montagmorgen schon wie ein Sieg aus, den es zu feiern gab. So jedenfalls empfanden es die gut zwei Dutzend Berater, die dem Chef beim „Town-Hall-Meeting“ in der Züricher Dependance, von der aus er die Beratergruppe führt, zuhörten.

Dabei war Wittig einer derjenigen, die einen Zusammenschluss des Strategieberaters mit dem ungleich größeren US- Konkurrenten Deloitte befürwortet hatten – anders als die überwältigende Mehrheit der übrigen Partner: Sie stimmten am vergangenen Samstag überraschend gegen den Deal, den Wittig zusammen mit dem Aufsichtsratschef Burkhard Schwenker sorgfältig vorbereitet hatte. Zurückgeblieben ist ein Scherbenhaufen – für Roland Berger wie für die gesamte Branche: Zwei renommierte Beratungsgesellschaften haben vor aller Öffentlichkeit demonstriert, wie man einen Zusammenschluss wohl besser nicht angeht.

Doch Wittig will davon nichts wissen. Er findet das Ergebnis am Tag nach der Schlappe „sensationell“. Eigentlich, so seine Botschaft, sind wir lieber allein. Dass die Pläne ausgearbeitet waren und angeblich ein Millionenbetrag für die Prüfung der Bücher ausgegeben wurde, lässt Wittig außen vor. Stattdessen zeigt er mit dem Finger auf Deloitte: „Wir waren nicht aktiv auf Partnersuche, man hat uns angesprochen“, sagt Wittig. Und wiegelt ab: Berger habe die Offerte „prüfen müssen“. Deloitte dagegen ist pikiert: „Nach umfassender Evaluierung der Möglichkeiten des Zusammenschlusses“, hätten die Unternehmen beschlossen, „die Verhandlungen nicht weiterzuführen“, hieß es aus dem Konzern, der mit dem Statement geradezu so tut, als sei er bei der Ablehnung der Pläne gefragt worden.

Durch die Fusion mit dem Beraterarm von Deloitte wollte Roland Berger seine strategischen Schwächen – zum Beispiel die schwache Position im US-Geschäft – auf einen Schlag beseitigen. Deloitte wiederum erhoffte sich Wachstumsperspektiven außerhalb des gesättigten und margenschwächeren Geschäfts mit der Wirtschaftsprüfung. Doch nun stehen die Beteiligten wieder auf Los. Jedenfalls fast. Denn eine Grundsatzentscheidung ist bei Roland Berger am Samstag gefallen. Das Unternehmen will aus eigener Kraft wachsen. Wie – das ist völlig unklar. Nur woher das nötige Kleingeld kommen soll, darüber herrscht Klarheit. Unternehmensgründer Berger hatte sich in der Sitzung überraschend bereit erklärt, ein Drittel seines Vermögens, rund 50 Millionen Euro, in den Ausbau der Beratung zu stecken. Daraufhin wollten auch andere Partner einen Teil der ihnen zustehenden Gewinne im Unternehmen belassen. „Statt einen großen Scheck zu nehmen, zahlt jeder der Partner lieber einen kleinen Scheck ein“, sagte Wittig dem „Handelsblatt“. HB

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